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Der effzeh.com-Possbüggel: Neue Saison, altes Glück?

Foto: imago images / Eduard Bopp

Noch etwas mehr als einen Monat, dann geht auch für den 1. FC Köln der Ernst des Lebens wieder los. Doch schon jetzt ackern die “Geißböcke” hart in der Vorbereitung, um sich den Feinschliff für die anstehende Saison zu verpassen. Leicht dürfte es für den FC nicht werden in der kommenden Spielzeit, haben doch die Verfehlungen der jüngeren Vergangenheit genauso zugeschlagen wie die weiter grassierende Coronavirus-Pandemie, die für finanzielle Einbußen am Geißbockheim sorgt.

Es sind aber nicht nur diese Themen, die rund um den Kölner Vorzeigeverein für Diskussionsstoff sorgen. Die Transferpolitik wird bei den FC-Fans ebenso kritisch beäugt wie die vereinspolitischen Vorgänge, die sich in der Sommerpause entwickelt haben. Nicht nur deshalb haben wir einmal mehr unsere Leser gefragt, zu welchen Themen sie unsere Einschätzung haben wollen. Denn auch diese Ausgabe des effzeh.com-Possbüggels dreht sich um die Dinge, die auf und neben dem Platz beim 1. FC Köln passieren!

Halt uns ens aff – die Zahl des Monats

3. Drei Personen schlägt der Vorstand des 1. FC Köln gemeinsam mit dem Mitgliederrat für die Wahlkommission des Vereins vor – und es sind alles drei Frauen. Die Juristinnen Christina Strauß, Christina Trebing und Dorothea Zechmann bilden den Personalvorschlag, der auf der anstehenden, allerdings noch nicht terminierten Mitgliederversammlung zur Wahl stehen werden. Darüber hinaus kandidiert noch Michael Tuchscherer für das Gremium – er hatte die erforderliche Hürde von 100 Unterstützungserklärungen beibringen können. Mit der Neuwahl auf der kommenden Mitgliederversammlung endet zugleich die Tätigkeit der bisherigen Wahlkommission mit Dr. Bodo Jost, Stephanie Piepenstock und Thomas Schönig.

Ens em Vertraue – die Fragerunde

Wie geht es mit dem Vorstand weiter? Wird Carsten Wettich als Vizepräsident weitermachen? (Instagram)

Auf dem Mitgliederstammtisch hörte es sich sehr danach an, als wäre Carsten Wettich motiviert, den Posten auch weiter zu bekleiden. In seiner Zeit als Interimsvizepräsident scheint er die beruflichen und privaten Hindernisse aus dem Weg geräumt zu haben. Auch harmoniert er sowohl persönlich als auch fachlich sehr gut mit dem anderen beiden Vorständen. Es spricht also derzeit viel dafür, dass Wettich auf der Mitgliederversammlung, wann und wie diese auch immer stattfinden wird, vorgeschlagen werden wird. Dennoch bleibt festzuhalten, dass der Findungsprozess seitens des Mitgliederrats noch längst nicht abgeschlossen ist – auch wenn Alt-Internationale öffentlich einen anderen Eindruck erwecken wollen.

Foto: imago images / Herbert Bucco

Insgesamt muss der Vorstand zusehen, die Visionen, mit denen er gestartet ist, auch mit Leben zu füllen. Werner Wolf hat auf dem Mitgliederstammtisch zurecht die Herausforderungen skizziert, die zu Beginn der Amtszeit auf das neue Präsidium warteten. Sportliche Probleme gepaart mit Geschäftsführer- und Trainersuche, der Abgang von Jürgen Sieger und danach die Coronavirus-Pandemie mit allen finanziellen und kommunikativen Einschnitten. Dennoch darf nicht verhehlt werden, dass viele Unterstützer enttäuscht sind vom ersten Jahr mit dem „Wolf-Rudel“. Wenn jetzt langsam losgelegt wird und die entsprechenden Schritte eingeleitet werden, den Verein vernünftig umzustrukturieren, wäre für alle Beteiligten viel gewonnen.

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Dass der FC und andere Vereine durch Corona eingeschränkt sind, ist bekannt. Für einige Vereine könnte es eine schwierige Saison werden. Aber wo steht der FC im Bundesliga-Vergleich? Sind andere Vereine auch so eingeschränkt? Was bedeutet das für die kommende Saison? Hat der FC einen großen Nachteil? (via Facebook)

Im Bundesliga-Vergleich dürfte der 1. FC Köln tatsächlich etwas härter durch die Folgen der Coronavirus-Pandemie getroffen sein als die Konkurrenz. Das liegt an mehreren Gründen: Zum einen hat der FC seit dem Europapokal-Einzug nicht sonderlich nachhaltig gewirtschaftet und besonders nach dem Abstieg mehr von der Substanz gezehrt, als vielen am Geißbockheim lieb sein dürfte. Zum anderen hat der FC nach dem Aufstieg in der Hoffnung auf steigende Erlöse gewaltig investiert – die Einnahmenverluste kommen daher zu gar keinem guten Zeitpunkt für den Verein. Darüber hinaus sind die „Geißböcke“ ein mitgliedergeführter Verein ohne großen Mäzen oder Investor im Rücken. Das heißt: Im Vergleich zur Konkurenz sind Zuschauereinnahmen bei Heimspielen (inkl. Catering) ein wichtigerer Faktor, der nicht so leicht ausgeglichen werden kann.

Das gilt nicht nur für den FC, das gilt für einige andere Clubs auch. Dennoch: Der FC hat es etwas schwerer, da er eher im Umbau begriffen war. Das ist mit geringeren Mitteln natürlich schwieriger möglich, auch wenn andere auch nicht aus dem Vollen schöpfen können. Hier muss der Verein wohl oder übel kreativ agieren: Die Zeiten kostspieliger Verpflichtungen sind vorbei, auch bei den Gehaltskosten gilt es zu sparen. Insgesamt wird angesichts der weiter anstehenden Einnahmeausfälle ein harter Sparkurs angesagt sein. Und auch wenn der FC im Sommer die Verträge mit den sportlich Verantwortlichen langfristig verlängert hat: Das wird sich sowohl vor auch hinter den Kulissen widerspiegeln. Sonst wird es schwierig, weiterhin konkurrenzfähig zu sein.

Bei den Abgängen setzt der 1. FC Köln stark auf Leihen, auch für die Zugänge hat Horst Heldt das angekündigt. Ist das aus eurer Sicht der richtige Weg? (per Mail)

Ich gehe davon aus, dass dem Verein angesichts der aktuellen finanziellen Lage gar keine andere Möglichkeit bleibt. Es ist auch nicht so, als ginge es derzeit nur dem FC so, dass es auf dem Transfermarkt nur mit vielen Leihen Bewegung generiert werden kann. Auf der Abgabenseite muss die Gehaltsstruktur beachtet werden: Der Kölner Kader hat kein gutes Preis-/Leistungsverhältnis – Vereine, die sich für die hier nicht mehr benötigten Spieler interessieren könnten, können sich die üppigen Verträge einfach nicht leisten. Daher muss der FC dort mindestens zuschießen, um den Kader zu verkleinern und Spieler wenigstens zeitweise von der Gehaltsliste zu bekommen.

Foto: imago images / Herbert Bucco

Ähnlich sieht das jedoch nahezu überall aus – sofern keine größeren Abgänge erfolgt sind. Ich gehe daher davon aus, dass der FC (wie bei Ron-Robert Zieler) für Verstärkungen recht kreative Lösungen finden muss. Ob Leihen mit oder ohne Kaufoption, vielleicht sogar mit Kaufverpflichtungen: Allzu wählerisch darf Horst Heldt nicht sein, will er den Kader qualitativ verstärken. Dass das nicht zwingend schlecht sein muss, zeigt beispielsweise Eintracht Frankfurt in der jüngeren Vergangenheit. Spieler wie Luka Jovic, Filip Kostic, Ante Rebic oder Jesus Vallejo konnten sich dort einen Namen machen und so sportliche Qualität sowie finanziellen Zugewinn liefern.

Wat do nit sähs – unser Hot Take

Es dürfte wohl eine der wichtigsten Personalien der Transferperiode des 1. FC Köln werden: Bleibt Jhon Cordoba, dessen Vertrag bei den “Geißböcken” im kommenden Sommer ausläuft, am Geißbockheim oder sieht sich der FC gezwungen, den Kolumbianer möglichst teuer zu veräußern? Rein finanziell gibt es vermutlich nur zwei Lösungen des Problems: Entweder verlängert Cordoba bei den Kölnern oder aber er muss in diesem Sommer verkauft werden, was angesichts der derzeitigen Marktlage wohl keinen großen Erlös geben dürfte. Auch deshalb muss eine dritte Variante ins Auge gefasst werden: Den möglicherweise ablösefreien Abgang in Kauf nehmen und Cordoba mindestens bis zum Saisonende halten. Denn der Sturmtank ist aufgrund seiner überragenden Physis für das FC-Spiel unter Gisdol elementar. Und wie teuer der Abgang eines Torjägers letztlich trotz vernünftiger Ablöse werden kann, haben die “Geißböcke” 2017/18 leidvoll erfahren müssen.

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Jot kamellt

„Fünf, sechs Wochen Vorbereitung reichen locker, weil die Spieler ja nicht gar nichts machen. Sie sollen nur nicht Fußball spielen. So, dass alle total heiß und scharf darauf sind zu kicken. Es ist alles zu viel geworden. Je mehr die Vorfreude da ist und die Gier, an den Ball zu dürfen – dahin müssen wir kommen in der Pause.“

Stale Solba…, äh, Markus Gisdol über den späten Trainingsauftakt des 1. FC Köln

Koot verzällt

Auf der Position des Mediendirektors nimmt der 1. FC Köln eine Änderung vor: Auf dem Mitgliederstammtisch verkündete Präsident Werner Wolf, dass sich die Wege der „Geißböcke“ und Tobias Kaufmann trennen werden. „Ich kann bestätigen, was im Geißbockheim bereits über die Flure geistert: Tobias Kaufmann, unser Mediendirektor, wird uns verlassen. Ich kenne Herrn Kaufmann seit vielen Jahren und schätze ihn. Er hat in den vergangenen sieben Jahren viel für unseren Klub geleistet. Das war eine Entscheidung, die beiden Seiten nicht leicht gefallen ist. Aber sie ist gefallen. Herr Kaufmann wird den FC verlassen und sich nach neuen Herausforderungen umsehen“, sagte Wolf. Kaufmann war 2012 vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ zum FC gewechselt – und war insbesondere in den vergangenen Jahren nicht unumstritten am Geißbockheim. Mehrere Kommunikationspannen in der jüngeren Vergangenheit wurden dem Medienchef offensichtlich nun zum Verhängnis, denn laut effzeh.com-Informationen soll der Impuls zur Trennung vom Vorstand ausgegangen sein.

Eine Kölner Abordnung der Faninitiative „Unser Fußball“, der sich effzeh.com angeschlossen hat, hat am 12. August dem Vorstand des 1. FC Köln die Forderungen von 103 FC-Fanclubs und anderen Gruppierungen übergeben. „Als Vorstand eines der mitglieder- und fanstärksten Vereine in Deutschland ist für uns ein zentrales Thema, die Basis des Fußballs zu erhalten und nachhaltig in unserem Sinne zu gestalten“, wird FC-Präsident Werner Wolf von „Unser Fußball“ zitiert. Fanvertreter Johannes Mäling erklärte: „ Die zahlreichen Unterschriften verstehen wir als Auftrag an die verantwortlichen Personen beim 1. FC Köln, sich innerhalb der DFL dafür einzusetzen, damit die notwendigen Reformen im deutschen Profifußball endlich umgesetzt werden.“

Der 1. FC Köln spielt wieder international: Zwar nur bei der U19, aber immerhin. Das Los musste zwischen den Nachwuchsteams von Werder Bremen, FC Bayern München und eben dem FC entscheiden – und die jungen „Geißböcke“ hatten im Ringen um den Platz in der Youth League das glücklichere Ende für sich. Neben den vier deutschen Vertretern im „Champions-League-Weg“ geht der FC-Nachwuchs nun im „Meister-Weg“ an den Start und darf Anfang Oktober gegen die 31 Titelträger aus anderen Ländern antreten. Interessante Gegner wie Galatasaray Istanbul, Dinamo Zagreb oder PAOK Saloniki könnten auf die jungen „Geißböcke“ warten. Auslosung für die erste K.o.-Runde ist am 6. Oktober, die Partien sind für den 21. Oktober und 4. November geplant.

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Hinger d’r Britz

Gleich zwei Ereignisse, die nur am Rande mit dem 1. FC Köln und noch weniger mit Fußball an sich zu tun haben, brauchen derzeit Aufmerksamkeit: In Belarus, einst hierzulande fälschlicherweise als Weißrussland bezeichnet, revoltieren die Menschen gegen eine abermals gefälschte Wahl des Diktators Aljaksandr Lukaschenka. Demonstrationen auf den Straßen werden von der Polizei niedergeknüppelt, das Internet tagelang ausgestellt und vieles mehr. Vor etwas weniger als drei Jahren waren zahlreiche FC-Fans zu Gast in Belarus, als die „Geißböcke“ auf den Serienmeister BATE Baryssau trafen. Dort bekamen wir die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der belarusischen Menschen zu spüren. Nicht nur deshalb sollten wir Europäer mit wachem Auge Richtung Minsk, Brest & Co. blicken.

Das gilt auch für eine andere Krisenregion: In Beirut ereignete sich vor nicht einmal zehn Tagen eine schreckliche Katastrophe, als ungesichertes Ammoniumnitrat Feuer fing und durch die daraus resultierende Explosion zahlreiche Menschen verletzt oder getötet wurden. Der 1. FC Köln hat eine für die Bundesliga eher ungewöhnliche Beziehung zum Libanon, spielten doch gleich zwei Spieler aus dem kleinen Land im Nahen Osten für die „Geißböcke“. Mittelfeldspieler Roda Antar war von 2007 bis 2009 in Köln aktiv, sein Landsmann Youssef Mohamad trug gar von 2007 bis 2011 das FC-Trikot und war zwischenzeitlich sogar Kapitän des Vereins. Alles kleine Gründe, warum man auch aus Köln ein wenig auf Beirut und die Menschen dort blicken sollte. Jede Hilfe kann angesichts der schrecklichen Situation dort derzeit nützlich sein.

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