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Texte: Thomas Reinscheid (tr) & Severin Richartz (sr)
Vor etwas weniger als einem Monat machte der 1. FC Köln einen Strich unter die Rechnungen bezüglich eines Bundesliga-Verbleibs, eine Woche später war dann auch eine äußerst turbulente Saison aus Sicht der “Geißböcke” zu Ende. Es begann mit Achim Beierlorzer und Armin Veh, die alsbald Geschichte waren. Markus Gisdol und Horst Heldt führten den FC in kaum gekannte Höhen, nach der Corona-Pause war dann allerdings auch wieder Schicht im Schacht mit der Glückseligkeit rund ums Geißbockheim.
Viel passiert, allein in der Rückrunde. Siegesserie, Bundesliga-Pause, CoVid19-Fälle, Geisterspiele und und und. Wir rekapitulieren das zurückliegende Halbjahr des 1. FC Köln und vergeben unsere legendären effzeh.com-Awards. Erinnerungen an Matthias Lehmann werden dabei ebenso aufgefrischt wie an ein Traumtor, das eigentlich nur Lukas Podolski schießt. Wir ehren Eisenmänner und Heulsusen, feiern Comebacks und Abschiede. Kurzum: Elf Preise finden auch diesmal ihren Abnehmer.
Den Spieler der Saison hatten wir allerdings bereits gekürt: Jhon Cordoba setzte sich bei der Wahl in unserer Redaktion deutlich durch, mit seinen 13 Bundesliga-Toren war der kolumbianische Angreifer der Schlüssel zum Klassenerhalt der “Geißböcke”. Deshalb lag der Sturmtank auch in der Gesamtanzahl unserer Sternebewertung klar vorn. Doch beim FC gab es in der Rückrunde ebenfalls so manch auszeichnungswürdige Leistung, die ohne Unterstützung des kölschen Anhangs auf den Rasen gebracht wurde.
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Jhon-Cordoba-Statue als Spieler der Rückrunde: Mark Uth
Ein Rückkehrer entpuppt sich im neuen Jahr als die Lebensversicherung des 1. FC Köln: Im Winter vom FC Schalke 04 ausgeliehen brauchte Mark Uth nur wenig Anlaufzeit in seiner alten Heimat. 22 Minuten dauerte es bei seinem Debüt mit dem Geißbock auf der Brust, bis der Offensivallrounder, der in der FC-Jugend ausgebildet wurde, gegen Wolfsburg seine erste Torbeteiligung feiern durfte. Seine Freistoßflanke zu Jhon Cordobas Führungstreffer war der Start einer starken Serie für den 28-Jährigen: In seinen ersten acht Partien für die „Geißböcke“ war Uth immer an einem Tor beteiligt (fünf Treffer, vier Vorlagen). Bis zum Ende der Saison kam jedoch nur noch ein weiterer Assist hinzu.
Denn so sehr die Bundesliga-Pause durch die Coronavirus-Pandemie dem 1. FC Köln geschadet hat, so sehr hat sie auch der steilen Formkurve der hängenden Spitze der „Geißböcke“ ein Ende gesetzt: Uth verschoss im Derby gegen Düsseldorf ebenso einen selbst herausgeholten Strafstoß wie in Sinsheim einen Handelfmeter, verzettelte sich in Verbalgefechte mit Mitspielern und Schiedsrichtern, traf als Strippenzieher zu oft die falschen Entscheidungen im Angriffsspiel. Kurzum: Was vor der Pause lief, funktionierte nach der Fortsetzung des Spielbetriebs nicht mehr. Uths Leistung im vergangenen Halbjahr: ein Ebenbild der Achterbahnfahrt des Aufsteigers. Auch deshalb ist der ehemalige Nationalspieler unser „Spieler der Rückrunde“. Und wer weiß, ob er sich diese Auszeichnung noch einmal im FC-Trikot verdienen darf. (sr)
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Rafael-Czichos-Plakette als „Most improved player“ der Rückrunde: Florian Kainz
Ich gebe unumwunden zu: Es gibt beim 1. FC Köln keinen Spieler, über den ich mich derart echauffieren kann wie Florian Kainz. Schießen, wenn ein Pass angebracht wäre. Und umgekehrt. Noch ein Haken, wenn es zielstrebiger zur Sache gehen sollte. Zu lasch im Zweikampf. Und überhaupt: Dieses mangelhafte Defensivverhalten. Machen wir es kurz: Der Österreicher gehört wahrlich nicht zu meinen Lieblingsspielern im FC-Kader. Und doch hat er mich in der zurückliegenden Rückrunde überzeugen können. Allein die nackten Zahlen sprechen ein klare Sprache: Fünf Treffer verbuchte Kainz 2020, bereitete darüber hinaus noch vier Kölner Tore vor. Hinter Jhon Cordoba (9+2) ist der 27-Jährige der Topscorer der „Geißböcke“ in der Rückrunde.
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Besonders beim Auswärtserfolg an Karneval bei Hertha BSC überragte Kainz: Der FC-Außenstürmer erzielte einen Doppelpack und bereitete ein weiteres Tor vor. „Es passte einfach alles“, erklärte der Österreicher im Interview auf der Vereinshomepage dieses Spiel zu seinem „persönlichen Moment der Saison“. Doch nicht nur durch seine neu entdeckte Torgefährlichkeit ist Kainz zum nicht zu unterschätzenden Baustein in der Mannschaft von Trainer Markus Gisdol geworden. Insbesondere bei den Standards ist der Rechtsfuß eine wichtige Option im FC-Spiel. Das gilt auch für seine Fähigkeiten im Eins-gegen-Eins, durch seine Dribblings öffnet der Österreicher Räume für die Kölner. Und wenn er diese noch ein bisschen besser nutzen würde, dann wäre der Verfasser dieser Zeilen noch ein wenig besser auf Florian Kainz zu sprechen. (tr)
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Lukas-Podolski-Daumen in Gold für das schönste Tor mit links: Jonas Hector
Knapp 37 Minuten waren im Paderborner Stadion gespielt, da hatte Jonas Hector einen Geistesblitz: Nachdem sich Mark Uth im Anschluss im Anschluss an einen Einwurf mit dem Ball durch das gegnerische Mittelfeld kombiniert hatte, passte der Spielmacher der „Geißböcke“ kurz vor dem Strafraum von links ins Zentrum. Der mitgelaufene FC-Kapitän fackelte nicht lange und schlenzte die Kugel unhaltbar für SCP-Keeper Zingerle in den rechten Winkel. 2:0 für die Gisdol-Elf im Aufsteigerduell – am Ende war das Traumtor des Nationalspielers beim knappen 2:1-Auswärtserfolg in Ostwestfalen das „Game Winning Goal“ für die Kölner. Was damals keiner ahnte: Es sollte der letzte Sieg in dieser Saison für den FC sein.
Was damals jeder ahnte: Dieser wunderbare Distanzschuss ins Glück ist ganz sicher ein Kandidat für das „Tor des Monats“. Und dafür stand Hectors sehenswerter Schlenzer auch zur Wahl, wenngleich es bei der „Sportschau“ nicht zum Sieg für den Kölner reichte. Der Nationalspieler, der mit seinem sagenhaften Lupfer gegen Wolfsburg bereits im Mai 2018 ein „Tor des Monats“ erzielte hatte, musste sich Dynamo Dresdens Angreifer Patrick Schmidt knapp geschlagen geben. Der letzte Kölner Titelträger bleibt damit Louis Schaub, der im November 2018 den schönsten Treffer erzielt hatte. Ausgerechnet gegen Dynamo Dresden. (tr)
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Henrik-Andersen-Abzeichen für das Comeback nach schwerwiegender Verletzung: Rafael Czichos
Gar nicht gut sah es aus, was am Karnevalssamstag auf dem Rasen passierte: Nicht, dass der 1. FC Köln grausam schlecht spielte. Ganz im Gegenteil: Bei Hertha BSC spulten die „Geißböcke“ ein astreines Auswärtsspiel ab, gewannen am Ende auch in der Höhe verdient mit 5:0. Doch beim jecken Kantersieg in der Hauptstadt gab es einen gewaltigen Wermutstropfen: FC-Abwehrchef Rafael Czichos verletzte sich bei einem unglücklichen Zusammenprall mit dem Berliner Marko Grujic schwer an der Wirbelsäule, konnte nach minutenlanger Behandlung auf dem Platz nur auf einer Trage das Spielfeld verlassen. Die spätere Diagnose: Czichos hat eine schwere Halswirbelverletzung erlitten, die operiert werden muss.
Doch der Kölner Abwehrmann hatte „verdammt viel Glück“ im Unglück, wie es sein behandelnder Arzt in der FC-Doku „24/7“ ausdrückte. „Es gibt viele, auch Sportler, die in einer solchen Situation eine Querschnittslähmung erleiden.“ Czichos kehrte jedoch schneller auf dem Platz zurück, als alle es erwartet hatte. Stand zuvor ein Saisonaus im Raum, profitierte der Innenverteidiger ein wenig von den Verschiebungen durch die Coronapause. Bereits Anfang Juni beim Heimspiel gegen RB Leipzig stand der 30-Jährige wieder in der Startelf bei den „Geißböcken“. 101 Tage Pause lediglich – nach einer solchen Horrorverletzung. Und von Nachwirkungen war beim offensichtlich eisenharten Abwehrspieler nichts zu merken. Czichos verrichtete seinen Dienst im Defensivzentrum gewohnt rustikal. (sr)
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Matthias-Lehmann-Gratulationsschreiben zum Abschied aus dem Betrieb: Thomas Kessler
Nach über 20 Jahren ist Schluss: Thomas Kessler beendet seine lange Karriere, steht demnächst also nicht mehr zwischen den Pfosten des 1. FC Köln. Wobei er das eigentlich nicht allzu oft getan hat: Nur 32 Einsätze stehen für die „ewige Nummer zwei“ bei den „Geißböcken“ zu Buche, 326 Partien verfolgte Kessler von der Ersatzbank aus. „Es ist heutzutage eher unüblich, dass man sich einem Verein verschreibt und die Interessen des Clubs meist über seine eigenen stellt. Ich habe all diese Entscheidungen auch in schwierigen sportlichen Situationen bewusst gewählt, bin immer meiner tiefen Überzeugung gefolgt. Bereut habe ich diesen Weg bis heute nicht. Ich bin stolz, seit 20 Jahren ein Teil des 1. FC Köln zu sein“, so Kessler. Auch deshalb war der treue Thomas ein nicht zu unterschätzender Teil der Mannschaft, auch wenn er seine Qualitäten als Torwart nur seltenst zeigen durfte.
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Auch nicht am letzten Spieltag in Bremen, als FC-Coach Markus Gisdol trotz erfolgtem Klassenerhalt zum Abschluss der Saison wieder auf Stammtorhüter Timo Horn setzte. Das 1:6-Debakel an der Weser musste sich „Kess“ nicht als Spieler antun, wenngleich er einen Einsatz verdient gehabt hätte. Gänzlich Abschied vom FC nimmt er dann auch nicht: Aus dem Fußball-Torwart wird nun ein Fußball-Manager, Kessler durchläuft im Verein ein Traineeprogramm und soll eine Ausbildung beim neuen Management-Programm des DFB und der DFL absolvieren. „Mein Ziel ist es, im Fußball zu bleiben. Ich hatte das Privileg, 20 Jahre als Spieler beim 1. FC Köln zu sein, davon 14 Jahre als Profi. Darum scheue ich mich überhaupt nicht davor, die Seiten zu wechseln, sondern ich freue mich sogar sehr darauf“, betont der 34-Jährige im Interview mit dem „GeißbockEcho“. Treue, Identifikation, Leidenschaft, Europapokal: Danke für alles, Kess! (tr)
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Patrick-Helmes-Abschlusszeugnis für den umstrittensten Abgang nach Leverkusen: Florian Wirtz
Dass Florian Wirtz ein absolutes Ausnahmetalent ist, das war beim 1. FC Köln allen Verantwortlichen bewusst. Dass ein solches Juwel allerdings an den Verein gebunden werden muss, das schienen nicht alle am Geißbockheim zu jeder Zeit auf dem Schirm gehabt zu haben. Weshalb am Ende einer längeren Entwicklung dann der Abschied des jungen Mittelfeldspielers nach Leverkusen folgte, darüber werden vermutlich noch in Jahren die FC-Fans diskutieren. War es das ignorante Verhalten der früheren sportlichen Führung um Armin Veh? War es der prall gefüllte Geldkoffer der hundertprozentig werbetreibenden Tochter der Bayer AG? Hat Leverkusen das Gentlemen’s Agreement zwischen den rheinischen Clubs verletzt?
17/34 – Mit 17 Jahren und 34 Tagen ist Florian Wirtz von @bayer04fussball der jüngste Torschütze in der Geschichte der #Bundesliga. Blutjung. #B04FCB pic.twitter.com/q3aoH36QrK
— OptaFranz (@OptaFranz) June 6, 2020
Oder war letztlich gar ein Abgang des national wie international heftig umworbenen Wirtz nicht zu verhindern gewesen für einen kleinen Club wie den 1. FC Köln? Egal zu welchem Schluss man in dieser Transferposse auch kommen mag: Das Ergebnis bleibt dasselbe. Der 1. FC Köln trotz geringer Ablösesumme schaut ziemlich dumm aus der Wäsche und Florian Wirtz spielt seit Winter in Leverkusen. Und statt U17-Bundesliga mit dem Geißbock-Nachwuchs feierte der junge Pulheimer nach der Corona-Pause sein Debüt bei den Bayer-Profis. Was er auf dem Kasten hat, führte der 17-Jährige dann auch in der Partie gegen Bayern München allen Kölnern schmerzlich vor Augen: Mit seinem Treffer gegen Manuel Neuer avancierte Wirtz zum jüngsten Torschützen der Bundesliga-Geschichte. Für den FC war das vergebliche Werben um das Eigengewächs die wohl schmerzhafteste Niederlage der Saison. (sr)
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Casper-Jensen-Flutschfinger in Silber: Alexander Nübel
Eigentlich steht der 1. FC Köln immer auf der anderen Seite einer solchen Geschichte. Eigentlich sind es immer die „Geißböcke“, die in einer gravierenden Formkrise noch mit internen Problemen von sich reden machen. Eigentlich ist es auch immer der FC, der mit haarsträubenden Patzern, die in jedem Jahresrückblick Berücksichtigung finden, glänzen kann. Eigentlich sind es die Jungs mit dem Geißbock auf der Brust, die als Aufbaugegner gegen noch so grausam schlechte Gurkentruppen fungieren. Doch diesmal war irgendwas anders: Gegen ein erschreckend schwaches Schalke nutzte die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol die Gunst der Stunde und schoss die im Sinkflug befindlichen „Knappen“ mit 3:0 aus dem Müngersdorfer Stadion.
Im Mittelpunkt nach dem Spiel: Schalkes Torwart Alexander Nübel, der beim dritten Gegentreffer eine ganz miserable Figur abgab. Der ehemalige Juniorennationalspieler, spätestens seit Verkündung seines ablösefreien Wechsels zum FC Bayern im Sommer von den eigenen Fans unter Beschuss, schaffte es, einen eigentlich harmlosen Schuss von Florian Kainz durch eine abstruse Abfolge von Bewegungen ins eigene Tor zu befördern. Die Reaktion: Häme und Spott seitens des Kölner Publikums, Anfeindungen aus dem Gästeblock. Nübel war nach dem Abpfiff den Tränen nahe und musste nicht nur aufgrund dieses Patzers erst einmal den Platz zwischen den königsblauen Pfosten räumen. Erst gegen Ende der Saison rückte er wieder für seinen ebenfalls schwächelnden Konkurrenten Markus Schubert ins Schalke-Tor. (sr)
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Claus-Horstmann-Grußwort zur Kommunikationspanne der Saison: Birger Verstraete
Die Unterbrechung der Bundesliga-Saison durch die Coronavirus-Pandemie traf den 1. FC Köln in vollem Lauf. Danach konnten die „Geißböcke“ nicht mehr an die zuvor starken Leistungen anknüpfen, die die Gisdol-Elf sogar in die Nähe der Europapokalplätze gebracht hatte. Doch auch während der Spielbetrieb noch pausierte, agierte der Club in der Öffentlichkeit alles andere als glücklich. Ein Lied davon kann Mittelfeldspieler Birger Verstraete singen. Nachdem drei positive CoViD19-Tests bekannt wurde, meldete sich der Belgier in den heimischen Medien zu Wort. Mit Hinblick auf seine herzkranke Freundin, die als Risikopatientin gilt, äußerte Verstraete seine Sorgen und Nöte. Und sein Unverständnis, weshalb er nicht in Quarantäne müssen: Unter hatte der Belgier engeren Kontakt zu einem der infizierten Spieler, wurde vom ebenfalls betroffenen Physiotherapeuten behandelt.
Nach kurzer Empörung und jeder Menge Fragen erstickte der FC das Thema, wie es Fußballvereine gerne machen: Der Spieler musste in aller Öffentlichkeit den Gang nach Canossa antreten. „[Ich habe] mich an einigen Stellen falsch ausgedrückt, so dass in der Übersetzung ein missverständlicher Eindruck entstanden ist, der mir leid tut. Statt aus der Emotion heraus ein Interview zu geben, hätte ich den Kontakt zu unserem Arzt suchen und mir meine Fragen erklären lassen müssen“, wurde der 26-Jährige in einer Vereinsmeldung, die nicht allen den Anschein von kompletter Freiwilligkeit und Einsicht vermittelte, zitiert. Schon zuvor hatte der FC von „Übersetzungsfehlern“ in Verstraetes Aussagen gesprochen – ein Vorwurf, den die entsprechenden deutschen Medien prompt fundiert zurückwiesen. Für Verstraete war es das endgültige Ende seiner Zeit in Köln, wenig später wechselte er auf Leihbasis zurück nach Belgien zu Royal Antwerpen. (sr)
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Jonas-Hector-Danksagung für Heimatverbundenheit: Toni Leistner
Dass Fußballprofis gerne vergessen, wo sie herkommen, sobald der große Erfolg eingetreten ist, wird gerne kolportiert. Für Toni Leistner dürfte dieses Klischee nicht gelten: Die Leihgabe vom englischen Zweitligisten Queens Park Rangers räumte nicht nur in der Defensive des 1. FC Köln resolut auf, sondern zeigte auch inmitten der Coronakrise, dass sein Herz am rechten Fleck schlägt. Für einen Monat übernahm der gebürtige Dresdener, der das Fußballspielen beim SC Borea Dresden erlernte, die Gehälter der Jugendtrainer seines Heimatvereins. „Dieser Club hat mir das Fußball-ABC beigebracht und mir Werte vermittelt, für die ich heute noch stehe. Ich möchte, dass auch in Zukunft junge Talente weiterhin die Chance bekommen, sich zu entwickeln und für Größeres empfehlen können“, schrieb Leistner zu der Aktion auf seinem Instagramaccount.
Bis 2010 durchlief der 29-Jährige die Nachwuchsteams des Dresdener Vereins – und hat offensichtlich nicht vergessen, wo er herkommt. „Aktuell haben es nicht nur große Vereine schwer. Vor allem die kleineren Vereine haben keine Sponsoren oder die mediale Präsenz um Hilfe zu bekommen oder auf sich aufmerksam zu machen. Deswegen möchte ich unterstützen, indem ich die Gehälter der Jugendtrainer des SC Borea Dresden in diesem Monat übernehme und damit hoffentlich einen kleinen Teil dazu beitragen kann, dass auch in Zukunft neue Talente für den Dresdner Fußball heranwachsen können“, so Leistner. Eine starke Aktion des eisenharten Innenverteidigers, der darüber hinaus noch weitere Profis mit Borea-Vergangenheit wie Tony Jantschke und Marvin Stefaniak dazu motivieren konnte!
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Lehrer-Welsch-Teilnahmeurkunde für umsichtige Notenvergabe: Dr. Werner Wolf
Ein starkes Quartal muss reichen: Was sich anhört wie die Arbeitseinstellung eines Elftklässlers, beschreibt wohl am ehesten die zurückliegende Saison des 1. FC Köln. Mit einem fulminanten Lauf sicherten sich die „Geißböcke“ von Mitte Dezember bis Anfang März den Klassenerhalt, zuvor und auch danach waren die Leistungen eher versetzungsgefährdend. Kein Problem offenbar jedoch für den obersten Geißbock: Bei allem Auf und Ab, verriet FC-Präsident Dr. Werner Wolf im Interview mit Radio Köln, sei er unterm Strich zufrieden mit dem Ergebnis der Saison. In Schulnoten ausgedrückt könne man von einem voll Befriedigend sprechen. Eine 3+ also für die FC-Saison. Mutig, mutig.
Würde man allzu kritisch sein, was der FC-Präsident offensichtlich nicht sein möchte, dann müsste man zwei nicht ausreichende Phase (sprich: 5 oder schlechter) konstatieren. Selbst bei zwei zugedrückten Augen käme so niemand auf ein „Voll befriedigend“ für die komplette Spielzeit. Immerhin: Das Ziel, auch nächste Saison in derselben Klasse zu sein, hat der 1. FC Köln erreicht. Das ist doch, was zählt. Alles andere wissen wir nicht mehr, ganz bestimmt nicht mehr. Und das haben wir auch nicht studiert. Schließlich waren wir beim Lehrer Welsch in der Klasse und da haben wir so etwas nicht gelernt. Bleibt zu hoffen, dass beim FC in der kommenden Saison nicht häufiger gilt: Dreimol null es null bliev null. (tr)
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Mit Gold besticktes Dietmar-Hopp-Taschentuch: Dietmar Hopp
Es waren wirklich markerschütternde Szenen, die Fußball-Deutschland Anfang März ansehen musste. Nachdem der DFB einmal mehr dem Drängen einer einzelnen Person nachgegeben und den Fans von Borussia Dortmund entgegen vorheriger Versprechen eine Kollektivstrafe aufgebrummt hatte, antworteten die Kurven der Bundesliga auf ihre eigene Weise. Mit diversen Spruchbändern und Gesängen beleidigten die Anhänger den ebenso dünnhäutigen wie gut vernetzten Hoffenheim-Mäzen, was wiederum beim DFB und seinen Vollstreckungsorganen auf dem Rasen nicht allzu gut ankam. Trauriger Tiefpunkt: Beim Gastspiel des FC Bayern in Sinsheim an eben jenem Wochenende unterbrachen die Spieler beim Stand von 0:6 die Partie und kickten sich für den Rest der Spielzeit lustlos den Ball zu – um ein Zeichen zu setzen. Applaus vom Sky-Kommentator inklusive.
Wohl gemerkt: Nicht gegen Rassismus, nicht gegen Homophobie, nicht gegen Antisemitismus – wegen Beleidigung eines Milliardärs, der sich ein Spielzeug in der Fußballbranche gönnt, seit Jahren immer wieder Öl in den Konflikt zwischen den Fanszenen schüttet und DFB sowie ordentliche Gerichte, die ihm beide mehr als willfährig zu folgen scheinen, mit diesem Kindergartentheater beschäftigt. Auch der FC war letztlich betroffen: Wegen der unfeinen Erwähnung des entsprechenden Schimpfwortes ohne direkten Bezug auf Dietmar Hopp wurde die zweite Halbzeit gegen Schalke verspätet angepfiffen. Der vorauseilende Gehorsam, den sich der Hoffenheim-Mäzen in den vergangenen Jahren offenbar hart erarbeitet hat. Erst nach einer Woche konnten die Beteiligten die Wogen etwas glätten – und dank der Coronakrise wurden die Verfahren allesamt in aller Stille eingestellt. Das hat wiederum Dietmar Hopp nicht erfreut.