Wenn es schon eine Woche vor einem Spiel des 1. FC Köln ganz besonders kribbelt, dann sollte der nächste Weg entweder zum Hausarzt gehen oder es ist endlich wieder Derby. 20 Monate ist es her, da war Borussia Mönchengladbach zuletzt zu Gast im Müngersdorfer Stadion. 609 Tage, seit Simon Terodde nach mustergültiger Flanke von Konstantin Rausch in der Nachspielzeit die effzeh-Fans zum Ausrasten brachte. 609 Tage, seit das Prestigeduell zwischen Geißbock und Fohlen letztmals ausgetragen wurde. Viel passiert seitdem – besonders beim Gastgeber, der nach der Bundesliga-Rückkehr nahezu Tabularasa an allen Stellen machte.
Unverändert ist allerdings die Wichtigkeit des Prestigeduells, das die 89. Auflage in der Bundesliga erleben wird. Für beide Seiten ist die Begegnung die Partie des Jahres – ein Sieg im Derby ist für die Fans der rheinischen Rivalen mehr Wert als nahezu alles, was es in der Saison zu erreichen gibt. Eine Einstellung, die zwar effzeh-Coach Achim Beierlorzer nicht ganz teilt, die Vorfreude auf das Spiel am Samstag allerdings noch einmal erhöht. Brisant wird es im Derby so oder so: Der FC will an den vor der Länderspielpause in Freiburg eingefahrenen Last-Minute-Erfolg anknüpfen, die Borussia die Scharte der 0:3-Heimniederlage gegen Leipzig auswetzen.
“Die ganze Stadt freut sich auf das Derby”
„Wir freuen uns auf das Derby. Die ganze Stadt freut sich. Wir kennen die Brisanz und wissen, wie wichtig das Spiel für die Fans ist“, hat auch Beierlorzer bereits die enorme Aufmerksamkeit rund um das Aufeinandertreffen der rheinischen Rivalen bemerkt. Dennoch soll sich sein Team von der Atmosphäre nicht von seinem Weg abbringen lassen. „Ich weiß, dass unsere Fans uns am Samstag frenetisch nach vorne peitschen werden. Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren und unsere Stärken auf den Platz bringen und nicht im Derby-Wahn Dinge tun, die uns nicht weiterhelfen“, gibt der gebürtige Franke, der auf den wiedergenesenen Jhon Cordoba bauen kann, vor seinem ersten Duell mit Borussia Mönchengladbach.
Seine Mannschaft muss gegen die favorisierte „Fohlenelf“ alles in die Waagschale werfen, um etwas Zählbares aus dem Derby mitzunehmen. „Wir haben schon einen guten Einblick in die Stärken von Gladbach gewonnen. Es wird eine Herausforderung, aber wir wollen es genießen und alles möglich machen, um zu punkten. Ich erwarte, dass wir alles geben, um dieses Spiel gegen Gladbach positiv für uns zu entscheiden“, betont Beierlorzer, der noch Steigerungspotenzial beim 1. FC Köln sieht. „Wir wollen unser Spiel spielen. Wir wissen, was wir dagegensetzen können. Wir können noch besser spielen. Es ist noch Luft nach oben, wir wollen an die 100 Prozent dran“, erklärte der effzeh-Coach auf der abschließenden Pressekonferenz.
“In Köln wird eine außergewöhnliche Atmosphäre herrschen. Ich erwarte ein sehr intensives Spiel gegen eine hoch motivierte Kölner Mannschaft.”
Das wird das Team auch müssen – denn der Europapokal-Teilnehmer aus Mönchengladbach verfügt über eine hohe Kaderqualität und geht trotz ruckligem Saisonstart als Favorit ins Derby. Kleinigkeiten dürften am Samstagnachmittag im Kölner Westen entscheidend sein – auch die Unterstützung der effzeh-Fans könnte eine wichtige Rolle spielen, wie auch Gäste-Coach Marco Rose anmerkte. „In Köln wird eine außergewöhnliche Atmosphäre herrschen, der wir gewachsen sein müssen“, sagt der neue Borussia-Trainer, der aus Salzburg an den Niederrhein wechselte. Es ist ein Bundesliga-Spiel unter etwas anderen Umständen, was das Drumherum angeht. Ich erwarte ein sehr intensives Spiel gegen eine hoch motivierte Kölner Mannschaft, die zu Hause klar ihr Revier abstecken will. Wir fahren dorthin, um zu zeigen, dass wir in der Lage sind, dagegenzuhalten, Fußball zu spielen und am Ende das Spiel möglichst auch zu gewinnen“, gibt Rose die Derby-Marschroute für sein Team vor.
Auch auf den Rängen birgt das Prestigeduell Brisanz
Doch die Blicke werden am Samstag nicht nur auf den Platz gerichtet sein – nach den Vorfällen bei den Derbys in der jüngeren Vergangenheit wird auch mit Argusaugen beobachtet, ob es rund um das Aufeinandertreffen der rheinischen Rivalen friedlich bleiben wird. Mehr als 1.500 Beamtinnen und Beamte werden in Köln bei der Partie im Einsatz sein, vermeldete die Kölner Polizei auf einer Pressekonferenz am Freitag. Gewalt- und Straftätern wolle man frühzeitig ihre Grenzen aufzeigen. Gerade nach dem Kölner Fahnenklau im letzten Derby, der umgehend von den Gladbacher Anhängern beantwortet wurde, scheint die Brisanz der Begegnung noch einmal erhöht zu sein.
„Ich wünsche mir, dass es gewaltfrei bleibt und ein tolles Fußballspiel wird“, unterstreicht effzeh-Coach Beierlorzer die Erwartungen vor dem rheinischen Derby, in dessen Vorfeld beide Seiten betont versuchen, Druck vom Kessel zu nehmen. Das wird sich spätestens am Samstagnachmittag ändern, wenn Schiedsrichter Deniz Aytekin das Spiel freigibt. Es ist angerichtet: Endlich wieder Derby. Endlich wieder 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach. Wir haben lange darauf warten müssen. Ein verdammtes Jahr in der 2. Bundesliga. Es tut so gut, wieder zurück zu sein!