Mit einem Sonntagsspiel startet der 1. FC Köln in die neue Bundesliga-Saison. Um 17.30 Uhr geht es im Müngersdorfer Stadion gegen Hertha BSC und Trainer Steffen Baumgart ist die Lust auf den Ligastart in jedem Satz anzumerken. Der neue Coach der “Geißböcke” hat richtig Bock auf seine Aufgabe – im Wissen darum, wie schwer sie ist. Zwei Faktoren könnten schon im ersten Spiel entscheidend sein: die neue Fitness der FC-Mannschaft und die Denke Ihres Trainers. Und damit ist vor allem Steffen Baumgarts Grundeinstellung gemeint. Der Coach glaubt daran, dass in der Bundesliga jeder jeden schlagen kann.
Das hat er auch in Paderborn bewiesen. Dort schickte Baumgart in quasi jedem Spiel den Underdog ins Rennen. In Köln hat der Trainer seinen Ansatz beibehalten – und eben doch bei allen Schwächen signifikant mehr Qualität zur Verfügung. Und das lässt den Trainer seine Mannschaft immer wieder stark reden: “Wir haben sehr gut an den Abläufen gearbeitet, vieles hat sich schon verbessert. Die Jungs haben den Gedankengang des Nach-vorne-Verteidigens. Abgeschlossen wird der Weg nie sein”, unterstrich Baumgart die Entwicklung seiner Mannschaft in der abschließenden Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen die Berliner.
Den Gegner ärgern
Das sind die Grundlagen des Baumgart-Fußballs, das will der neue Chef sehen. Auch und gerade gegen die Hertha aus Berlin, die er keineswegs unterschätzt: „Mit Boateng haben sie einen Spieler, der nicht nur viel erlebt hat, sondern auch eine Persönlichkeit ist. Niklas Stark gehört zu den besten Innenverteidigern der Liga. Mit Pal Dardai haben sie einen Trainer, der auf Kontinuität setzt. Wenn sie ins Rollen kommen, kann das eine sehr gute Saison für sie werden. Aber wir haben ein Heimspiel und das wollen wir gewinnen. Ich glaube, dass auch wir eine gute Rolle spielen können in der Saison.“
Das ist sie, die Denke. Da kommen gute Gegner mit guten Spielern. Ob sie besser sind als das eigene Team? Irrelevant. Weil Baumgart seinen Weg verfolgt, einen klaren Plan hat und weiß, wie er den umsetzen möchte. Und zwar egal, welche eigenen Spieler am Ende auf dem Platz stehen und welche beim Gegner. Die Kölner, die es sind, werden rennen müssen, vorne aggressiv anrennen, hinten offensiv verteidigen. Ein intensiver Stil, aber einer, der einem eindeutigen Ziel folgt: den Gegner permanent beschäftigen, unter Druck setzen, ihn bearbeiten und immer wieder ärgern. Die Grundlagen hat der effzeh in der Vorbereitung gelegt. Das Team um Kapitän Jonas Hector geht wohl so fit in die Saison wie lange nicht mehr.
So fit wie lange nicht
„Die Mannschaft ist fit. Wenn man die ganzen Spiele beobachtet hat, wie die 120 Minuten im Pokal, sieht man, dass wir sehr viele Kilometer gemacht haben. Die Jungs konnten bis zum Ende Tempo gehen und wir konnten von der Bank nachlegen. Das ist ein gutes Zeichen. Über die Intensität im Training entwickelt sich viel. Es geht oft darum, seinen Schweinehund zu überwinden. Wir sind auf einem guten Level”, so der neue Coach. Auch dabei ist es für Baumgart irrelevant, ob er nun härter trainiert als andere Mannschaften. Er kann sich sicher sein, dass das Training härter war, als bei seinen Vorgängern in Köln – und die Mannschaft daher fitter ist. Ein gutes Zeichen. Dass die Spieler bei der harten Arbeit die gute Laune nicht verlieren, ist dabei mindestens genauso wichtig.
Die Jungs sind gut drauf! #effzeh pic.twitter.com/z4i72dhRYB
— 1. FC Köln (@fckoeln) August 11, 2021
Wofür das am Ende reicht? Wird sich zeigen. Doch auch hier ist Steffen Baumgart ungewohnt klar, transparent – und aggressiv. Baumgart will unter die ersten 12: “Ich möchte uns schon in erster Linie zu den besten zwölf Mannschaften erklären. Wir wollen tabellenmäßig nach oben rücken.” Klare Ansage. Und das ist ohnehin das Entscheidende. Gelingt es Baumgart mit seinen Sprüchen und seiner Art das Training zu leiten, in Abwehr- und Sturmeinheiten auch mal aufzuteilen, seiner Mannschaft die Klarheit zu vermitteln, die ihr bisweilen abgeht, könnte der 1. FC Köln eine Überraschungsmannschaft dieser Bundesligasaison werden.
Gemeinsam mit den Fans
Nicht zuletzt ist der Plan daher, die Fans wieder mitzunehmen. Sie mit einem Fußball zu begeistern, der auch bei Niederlagen vermittelt: wir haben alles, auch wirklich alles reingeworfen. Dem Baumgart-Fußball kommt entgegen, dass zumindest 16.500 Zuschauer*innen wieder erlaubt sind. Aber das gilt ohnehin für Köln, ohne Fans ist das Heimstadion keine Bastion. Mit Fans dagegen schon. Und die Vorfreude, mit der Steffen Baumgart den Bundesliga-Start angeht, die ist in jedem Falle ansteckend: “Jedes Spiel, wo ich am Rand stehen kann – da geht immer ein Traum in Erfüllung. Den Job habe ich mir immer gewünscht. Ich freue mich einfach auf die Arbeit mit den Jungs, die Auseinandersetzungen und den Weg, den wir gehen wollen”, erklärt der FC-Coach.
“Ich möchte uns schon in erster Linie zu den besten zwölf Mannschaften erklären. Wir wollen tabellenmäßig nach oben rücken.”
“Besonders freue ich mich auf dem Start. Wer sich nicht darauf freut, dass wir hier wieder Zuschauer begrüßen können, ist fehl am Platz“, betont Baumgart. Und so freuen sich auch die Fans des 1. FC Köln, dass die Saison wieder losgeht. Sie freuen sich auf eine kämpfende und anrennende Mannschaft und einen Trainer, der das an der Seitenlinie vorlebt. Am Samstag besuchten unter anderem 250 bis 300 Ultras das Abschlusstraining, um der Mannschaft nochmals die nötige verbale Unterstützung mit auf den Weg zu geben. Der Baumgart-Fußball kommt nach Köln. Gegen ein 4:3-Spektakel zum Auftakt hätte in der Domstadt keiner etwas einzuwenden.