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Analyse

2:3-Niederlage des 1. FC Köln bei Bayern München: Der Baumgart-FC macht Lust auf mehr!

Eine Niederlage, die sich wie ein Erfolg anfühlt? Das 2:3 beim FC Bayern München ist für den 1. FC Köln jedenfalls ein Fingerzeig, dass die neue Spielidee der “Geißböcke” funktionieren kann. Der Baumgart-FC macht mit viel Leidenschaft Lust auf mehr!

Foto: imago images / Schiffmann

Es kommt nicht oft vor, dass sich eine Niederlage eher anfühlt wie ein Erfolg. Wer allerdings die Stimmung rund um den 1. FC Köln nach dem 2:3 beim FC Bayern München verfolgt, der dürfte genau den Eindruck gewinnen. Ja, die „Geißböcke“ haben von ihrem Trip in die bayerische Landeshauptstadt nichts Zählbares für die Tabelle mitgenommen. Ja, Fußball ist, um Julian Nagelsmanns Einlassungen nach dem Spiel aufzunehmen, weiterhin ein Ergebnissport. Dennoch kehren die Kölner mit einem guten Gefühl vom Duell beim haushohen Favoriten zurück.

0:2 hatte der FC zwischenzeitlich zurückgelegen, sich dann aber durch Tore von Anthony Modeste und Mark Uth zurück in die Partie geschossen. Zwischenzeitlich stand das Spiel auf Messers Schneide, wie auch der Gegner anerkennend einräumen musste. Mit purem Einsatzwillen und schierer Wucht hatte sich die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart in das vermeintliche Duell zwischen David und Goliath geworfen. So sehr, dass sowohl Fans als auch Spieler stolz auf die Leistung sein dürfen, auch wenn es dank Serge Gnabrys Treffer nicht zu einem durchaus verdienten Punktgewinn gereicht hatte.

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Der Glaube ans System wächst

Mitgenommen aus der Allianz Arena hat der 1. FC Köln vielleicht sogar etwas Wertvolleres als einen (oder mehrere) Zähler für die Bundesliga-Tabelle. Mitgenommen haben die „Geißböcke“ die Erkenntnis, dass die eigene Herangehensweise auch gegen das wohl stärkste Team der Bundesliga funktioniert. Dass das frühe Anlaufen, das permanente Stressen, das aggressive Vorwärtsverteidigen nicht nur gegen Mannschaften wie Hertha BSC Früchte trägt, sondern selbst den großen FC Bayern ins Wanken bringen kann. Kurz: Dass sich die hohe Intensität, die schmerzvollen Extraschritte lohnen.

“Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht, die Entwicklung ist erkennbar!”

Das stillt zwar vermutlich kurzfristig nicht den Erfolgsdurst, kann sich aber auf Strecke für den FC auszahlen. „Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht, die Entwicklung ist erkennbar“, konstatierte auch Steffen Baumgart, der mit dem noch zurückhaltenden Auftritt in der ersten Hälfte weniger zufrieden war. Zu viel Respekt vor den prominenten Namen auf der Gegenseite machte er aus. Nach dem Seitenwechsel hatten sich seine Schützlinge auf dem Weg nach vorn deutlich mutiger präsentiert – und sich für diesen Mut auch innerhalb weniger Minuten belohnt. Wie schon im Auftaktspiel waren es besonders die tiefen Wege auf den Außen, die zum Erfolg führten.

Rückschläge sind keine Niederschläge

Doch der kölsche Doppelschlag war nicht nur ein Hoffnungsschimmer, den FC Bayern richtig ärgern zu können, er zeigte auch eine Qualität dieser Mannschaft: Der Baumgart-FC gibt nicht so einfach auf. Ein etwas unglücklicher Zwei-Tore-Rückstand beim Rekordmeister – das wäre in den vergangenen Jahren der Startschuss zu einer deutlichen Niederlage gewesen. Doch ein Kollaps kommt für die Kölner unter ihrem neuen Trainer offensichtlich erst einmal nicht infrage. Wie schon in den bisherigen Pflichtspielen drehten die „Geißböcke“ erst nach dem Rückstand so richtig auf. Nicht optimal, aber dennoch ziemlich beeindruckend, wie der FC sich in München selbst ins Leben zurückholte.

Foto: imago images / MIS

„Die Jungs haben gut gearbeitet, sind nach dem 0:2 dran geblieben und nicht weggebrochen, sondern sogar zurückgekommen“, lobte Baumgart nach der Partie die Moral seiner Mannschaft und gab der Partie nach dem wilden Ritt in der zweiten Hälfte das Prädikat „wertvoll“: „Es war ein geiles Spiel für alle“, so der FC-Coach. Und das dem so war, daran hatten die Gäste aus dem Rheinland einen großen Anteil. Auch nach dem unglücklichen 2:3, das in einer Phase fiel, als die Begegnung hin und her wogte, warf der Außenseiter noch einmal alles nach vorne und drängte gegen konditionell nachlassende Münchener auf den Ausgleich.

Individuelle Fehler bleiben ein Thema

Dass es letztlich beim großen Favoriten nicht zu einem Punktgewinn für die „Geißböcke“ reichte, hatte vor allem Gründe, die in der individuellen Qualität der Mannschaft zu suchen sind. Nach vorne fehlte dem FC das letzte Quäntchen in der Entscheidungsfindung, um die durchaus vorhandenen Schwächen der Bayern an diesem späten Sonntagnachmittag noch besser auszunutzen. Und defensiv schoss sich der Gast mehrfach selbst ins Knie: Vor dem 0:1 ließ sich Jorge Meré im direkten Duell mit dem eingewechselten Jamal Musiala wie ein Schuljunge düpieren, bei der Flanke vor dem zweiten Gegentreffer grätschte der spanische Innenverteidiger mehr oder minder ins Leere.

Ohne jetzt einen Spieler an den Pranger stellen zu wollen: Es sind genau diese Aussetzer, die am Ende eine Überraschung verhinderten. Die Qualität der Bayern ist zu groß, um sich eine Vielzahl solcher Fehler leisten zu können. Das zeigt dann auch der Siegtreffer: Schon bei der Flanke im Vorfeld der Situation ist die Frage zu stellen, ob Timo Horn trotz einsetzenden Regens den Ball auch hätte fangen können statt ihn recht uninspiriert wegzufausten. Bei Gnabrys wuchtigem, aber beileibe nicht unhaltbarem Schuss sieht der Kölner Schlussmann einmal mehr nicht gut aus, wie auch die Keeperanalyse des Experten Sascha Felter zeigt. Horn verfällt hier wieder in alte Muster, die der neue Torwarttrainer Uwe Gospodarek dem FC-Stammtorhüter auszutreiben gedenkt.

Die Offensive ans Laufen kriegen

Was allerdings beim 1. FC Köln bereits erstaunlich gut funktioniert, ist nicht nur das grundsätzliche Spielsystem, dessen Entwicklungsschritte immer deutlicher zu sehen sind. Steffen Baumgart hat darüber hinaus die in der jüngeren Vergangenheit schwächelnde Offensive der Kölner sowohl strukturell als auch individuell ans Laufen bekommen. Und das über die wiedergefundene Treffsicherheit eines Anthony Modeste hinaus im wahrsten Sinne des Wortes. Welches Programm die Angreifer in vorderster Front abspulen (müssen), zeigt die benötigte Intensität im FC-Spiel. Dass die Stürmer die ersten Verteidiger sind, ist unter Steffen Baumgart keine leere Phrase mehr.

Foto: imago images / Passion2press

Dass das so sensible Freigeister wie Modeste oder auch Mark Uth nahezu klaglos hinnehmen und bisher hervorragend mitziehen, ist ein starkes Zeichen, wie sehr die Mannschaft die Spielidee des neuen Trainers bereits angenommen und verinnerlicht hat. Die meisten gelaufenen Kilometer aller Bundesligisten, die zweitmeisten Sprints, die meisten intensiven Läufen – der FC gibt Vollgas über den ganzen Platz. Und dass es dazu offensichtlich zwischenmenschlich passt, zeigen die Reaktionen nach der Partie. Der völlig ausgepumpt ausgewechselte Uth ärgerte sich beispielsweise über seine Leistung, die er auch auf die für ihn ungewohnten Anforderungen gegen den Ball zurückführte. Es folgte eine schmunzelnde Stichelei seines Trainers, der ihn in München jedoch deutlich weniger kritisch gesehen hatte.

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Das Team macht Spaß

Und auch wenn der Auswärtstrip zum Rekordmeister am Ende keine Punkte einbrachte: Lust auf mehr machte der Auftritt gegen einen noch nicht gefestigt wirkenden FC Bayern dennoch. Und wenn die Enttäuschung nach einem Spiel in München dahingehend groß ist, dass nichts Zählbares eingefahren wurde, dann haben die „Geißböcke“ wohl ein gutes Spiel gezeigt. „Wir hätten hier etwas holen können“, formulierte es beispielsweise Anthony Modeste. Steffen Baumgart schlug in dieselbe Kerbe: „Wir haben ein Spiel verloren, was wir nicht hätten verlieren müssen aufgrund des Verlaufs. Schade, dass wir nichts mitgenommen haben“, so der FC-Coach, der trotz der 2:3-Niederlage äußerst einverstanden mit der Leistung war.

“Wir haben ein Spiel verloren, was wir nicht hätten verlieren müssen aufgrund des Verlaufs.”

Das gilt auch für den Großteil der Kölner Fans, die die Partie beim haushohen Favoriten verfolgt hatten. Mit hoher Intensität, großem Kampfgeist und einer starken Moral hatten die „Geißböcke“ dem FC Bayern viel abverlangt – das dürfte damit schon mehr gewesen sein, als sich viele zuvor erhofft hatten. Torschütze Mark Uth brachte es dann nach dem Spiel auf den Punkt: „Es macht einfach Spaß, auch wie wir trainieren. Sehr intensiv. Ich glaube, wir können die ganze Stadt mitnehmen mit unserem Fußball. Das ist, was unser Trainer will. Das ist, was wir wollen. Wir wollen gemeinsam erfolgreich sein“, so der kölsche Rückkehrer. Und für den gemeinsamen Erfolg scheinen sie ziemlich viel in die Waagschale zu werfen. Das kommt an!

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