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Der effzeh.com-Possbüggel: Aufbruchstimmung am Geißbockheim

Foto: Christof Koepsel/Getty Images

Der Trainingsauftakt machte wieder einmal klar: Mit einer großen Portion Optimismus und Vorfreude geht Achim Beierlorzer seine Aufgabe beim 1. FC Köln an. Freundlich und kommunikativ im Umgang, überzeugt von sich und seiner Herangehensweise, eine positive Ausstrahlung – der 51-jährige Franke kommt bislang sehr gut an bei den “Geißböcken” und ihren Fans. Das ist auch dringend nötig, nach der bleiernen Vorsaison mit einem Stimmungsabfall am Ende ist trotz des Aufstiegs die Euphorie noch nicht so recht zurück am Geißbockheim.

Die gilt es nun in der anstehenden Vorbereitung zu entfachen, denn der Auftakt in die neue Bundesliga-Saison hat es für den effzeh durchaus in sich. Es wird sich bis zum Pokalspiel in Wiesbaden zeigen, wer sich letztlich durchsetzen kann und wer im angedachten 4-4-2-System unter Beierlorzer einen Sprung nach vorne macht. Im Blickpunkt sind dabei sicher die Neuzugänge und die Talente aus dem eigenen Nachwuchs. Auch darum wird es in der dritten Folge unseres “Possbüggel”-Formats gehen – wie ab jetzt in jedem Monat der Saison kümmern wir uns um eure Fragen und geben darüber hinaus Einblicke.

Halt uns ens aff – die Zahl des Monats

Foto: 1. FC Köln / Thomas Fähnrich

Wie immer sind die neuen Trikots des 1. FC Köln Geschmackssache. Besonders polarisiert das blaue Ausweichdress mit dem stilisierten Dom, von „Schlafanzug“ bis „geiles Teil“ gehen die Meinungen der effzeh-Fans weit auseinander. In den Fanshops lief das umstrittene Jersey dagegen sehr gut an, wie der „Express“ berichtet: Fast 1.500 Ausweichtrikots wurden allein am Tag der Veröffentlichung verkauft. Auch beim Trainingsauftakt war das Dom-Dress äußerst beliebt, wurde bereits mehrfach gesichtet und ging im Fanshop-Mobil zahlreich über die Ladentheke. Es scheint, als hätte sich der Schachzug des Vereins, vom Ausweichtrikot mehr Exemplare zu ordern, ausgezahlt!

Ens em Vertraue – die Fragerunde

Warum tut sich der 1. FC Köln so schwer, unerwünschte Spieler loszuwerden? (via Instagram)

Eine gute Frage, die sich derzeit viele rund um den Verein stellen. Es ist – wie meistens – etwas komplexer und immer auch im Einzelfall begründet. Dennoch: Dass der FC in der jüngsten Vergangenheit Probleme hatte, sportlich nicht mehr dringend benötigte Spieler von der Gehaltsliste zu bekommen, ist vor allem hausgemacht. Nehmen wir zum Beispiel Frederik Sörensen: Dessen Vertrag wurde langfristig verlängert, als es sowohl für ihn als auch den effzeh gut lief. Dementsprechend üppig dürfte sein Gehalt ausfallen, auf das natürlich kein normaler Mensch so einfach verzichten würde. Sein Marktwert dagegen ist nach der schwachen Abstiegssaison und der Nichtberücksichtigung im Aufstiegsjahr komplett im Keller. Das erschwert einen Wechsel enorm, selbst wenn sich die „Geißböcke“ dazu bereit erklären würden, einen Teil des Salärs im Falle eines Abschieds zu übernehmen. Ähnlich gelagert ist es bei Jannes Horn: Der Linksverteidiger verdient in Köln enorm gut, dagegen ist sein Ruf nach seiner effzeh-Zeit etwas ramponiert. Das lockt nicht gerade Interessenten an. Dazu kommt noch der Wohlfühlfaktor: Viele Spieler sind mittlerweile gerne in Köln. Das alles ergibt die Probleme, den Kader entsprechend auszudünnen – und dabei vielleicht noch den ein oder anderen Euro einzunehmen.

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Köln und die Jugendarbeit des Vereins

Die ersten Vorstellungsrunden bei Fanclubs sind vorbei, die Kandidaten für den neuen Vorstand stellten sich beim “FC-Stammtisch Talk” und einem Mitgliederstammtisch den Fragen der FC-Anhänger. Wie ist euer bisheriger Eindruck des Trios um Werner Wolf? (via Mail)

Ich blicke auf das wohl zukünftige Präsidium des 1. FC Köln wie auch auf die anstehende Saison: Verhalten-optimistisch mit kritischen Untertönen. Die fachliche Eignung des Triumvirats ist definitiv vorhanden: Werner Wolf ist als erfahrener Geschäftsmann mit großartigen Kommunikationsfähigkeiten der richtige Frontmann, Jürgen Sieger als international renommierter Unternehmensanwalt und Eckhard Sauren als dynamischer Machertyp sind gute Entscheidungen für die Posten der Vizepräsidenten. Und die Eckpfeiler ihrer Bewerbung machen Hoffnung für die anstehenden Aufgaben: Kein Auszug aus Müngersdorf, keine Anteilsverkäufe an Investoren, Rückkehr zur Dialogkultur innerhalb des Vereins, mehr soziale Verantwortung.

Während die Vorstellung ihrer Kandidatur auf der Pressekonferenz wirklich gelungen war und sie auf die (zugegeben erwartbaren) Fragen vernünftige Antworten gaben, war ich nach dem Auftritt beim “FC-Stammtisch Talk” etwas ernüchtert: Das Trio wirkte nicht sonderlich vorbereitet, konnte auf einige drängenden Fragen keine oder nur unzureichende Antworten geben. Das hat sich dem Vernehmen nach bei den zurückliegenden Auftritten gebessert. Es ist aber auch klar: Bei aller Vorbereitung kann das künftige Dreigestirn beim effzeh noch nicht in allen Themen detailliert am Start sein. Sie wirken aufrichtig interessiert und nehmen den aus allen Richtungen einströmenden Input mit. Wenn das so bleibt und sie damit offen für kritische Anmerkungen und auch für Kontrolle seitens der Gremien bleiben, bin ich angesichts ihrer Qualitäten vorsichtig optimistisch.

Warum setzt der 1. FC Köln nicht auf die Jugend? Jeder erzählt, sie sei so wichtig. (via Instagram)

Dass das abgelaufene Jahr im Profibereich gerade für die jungen Spieler ein verlorenes war, darüber brauchen wir tatsächlich nicht zu diskutieren. In der (gemessen an unseren sportlichen wie wirtschaftlichen Möglichkeiten) viel zu turbulenten Saison gab es eigentlich für kein Talent genügend Spielpraxis, Weiterentwicklung fand nicht statt. Dennoch ist es auch nicht so einfach, in diesem schwierigen Umfeld mit der Zielsetzung Aufstieg konsequent auf den Nachwuchs zu setzen. Ich hätte es zwar gern gesehen, dass Eigengewächse wie Salih Özcan, Yann-Aurel Bisseck, Noah Katterbach oder Darko Churlinov mehr Rasen sehen – letztlich gab aber wohl die höhere Erfolgswahrscheinlichkeit bei routinierteren Spielern den Ausschlag.

Einfacher wird das auch in der Bundesliga keineswegs, dennoch muss sich der effzeh diese Schritte trauen. Neben den genannten Spielern rücken noch zahlreiche vielversprechende Jugendspieler nach, die entsprechend entwickelt werden müssen. Dass sich die Nachwuchsarbeit bei den „Geißböcken“ auch im nationalen Vergleich sehen lassen kann, sollte nach dem U17-Meistertitel und der starken Saison der U19 jedem klar sein. Nun gilt es, die Durchlässigkeit zu den Profis zu verbessern. Der Schritt vom Jugendbereich in den Seniorenfußball ist groß, doch der Verein sollte alles daran setzen, die Entwicklung der Talente zu intensivieren. Das sollte sich dann natürlich auch in Einsatzzeiten bei den Profis niederschlagen, keine Frage. Diesen Mut zu haben, das soll und muss die Marschroute für den 1. FC Köln in der näheren Zukunft sein.

Foto: Christof Koepsel/Getty Images

Wat do nit sähs – unser Hot Take

Der Spielplan für die neue Bundesliga-Saison hat die effzeh-Fans aufschreien lassen: Das Startprogramm mit schweren Auswärtspartien in Wolfsburg, Freiburg und München sowie den Heimspielen gegen Dortmund und Mönchengladbach lässt Schlimmes erahnen. Auch wenn so manch einer betont, es müsse halt gegen jeden Gegner gespielt werden, dürfte dem Auftakt für die “Geißböcke” besondere Bedeutung zukommen – vielleicht sind die ersten vier Partien bereits die wichtigsten im Halbjahr. Ein Fehlstart wie in der vergangenen Abstiegssaison sollte auch angesichts der nicht sonderlich euphorischen Stimmung rund ums Geißbockheim unbedingt vermieden werden. Eines hat der schwierige Start aber für sich: Spätestens zur ersten Länderspielpause weiß der 1. FC Köln, wo er in der Bundesliga steht.

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Ausbau wird gekämpft und der DFB zieht bei Adidas ein

Jot kamellt

“Bedenken kannst du immer haben. Aber wir haben jetzt ein Jahr daraufhin gearbeitet, dass wir Heimspiele gegen Dortmund und Mönchengladbach haben. Da können wir uns nicht beschweren, wenn sie denn jetzt auch kommen.”

Marco Höger über das stramme Auftaktprogramm des 1. FC Köln bei der Bundesliga-Rückkehr

Koot verzällt

Seit der Spielplan bekannt ist, fiebern die Fans noch mehr der Bundesliga entgegen. Und interessieren sich angesichts attraktiver Gegner wie Borussia Dortmund oder dem rheinischen Rivalen Borussia Mönchengladbach für Heimspiel-Tickets. Der 1. FC Köln hat die Vorverkaufstermine für die Hinrundenbegegnungen bereits veröffentlicht und macht gerade seinen Mitgliedern ein interessantes Angebot. Wie in der Vorsaison können sie im Rahmen einer so genannten „Early-Bird“-Aktion bereits frühzeitig Eintrittskarten für die Wunschpartien im Müngersdorfer Stadion sichern. Zuerst kommen die Mitglieder 20+ (also über 20 Jahre) zum Zuge, danach die „normalen“ Mitglieder. Ein gesonderter Vorverkauf findet dann noch einmal im Vorfeld der Spiele statt.

Foto/Illustration: 1. FC Köln

Das politische Ringen um eine mögliche Erweiterung des Geißbockheim-Geländes nimmt kein Ende: Im Vorfeld der am heutigen Freitag stattfindenden Sitzung des Regionalrates Köln, der sich mit den Plänen des 1. FC Köln beschäftigt, trommelten Umweltschützer noch einmal medienwirksam gegen das Vorhaben im Grüngürtel. Ob der Regionalrat den Beschluss fassen wird, der von Verein, Stadtverwaltung und Bezirksregierung gewünschten Zielplanänderung zuzustimmen, ist bisher noch nicht bekannt. Eines ist jedoch klar: Egal, wie die Entscheidung ausfallen wird, es wird längst noch nicht das Schlusskapitel für den angestrebten Ausbau sein.

Kopfverletzungen im Fußball sind ein problematisches Thema: Zumeist werden Spieler auf den Rasen zurückgeschickt, die eventuell gar nicht mehr spielfähig sein könnten. Um in diesem Bereich professioneller zu agieren, hat die DFL reagiert und verpflichtende Tests, ein so genanntes Baseline-Screening, für alle Spieler der 36 Vereine der Bundesliga und 2. Bundesliga eingeführt. Abweichungen von diesem vor der Saison erhobenen Screening sollen laut DFL bei der Diagnosestellung und bei der Entscheidung über eine mögliche Rückkehr eines betroffenen Spielers auf den Rasen helfen. Ein Sportler sollte erst dann wieder zum Einsatz kommen, wenn seine Testergebnisse wieder der Baseline entsprechen. Die Schiedsrichter sind informiert, dass die Partie für eine solche Behandlung entsprechend länger – gemäß international gültigen Regelwerks für bis zu drei Minuten – unterbrochen werden kann. Mehr Infos dazu auf dfl.de!

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Hinger d’r Britz

Die Qualifikation für die Europameisterschaft im kommenden Jahr ist noch in vollem Gange, eine Unterkunft für die etwaige Endrundenteilnahme hat der DFB allerdings bereits gefunden. Für die Gruppenspiele der Nationalmannschaft, die in München stattfinden werden, bezieht das Team um Bundestrainer Joachim Löw sein Quartier in Herzogenaurach. Beim Premiumsponsor Adidas wird der dreimalige Europameister in der halboffenen „World Of Sports“ auf dem Firmengelände logieren, das verkündete der Verband unter dem Slogan „1 Partnerschaft – 1 Ziel“. Ein Flair wie einem Olympischen Dorf verspricht sich DFB-Marketingbevollmächtigter Oliver Bierhoff davon.

Gänzlich abgesehen von dieser abermaligen sprachlichen Karambolage beim Motto scheint der Verband auch aus dem letztjährigen WM-Desaster nicht all zu viel gelernt zu haben. Das Quartier in Watutinki soll den hohen Ansprüchen der Nationalmannschaft bei weitem nicht genügt zu haben, das Hotel in der Moskauer Peripherie galt in allen Belangen als Symbol des historischen Scheiterns. Nun also der Einzug bei einem potenten Förderer des DFB: Die angeklungene Fannähe, die nach dem peinlichen WM-Aus, wiederhergestellt werden sollte, sieht vermutlich genauso anders aus wie ein professionelles Quartier während einer EM.

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