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Vorspiel

Der 1. FSV Mainz 05 gastiert in Müngersdorf: Der 1. FC Köln meldet sich vom Abgrund

Die Konkurrenz siegt und punktet und setzt den 1. FC Köln vor dem Heimspiel gegen Mainz gewaltig unter Druck. Die Partie ist für Trainer Markus Gisdol einmal mehr ein Endspiel um seinen Job: Holt seine Mannschaft keine drei Punkte, dürfte ab kommender Woche ein neuer Cheftrainer am Geißbockheim sein Glück versuchen.

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Foto: imago images / HJS

Abgeschottet hat der 1. FC Köln seine Spieler unter der Woche nach der knappen 0:1-Niederlage beim VfL Wolfsburg am letzten Spieltag. Dies bedeutete: Keine Interviews, die Spieler sollten häufiger und länger am Geißbockheim verweilen, gemeinsame Essen und vertiefende Videoschulungen. So wollte man das Team auf das Spiel gegen den Tabellennachbarn 1. FSV Mainz 05 am Sonntagabend bestmöglich vorbereiten und auch intern und extern den Ernst der Lage verdeutlichen. Nach solch harten Maßnahmen klang es zumindest bei Manager Horst Heldt Anfang der Woche: Volle Konzentration auf das Wesentliche, keine Ablenkungen von außen.

Dass wie der gegenwärtige Lockdown allerdings auch Abschottungen am Geißbockheim in der Realität dann nicht ganz so streng ablaufen, wie mancher sich das im Vorhinein vorstellt, machte Trainer Markus Gisdol nach der Woche und vor dem kommenden Spiel mit einem Lächeln klar: „Wir kennen ja die Gegebenheiten in Köln. Abschotten heißt in dem Fall, dass wir intern noch ein bisschen enger zusammenrücken wollten. Abschotten im Trainingsbetrieb bedeutet in Köln, dass man über den Zaun gucken kann. Jeder kann bei uns zuschauen.“

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Der Trainer bleibt trotz Endspiel gelassen

Welchen Grad auch immer diese Abschottung besaß und wie auch immer die Arbeit unter der Woche am Ende aussah, am Sonntagabend steht der erste Fußballklub aus Köln so stark unter Druck wie in den letzten Jahren nicht. Grund ist die Tabellensituation, die „Geißböcke“ lagen vor dem Spieltag noch auf dem 16. Tabellenrang, punktgleich mit dem vorletzten aus Bielefeld. Komfortabel war diese Situation schon nicht. Obendrein gewann dann jedoch am Freitagabend Bielefeld mit 1:0 gegen den SC Freiburg, was für den „Effzeh“ gegenwärtig einen direkten Abstiegsplatz bedeutet.

Und auch die Hertha punktete gegen Gladbach am Samstag, beide haben jetzt 26 Punkte und damit drei mehr als die Kölner. Mainz derweil könnte mit einem Sieg beim direkten Duell im Müngersdorfer Stadion auf fünf Punkte davonziehen. Eine Niederlage also, und der FC könnte sich vom direkten Klassenerhalt schon fast verabschieden, zu deutlich wären die Unterschiede in den Formkurven zwischen den seit sieben Spielen auf einen Pflichtsieg wartenden Kölnern und ihrer siegenden Konkurrenz.

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Foto: imago images/Revierfoto

Für Entfesslungskünstler Markus Gisdol ist das Spiel gegen Mainz womöglich der letzte Arbeitstag, sollten seine Kölner nicht siegen. Angeblich steht mit Friedhelm Funkel sein Nachfolger bereits in den Startlöchern. “Es ist wichtig, die notwendige Lockerheit im Umgang mit der Mannschaft zu behalten, wenn mehr Druck aufkommt“, zeigte sich Gisdol auf der Pressekonferenz vor dem Spiel jedoch betont entspannt und blickte auch über das Spiel hinaus: „Man ist neugierig, wie die Mannschaft mit dieser Situation umgeht, wie wir alle damit umgehen. Das ist eine Herausforderung, an der man auch wachsen kann. Ich bin auf jeden Fall nicht griesgrämig oder jammere rum, wir können viel daraus ziehen.“

„Da bin ich geradlinig in der Bewertung“

Wer in den letzten Monaten so viele Schlüsselspiele gewonnen hat und diverse persönliche Endspiele erfolgreich bestritt, der trainiert sich vermutlich eine dicke Haut an. Diese dicke Haut beinhaltet auch, dass Gisdol seiner Linie treu bleibt und sich zu nichts drängen lässt. Das Stürmerproblem beispielsweise ist diese Saison evident und unübersehbar, sowohl die objektiven und quantitativ-analytisch ermittelten Zahlen als auch der subjektive Blick auf das Geschehen auf dem Platz lassen den 1. FC Köln eindeutig als eine der schwächsten Offensiven der Liga dastehen. Die Hoffnung auf Besserung liegt gegen Mainz unter anderem auf Sebastian Andersson, der letzte Woche sein Comeback gab und eventuell gegen Mainz in die Startaufstellung zurückkehren könnte.

Für Emmanuel Dennis hingegen heißt das, dass er keinen Platz im Kader hat, Gisdol sieht in ihm derzeit keinen Angreifer, der das Stürmerproblem lösen würde oder mindestens eine zweite Alternative darstellt: „Ich habe bei ihm zuletzt immer ein bisschen was vermisst. Das können wir uns nicht erlauben“ hieß es vom Trainer vorher noch, der die Leihgabe des FC Brügge damit einmal mehr anzählte. Dabei blieb es dieses Mal jedoch nicht, denn der nigerianische Angreifer gehört erstmals nicht zum Spieltagskader. Ganz abgeschrieben hat Gisdol seinen “Problemfall” jedoch noch nicht: „Ich hoffe, dass wir bei Dennis noch den entscheidenden Kick sehen.“

Foto: Alex Grimm/Getty Images

Der zweite Winterneuzugang sucht ebenfalls noch seine Rolle auf dem Platz. Max Meyer spielte gegen Dortmund und in Berlin gegen Union 90 Minuten, gegen Dortmund saß er sich dann 90 Minuten auf der Bank, in Wolfsburg reichte es zu einem Kurzeinsatz über lediglich neun Minuten. „Wir haben auf dieser Position ein Übergewicht“ erklärte Gisdol die Nichtberücksichtigung zuletzt. Hector und Skhiri seien derzeit gesetzt, neben Meyer müssten sich derzeit auch Elvis Rexhbecaj und Salih Özcan gedulden und auf seine Chance warten.

Hoffnung auf Andersson, Bornauw und Kainz

Das Duo Hector plus Skhiri im zentralen Mittelfeld ist derzeit das Herzstück und die Hoffnung der „Geißböcke“, von den beiden müssen im Spiel gegen defensivstarke Mainzer die nötigen Impulse ausgehen. Außerdem hofft man am Geißbockheim neben der Rückkehr von Bornauw auf die Rückkehrer Kainz und Andersson, die mit ihrer offensiven Qualität der Mannschaft mit Sicherheit weiterhelfen können. Im Abstiegskampf kann man sich, wenn man auf dem vorletzten Platz liegt, nicht mehr nur darauf verlassen, dass man hinten kratzt und beißt und vorne mal einen Standard verwandelt.

Hertha, Mainz und Bielefeld haben den FC durch ihre Siege in den letzten Wochen dazu gezwungen, die restlichen Spiele aktiv zu bestreiten und auf drei Punkte zu spielen. Dass das Team von Markus Gisdol dies kann, hat sie in den letzten Wochen spielerisch immerhin phasenweise nachgewiesen, jetzt müssen sie dies allerdings 90 Minuten nachzuweisen. Sonst wird der einst ruhm- und glorreiche 1. FC Köln im Mai 2021 zum siebten Mal in seiner Vereinsgeschichte absteigen.

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