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Müngersdorf

Heimspiel gegen St. Pauli: Die Angst des Geißbocks vor dem Fußballgott

Gegen St. Pauli kann der 1. FC Köln Wiedergutmachung für zwei Niederlagen zum Rückrundenstart leisten. Doch vor der Partie scheint jeder nur von Alexander Meier zu sprechen.

COLOGNE, GERMANY - JANUARY 27: Mascot Hennes of 1.FC Koeln eats during the Bundesliga match between 1. FC Koeln and FC Augsburg at RheinEnergieStadion on January 27, 2018 in Cologne, Germany. (Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)
Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Wer als Fan des 1. FC Köln auf die Rückrundentabelle der 2. Bundesliga schaut, dem droht zunächst einmal ein gehöriger Schreck. Lange müssen Sympathisanten der „Geißböcke“ suchen, bis sie ihren geliebten Verein entdeckt haben. Ganz am Ende der Rangliste kommt der glorreiche effzeh zum Vorschein – Platz 18 in der Rückrunde nach zwei Niederlagen und einer Absage. Nach der 2:3-Pleite gegen Bochum zum Abschluss 2018 setzten die Schützlinge in Berlin bei Union auch den Start ins neue Jahr gründlichst in den Sand. Die Konsequenz: Der effzeh ziert den letzten Rang in der Rückrundentabelle – und steht beim Heimspiel gegen den FC St. Pauli gehörig unter Druck.

AMFG14 gegen den FC: Eine albtraumhafte Geschichte

Die Kiezkicker nutzten die erzwungene Pause der Jungs mit dem Geißbock auf der Brust und zogen mit einem dramatischen Last-Minute-Triumph gegen Union Berlin an den Kölnern vorbei. Dritter gegen Zweiter – Müngersdorf sieht am Freitagabend High Noon im Aufstiegsrennen. Das bestimmende Thema unter der Woche war aber weniger die sportliche Ausgangslage denn der Kölner Albtraum in Diensten des FC St. Pauli: Alexander Meier, in der Winterpause nach einem halben Jahr ohne Vertrag nach Hamburg zurückgekehrt, schoss sich mit seinem Doppelpack im Duell gegen die „Eisernen“ rechtzeitig in Form für den Showdown in der Domstadt. Alex Meier, Fußballgott – trotz seiner bereits 36 Jahre scheint er keinen Deut ungefährlicher geworden zu sein.

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Davon können die effzeh-Fans ein Lied singen: Gefühlt traf der schlaksige Angreifer in jedem Spiel gegen die „Geißböcke“, meistens sogar mehrfach. Ein Blick in die Statistik zeigt: Elf Tore verzeichnet Meier in 14 Duellen mit dem effzeh – so viele wie gegen keinen anderen aktuellen Proficlub. Sogar für den FC St. Pauli war er in der 2. Bundesliga bereits gegen Köln erfolgreich: 2002/03 erzielte er bei der 2:3-Heimniederlage der Kiezkicker den Endstand, drei Tore von Matthias Scherz reichten dem effzeh, der diesmal umso mehr vor dem Routinier zittert. „Einen Spieler seiner Klasse kann man nicht komplett ausschalten. Wir müssen verhindern, dass er in Abschlusssituationen kommt“, vertraut Coach Markus Anfang auf die zuletzt anfällige Defensivordnung seines Teams.

Der Plan des 1. FC Köln: Hinten konsequent, vorne eiskalt

Genau dort liegt auch der Schlüssel für ein erfolgreiches Heimspiel gegen den FC St. Pauli: Die Schwachstellen ausmerzen, die eigenen Stärken dagegensetzen. Und vor allem: Nicht schon wieder ein frühes Gegentor kassieren. „Wir sind gegen Bochum und gegen Union nicht gut in die Partien reingekommen. Wir haben den Anspruch, das besser zu machen“, gibt Anfang die Marschroute vor. In beiden Partien, die der effzeh letztlich verlor, fing sich die Mannschaft ein frühes Gegentor. Das gilt es zu vermeiden – und selber vorne eiskalt zu sein. „Wir haben zu viele Torchancen liegen lassen“, moniert der Kölner Trainer: „Es ist wichtig zu wissen, dass wir uns Torchancen herausspielen können. Aber wir müssen auch das Gefühl haben, dass wir Spiele damit entscheiden können.“

Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images

Zwei auf der Hand liegende Vorgaben, die das Team im wichtigen Duell gegen die Kiezkicker umsetzen soll. Dass es das in der Offensive durchaus umsetzen kann, beweist das Hinspiel: Nach einem 0:2-Rückstand kam der effzeh ins Rollen und schoss am Millerntor einen spektakulären 5:3-Sieg heraus. Es sollte der bislang einzige Erfolg der Jungs mit dem Geißbock auf der Brust gegen ein Spitzenteam der Liga bleiben: Gegen die ersten Sieben der Zweitliga-Tabelle kassierten die Anfang-Schützlinge in den restlichen sechs Partien drei Niederlagen (Paderborn, HSV, Union) und spielten dreimal Remis (Union, Heidenheim, Kiel). Das ist für den Anspruch des 1. FC Köln in dieser Saison definitiv zu wenig, zumal diese direkten Duelle auch über das Wohl und Wehe im Aufstiegsrennen entscheidend werden können.

Brust raus, Kinn hoch – ab die Post!

So heißt es letztlich für den Freitagabend im Müngersdorfer Stadion: Weniger auf Alex Meier schauen, mehr auf die eigenen Stärken besinnen. Brust raus, Kinn hoch – ab die Post! Nach den zuletzt gezeigten Leistungen gilt es einmal mehr, Vertrauen beim Publikum zurückzugewinnen, zumal gegen einen taktisch gut organisierten Gegner wie dem FC St. Pauli ein echtes Kampfspiel auf dem Plan steht. „Das Hinspiel war sehr intensiv und das wird uns jetzt wieder erwarten. St. Pauli kämpft um jeden Zentimeter Boden. Wir müssen von der ersten Sekunde an gegenhalten – und dann unsere Tugenden, unsere Art zu spielen, zum Tragen bringen“, weiß auch Markus Anfang um die Anforderungen dieses Spitzenspiels.

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Ein Erfolgserlebnis wäre gleich mehrfach von Bedeutung für die „Geißböcke“: Im direkten Duell könnte der effzeh gegen einen Kontrahenten im Aufstiegsrennen punkten und hätte diesen zunächst einmal wieder überholt. Dazu ließe ein Sieg gegen St. Pauli die Diskussionen um eine Kölner Krise, die nach den vergangenen Auftritten nicht zu Unrecht geführt wurden, wieder verstummen. Und drei Zähler zum Auftakt des 21. Spieltags verhindern einen möglichen Absturz in der Tabelle. Mit einer Niederlage am Freitagabend droht dem effzeh im schlimmsten Fall Platz sechs. Doch es gibt auch Zahlenspiele, die Mut machen: Von den letzten 16 Pflichtspielen gegen St. Pauli verlor der 1. FC Köln nur eins – und zuhause sowieso erst einmal (1:4 unter Schuster 98/99). Was also jetzt, Alex Meier?

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