Lange ist es nicht mehr hin, dann wird der 1. FC Köln die Rückkehr in die Bundesliga vollenden. Beim VfL Wolfsburg wird es für die “Geißböcke” am Samstag ernst – der Auftakt in die 57. Saison der höchsten deutschen Spielklasse hat es für den effzeh um seinen neuen Trainer Achim Beierlorzer in sich. Gegen den Europa-League-Teilnehmer aus Niedersachsen beginnt für die Kölner die Mission Klassenerhalt – denn das ist offiziell ausgegebene Saisonziel rund ums Geißbockheim.
Doch hat der Zweitliga-Meister auch alles in der Macht stehende getan, um sich in der Bundesliga zu etablieren? Wird Beierlorzer zugetraut, die Mannschaft auch in schwierigeren Phasen im Griff zu haben? Und wer sind die entscheidenden Mosaiksteine für das Erreichen des Saisonziels? In der “Rudelbildung” diskutieren wir uns redaktionsintern die Köpfe heiß – und stellen fest, dass die Vorfreude bei den allermeisten doch wieder zurück ist.
Thomas: Im Pokal tat sich der 1. FC Köln vergangene Woche noch sehr schwer, nun steht für die “Geißböcke” beim VfL Wolfsburg der Bundesliga-Auftakt ins Haus. Wie ist eure Gefühlslage vor der Rückkehr? Ist der effzeh für den Klassenerhalt gerüstet – oder geht sogar noch mehr?
Ralf: Das Wort „Vorfreude“ ist nach den beiden letzten Spielzeiten sicher eh übertrieben, Thomas. Aber ich schaue schon verhalten optimistisch auf die Saison. Der Start ist zwar knüppelhart, aber vielleicht ist das nicht nur ein Nachteil. Schließlich müssen alle Mannschaften neue Spieler integrieren, was nicht immer sofort funktionieren muss. Das Problem hat der effzeh zwar auch, wir konnten aber bereits sehen, dass die neuen “Geißböcke” uns qualitativ verbessern. Ich denke, wir können mit dem Kader den Klassenerhalt packen. Viel mehr als Platz 12-15 sehe ich aber nicht, würde genau das aber heute sofort unterschreiben.
“Ich weiß, so ein Pokalspiel in Wiesbaden darf man nicht zu hoch hängen, aber ernsthaft: Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Diese 120 Minuten + Elfmeterschießen haben mich um mindestens 20 Jahre altern lassen.”
Sarah: Nachdem ich den Sommer über frische Luft schnappen konnte, hatte ich ab dem Trainingslager in Österreich eigentlich ein gutes Gefühl, was die kommende Saison anbelangt. Ich weiß, so ein Pokalspiel in Wiesbaden darf man nicht zu hoch hängen, aber ernsthaft: Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Diese 120 Minuten + Elfmeterschießen haben mich um mindestens 20 Jahre altern lassen. Und nun fahren wir am Samstag nach Wolfsburg. Wer sich darauf freut, nimmt doch Drogen!
Severin: Ich freue mich überraschenderweise auf diese Saison. Es wurde im Sommer endlich einmal gut eingekauft und die entsprechenden Baustellen im Kader bearbeitet. Auch wenn es gegen Wehen noch nicht wirklich geil aussah: Beierlorzer und das Team machen einen guten Eindruck. Sorge bereitet mir allerdings das Auftaktprogramm.
Thomas: Ach, ich hatte auf jeden Fall am Sonntagabend bereits wieder den Kaffee offen. Nach dem Auftritt war die geringe Vorfreude erst einmal wieder ad acta gelegt. Dennoch glaube ich, dass diese Mannschaft das Zeug für den Klassenerhalt hat, aber sie wird noch Zeit benötigen. Hoffentlich bekommt sie die, denn wie Sev mache ich mir Gedanken, ob die Geduld beim FC ausreicht, um den knüppelharten Start zu überstehen.
Moritz: Leute, es wird Zeit, den Trübsinn mal beiseite zu legen. Nein, ich erwarte kein glorreiches Jahr mit dem erneuten Erreichen des Europapokals. Aber dennoch: Sarah, ja! 20 Jahre altern während eines Spiels – das ist alles, was ich will. Ich bin effzeh-Fan herrjottnochmal. Und nach der vergangenen Saison bin ich froh, dass wir endlich wieder drüber streiten, uns herrlich aufregen und dann auch hoffentlich das ein oder andere Tor feiern können. Es war alles so furchtbar egal zuletzt. Und ich bin einfach nur froh, dass nun die Leidenschaft zurückkommt. Bei mir ist das zumindest so.
“Die Zeit der ‘Pflichtsiege’ gegen Sandhausen und Co. ist vorbei”
Ralf: Moritz, du sprichst mir aus der effzeh-Seele. Was uns hier nämlich seit langem schon fehlt, sind emotionale Siege und auf die hoffe ich. Die Zeit der „Pflichtsiege“ gegen Sandhausen und Co. ist vorbei und wir können viel Kraft ziehen, wenn hier mal wieder Stimmung in unsere kölsche Stadionhütte bekommen. Den letzten, richtig heftigen und nicht jugendfreien Jubel habe ich bei Teroddes Tor gegen unsere Freunde aus der niederrheinisch-bäuerlichen Umgebung abgelassen, das ist deutlich zu lange her. Wir werden sicher weniger gewinnen als in Liga Zwo, aber ab sofort sollten wir jeden „Dreier“ wieder besser genießen können. Darauf freue ich mich, un mir blieve drin … SO!
“Ich sehe aber ein großes Problem auf den FC zukommen: Gegen den Großteil der Gegner werden die Kölner wohl nicht mit zwei klaren Neunern spielen können. Da ist für mich Stress vorprogrammiert.”
Arne: Die Baustellen im Kader wurden bearbeitet, das stimmt. Ich sehe aber ein großes Problem auf den FC zukommen: Gegen den Großteil der Gegner werden die Kölner wohl nicht mit zwei klaren Neunern spielen können, weil vorne einfach kein Ball ankommt (außer durch Flanken). Und weil mit Cordoba, Modeste und Terodde gleich drei Hochkaräter um Plätze konkurrieren, ist da für mich Stress vorprogrammiert. Das dürfte spannend werden.
Lino: Das stimmt, Arne. Eine der entscheidenden Fragen der Saison könnte letztlich sein, wie gut Beierlorzer den Kader im Allgemeinen und die Situation im Sturm im Speziellen moderieren kann. Und ob er dem Druck im Herbst standhält, wenn man tief im Abstiegskampf stecken sollte und gerade zum Beispiel ein dreckiges 0:0 im Regen gegen Augsburg ergaunert hat. Ich persönlich bin da optimistisch und sage, Beierlorzer kann das. Aber wie ein Trainer reagiert, wenn es mal hart auf hart kommt, ist schwer zu prognostizieren. Hält Beierlorzer Modeste und Co. bei Laune, gelingt der Klassenerhalt, weil der Kader die Qualität und der Trainer in Theorie auch taktisch genug drauf hat, umzustellen wenn nötig. Wenn aber nicht, kann auch die berühmte Eigendynamik schnell zuschlagen.
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