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Fünf Erkenntnisse aus dem Bochum-Spiel: Böcke ruinieren beim 1. FC Köln den guten Eindruck!

Foto:Juergen Schwarz/Bongarts/Getty Images

Eine Niederlage schmerzt besonders dann, wenn sie überflüssig ist. Wenn sie nicht dadurch entsteht, dass der Gegner schlichtweg besser gewesen ist als die eigene Mannschaft und deswegen völlig verdient die Punkte eingefahren hat. Wenn sie nämlich dadurch entsteht, dass die eigene Mannschaft unbedrängt stümperhafte Fehler einbaut und den Gegner geradezu zum Toreschießen einlädt. Die Leistung des VfL Bochum beim Auswärtssieg in Köln soll nicht geschmälert werden, zu organisiert, spielfreudig und kampfstark präsentierte sich die Dutt-Elf an diesem Abend.

Doch letztlich scheiterte der 1. FC Köln zum Abschluss des Halbjahres größtenteils an sich selbst. Die individuellen Fehler der Jungs mit dem Geißbock auf der Brust waren ausschlaggebend für die vierte Saisonniederlage, die auch verhinderte, dass der effzeh als Winterkönig Weihnachten begehen darf. Doch es waren nicht ausschließlich Fehler, die eine zwischenzeitlich rassige Partie am Freitagabend prägten. Wir schauen, welche fünf Erkenntnisse sich aus der bitteren 2:3-Niederlage gegen starke Bochumer ergeben.

Weihnachtsgeschenke drei Tage vor Heiligabend

Dass sich der 1. FC Köln gegen die Bochumer als äußerst zuvorkommener Gastgeber zeigte, stach bereits nach wenigen Sekunden ins Auge. Santa Czichos war offenbar der Meinung, die Gäste aus dem Revier hätten sich in diesem Jahr als sehr brav erwiesen und beschenkte Hinterseer mit dem 1:0. Später schloss sich noch Salih Claus dem munteren Reigen an – sein katastrophaler Fehlpass, den Sam zum 3:1 nutzen konnte, war beinahe so etwas wie der weihnachtliche Knockout für die Bemühungen der „Geißböcke“, den sechsten Sieg in Serie einzufahren.

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Es war letztlich der eine Bock zu viel – wobei in der Rückschau fast nur die großen ins Gewicht fallen. Doch auch viele kleine, zumeist unerzwungene Fehler sorgten dafür, dass der VfL an diesem Abend die drei Punkte aus Müngersdorf entführen durfte. Sei es, weil beide Außenverteidiger nicht den besten Tag ihrer Karriere erwischt hatten (insbesondere für Marcel Risse gilt das), sei es, weil Jonas Hector an diesem Abend im zentralen Mittelfeld reichlich verloren wirkte, sei es, weil es vorne an der Effizienz der vorherigen Partien mangelte. Am Ende stand ein verdientes 2:3 zu Buche.

Karma is a bitch

Nicht einmal eine Stunde ist gespielt, da lässt die Aufmerksamkeit in der Kölner Defensive arg zu wünschen übrig. Nach einem Foulspiel von Özcan, der seinen eigenen Ballverlust nach Timo Horns schwierigem Aufbaupass ausbügeln wollte, führen die Bochumer den Freistoß schnell aus und erwischen die effzeh-Abwehr im Tiefschlaf. Flanke, Kopfball Hinterseer, 2:1 VfL! Terodde hatte seinen Gegenspieler laufen lassen, der völlig frei zum Abschluss kam. Doch: Dabei stand der Österreicher klar im Abseits, das Tor hätte nicht zählen dürfen.

Doch wo sich so manch einer den in der letzten Spielzeit noch verfluchten Video-Assistenten herbeiwünschte, dachten andere an das Hinspiel in Bochum. Bei brütender Hitze hatte Jorge Meré kurz vor der Pause VfL-Außenverteidiger Danilo im Kölner Strafraum zu Fall gebracht, doch Schiedsrichter Zwayer verweigerte den fälligen Elfmeterpfiff. Es hätte der Ausgleich zum 1:1 sein können – der Ärger beim Ruhrpott-Club war nach dieser Entscheidung groß. Zweimal unrecht ergibt nicht einmal recht, doch den Abseitstreffer von Hinterseer müssen auch die effzeh-Fans wohl oder über unter ausgleichender Gerechtigkeit verbuchen.

Auf der nächsten Seite: Wessen Leistung durch einen Bock komplett zerschossen wurde, warum Tempo Trumpf gewesen wäre und warum nicht nur die Spieler sich bereits in der Winterpause wähnten

Ein Bock ruiniert den Eindruck

Die zweitmeisten Ballkontakte, eine herausragende Passquote (94 Prozent angekommene Anspiele), die beste Zweikampfbilanz auf dem Feld (68 Prozent gewonnene Duelle) und der meistgefoulte Spieler auf dem Platz: Was eigentlich nach einem tollen Spiel klingt, ist bei naher Betrachtung eben dann doch nicht die komplette Realität. Die Statistik sagt in diesem Fall leider nicht alles aus. Denn die Zahlen gehören zu Salih Özcan, der sich mit seinem Aussetzer vor dem 1:3 einen eigentlich sehr ordentlichen Auftritt komplett zunichte machte. Eigentlich eben.

War der effzeh-Youngster in der ersten Hälfte neben Jhon Cordoba definitiv der auffälligste Kölner und konnte von den Bochumern mehrmals nur mit einem taktischen Foul gebremst werden, lag nach der Pause der Fokus offenbar mehr auf Stabilität im Spielsystem. Eine Rolle, die Özcan nicht auszufüllen vermochte. Mit zunehmender Spielzeit (und das zeigen die Daten eben nicht), häuften sich die Fehler, insbesondere bei der Ballverarbeitung. Sein Katastrophenpass, der aus der Suche nach spielerischen Lösungen im Spielaufbau resultierte, ist dabei der auffälligste Fauxpas, aber auch nicht der einzige gewesen. Es zerschoss ihm letztlich eine ordentliche Leistung, die sich vor den Kollegen nicht zu verstecken braucht.

Tempo ist Trumpf

Besonders der Özcan-Bock zeigte auf, wie anfällig die Spielaufbau-Idee der Kölner sein kann, wenn sich der Gegner nicht allzu weit zurückzieht und dabei vor allem den Mittelmann der Dreierkette im Visier hat. Schon zuvor in der Partie wie auch beim Heimsieg gegen Magdeburg war der Versuch des spielerischen Hinten-heraus-Kombinierens größtenteils herzinfarkt-fördernd gewesen – nur mit einigem Glück, gewissem Risiko und einer ordentlichen Portion Passschärfe gelang es dem effzeh, einen frühen Ballverlust zu vermeiden.

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Doch auch ohne Fehler war die Kombinationsvorgabe in der Defensive ein Hemmschuh im Spiel der „Geißböcke“. Immer wieder wurde noch der Extra-Pass gesucht anstatt die Räume hinter der ersten Pressinglinie, wie es im Taktikdeutsch so schön heißt, zu nutzen. Bei allem Verständnis für einen Spielvortrag, der geduldig viele Spieler involviert und die entsprechende Räume sucht, nahm das den Kölner Angriffsbemühungen oft das Tempo. Tempo, das die Bochumer besonders über Sidney Sam in die Partie brachten. Es zeigte sich wieder einmal, dass die effzeh-Defensive vor allem dann anfällig ist, wenn der Gegner über pfeilschnelle Angreifer ins Konterspiel kommen kann. Nachholbedarf scheint weiterhin gegeben.

Der 12. Mann zeigt sich reserviert

So lethargisch sich zuweilen das Spiel daher schleppte, so wenig sprang der Funke von den Tribünen auf den Rasen: Von der zumeist gelobten Stimmung im Müngersdorfer Stadion war kurz vor Weihnachten wenig zu spüren. Zwischenzeitlich ergab sich sogar der Eindruck, ein nicht geringer Teil der Zuschauer wäre während des laufenden Spiels eingenickt, doch die Reaktionen auf Flanken von Marcel Risse widerlegten diese These nur allzu gut. Dennoch: Von einem Hexenkessel war die Atmosphäre im Kölner Westen weit entfernt. Vielleicht die vorweihnachtliche Ruhe, denn bereits gegen Magdeburg glich die Partie vom Geräuschpegel eher einem Auswärts- denn einem Heimspiel.

Das hat natürlich auch Gründe: Während die Reise nach Köln für viele Gästefans das Highlight des Jahres darstellt, kommt der Kölner Anhang zuweilen etwas unmotiviert daher. Heimspiele gegen Bochum oder Magdeburg, bei allem Respekt gegenüber den Gegnern, reißen den gemeinen effzeh-Fan nun einmal nicht aus den Sitzen. Für die Spieler ist es derweil schade, zum Abschluss eines guten Halbjahres hätten sie sicherlich noch einmal die volle Unterstützung des Stadions verdient gehabt. Wie das wirken kann, zeigte ja die Schlussphase, als die Mannschaft alles nach vorne warf und auch das Publikum mitzog. Vielleicht aber muss auch manchmal der Funke vom Platz auf die Tribünen überspringen.

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