Dass Ondrej Duda auf dem Platz derzeit enorm treffsicher daherkommt, das bewies der Slowake einmal mehr am Freitagabend im Auswärtsspiel beim FC Augsburg. Mit zwei Toren führte der 26-Jährigen den 1. FC Köln zu einem eminent wichtigen 3:2 (3:0)-Erfolg bei einem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Dass Ondrej Duda auch nach dem Spiel noch treffsicher sein kann, bewies er im Anschluss der emotionalen Partie vor der Kamera, als er für die Social-Media-Kanäle des Vereins einen Gruß an die FC-Fans richtete. „I hope you enjoyed the game. Sorry for the late drama at the end“, erklärte der Kölner Doppel-Torschütze mit einem erleichterten Lächeln auf den Lippen.
Hoffentlich habt ihr das Spiel genossen – entschuldigt das späte Drama zum Schluss: Besser hätte kaum jemand die weit über 90 Minuten in Augsburg zusammenfassen können. 3:0 hatten die furios aufspielenden „Geißböcke“ zur Pause geführt, Dudas Doppelpack (8./33.) wurde gegen desolate Gastgeber noch durch den ersten Saisontreffer von Florian Kainz (23.) ergänzt. Doch nach dem Seitenwechsel wurde es noch einmal unnötig spannend in der Fuggerstadt: Robert Gumny (54.) und Ruben Vargas (62.) brachten den FCA noch einmal in Schlagdistanz, doch die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel zitterte den zusammengeschmolzenen Vorsprung mit etwas Glück über die Zeit. „Das Spiel war ein bisschen typisch für uns“, formulierte es Duda – und niemand, der den 1. FC Köln kennt, würde ihm da widersprechen wollen.
Eine erste Hälfte wie aus einem Guss
Über weite Strecken der ersten Halbzeit wirkte es allerdings nicht wie das typische Spiel der „Geißböcke“ in dieser Saison. So mancher vermochte das im Kanarienvogel-Outfit auflaufende Funkel-Team sogar kaum wiederzuerkennen. Ballsicher, offensiv, dominant und voller Selbstbewusstsein: Von Beginn an waren die Kölner, die neben Torschütze Kainz auch auf Sebastian Andersson und Benno Schmitz (für Dominick Drexler, Elvis Rexhbecaj und Kingsley Ehizibue) in der Startelf setzten, die bessere Mannschaft. Und sie belohnten sich direkt für den couragierten Auftakt: Ellyes Skhiri flankte von der linken Seite ins Zentrum, wo an der Strafraumkante Duda sträflich frei stand. Mit vollem Risiko drosch der FC-Spielmacher die Kugel in die Maschen. Traumtor: 1:0 Köln!
“Ich bin glücklich über die erste Halbzeit, das war unglaublich. Wir haben wirklich guten Fußball gespielt.”
Mit noch breiterer Brust – und unterstützt von einer kaum existenten Augsburger Abwehrarbeit, die die FC-Offensive um den in dieser Phase überragenden Duda gewähren ließ – machten die Gäste genau in diesem Stile weiter. Mit einer klugen Seitenverlagerung fand der slowakische Torschütze Rechtsverteidiger Schmitz, dessen flache Hereingabe von der Eckfahne Marius Wolf durchließ, sodass Kainz aus zentraler Lage zwölf Meter vor dem Tor nur noch platziert einzuschießen brauchte (23.). Mit der 2:0-Führung im Rücken spielte fast nur noch der FC, während Augsburg von einer Verlegenheit in die nächste stolperte. Andersson verpasste nach etwas mehr als einer halben Stunde sogar den möglichen dritten Treffer, der kurz darauf dann aber Duda vergönnt war: Nach seinem Ballgewinn im Mittelfeld konterten die „Geißböcke“ blitzschnell, den mustergültigen Angriff veredelte der Spielmacher selbst nach Wolfs Vorlage mit einem abermals sehenswerten Abschluss zum 3:0 (33.).
„Ich bin glücklich über die erste Halbzeit, das war unglaublich. Wir haben wirklich guten Fußball gespielt“, geriet der Doppel-Torschütze geradezu ins Schwärmen über den Auftritt der Kölner in den ersten 45 Minuten, fügte jedoch direkt an: „Wir müssen aus der zweiten Halbzeit lernen. Es kann nicht sein, dass es dann nach 65 Minuten 2:3 steht“, attestierte Duda sich und seinen Kollegen ein gewisse Nervosität angesichts der Entwicklung der Dinge auf dem Platz. „Der Gegner hat nochmal alles versucht, hat sehr offensiv gespielt. Wir haben uns zu weit zurückgezogen und nicht mehr die Dominanz gehabt. Die Wucht der Augsburger hat uns das Selbstbewusstsein gekostet, wir haben die beiden Tore hinnehmen müssen“, analysierte FC-Coach Funkel im Anschluss an die Partie, sah aber auch eine „geile Truppe“ auf dem Platz, die verdient mit 3:0 geführt und „phantastische Tore“ geschossen hatte.
Die große Zitterpartie nach der Pause
Dennoch begann nach dem Seitenwechsel das große Zittern beim FC – die Augsburger hatten personell direkt vor dem Gang in die Kabine sowie in der Halbzeit reagiert und griffen nun mit dem Mute der Verzweiflung an. Eine erste Abschlusschance von Ruben Vargas konnte Kölns Keeper Timo Horn noch parieren, wenig später war er dann machtlos: Im Anschluss an eine Ecke machte im Zusammenspiel zweier Einwechselspieler Fredrik Jensen den Ball nochmals scharf, Gumny schob unbedrängt zum 1:3 ein (54.). Doch damit nicht genug: Durch einen Ausrutscher von Jannes Horn, der sich dabei verletzte, kam der FCA in Ballbesitz und nutzte die numerische Überzahl perfekt aus. Jensen ließ den herausgerückten Sebastiaan Bornauw stehen und passte auf Vargas, der den Ball über die Linie drückte (62.). Nur noch 3:2 statt einem möglichen 4:1, denn kurz zuvor hatte es Wolf bei einem der wenigen Konter der „Geißböcke“ verpasst, den alten Abstand wiederherzustellen, als er von der Strafraumkante knapp verzog (61.).
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Der zweite Kölner Erfolg innerhalb kürzester Zeit – er schien zur Halbzeit so sicher zu sein und war nur etwas mehr als 15 Spielminuten später in höchster Gefahr. Erinnerungen an das unselige Heimspiel gegen den SC Freiburg aus der letzten Abstiegssaison kamen hoch, auch dort hatte der FC einen frühen 3:0-Vorsprung kläglich verspielt und letztlich noch mit 3:4 verloren. Dass es dazu an diesem Freitagabend nicht kam, hatten das Funkel-Team gleich mehrere Komponenten zu verdanken. Da wäre Skhiris heldenhafte Rettungstat zu nennen, der einen Gumny-Kopfball spektakulär von der Linie kratzte (73.). Da wäre fehlendes Abschlussglück der Augsburger zu nennen, bei denen Andre Hahn einen Kopfball nur knapp am Kölner Tor vorbeisetzte (78.). Und da wäre die aufopfernde Abwehrarbeit der gesamten FC-Mannschaft zu nennen, die es in der hektischen Schlussphase möglich machte, den äußerst knappen Vorsprung über die Runden zu bringen.
Duda: “Es gibt noch keinen Grund zu feiern”
Eine Zitterpartie mit erfolgreichem Ende für den 1. FC Köln – kaum verwunderlich, dass alle Beteiligten nach dem Abpfiff erst einmal ganz tief durchatmen mussten. „Wir freuen uns über den Sieg, aber es gibt noch keinen Grund zum Feiern, denn wir sind noch lange nicht durch. Wir stehen nicht im Mittelfeld der Tabelle, wir sind nicht gesichert“, ordnete Duda den eminent wichtigen Auswärtserfolg (der erste Kölner Bundesliga-Sieg in Augsburg überhaupt) direkt richtig ein. Durch die drei Punkte schiebt sich der FC vorerst an Hertha BSC vorbei auf den Relegationsrang, liegt nur noch einen Zähler hinter der Konkurrenz aus Bremen und Bielefeld. „Der Sieg war ganz wichtig, um an Mannschaften wie Bielefeld und Mainz heranzukommen. Sie spielen noch. Wir müssen abwarten, wie nah wir herangekommen sind“, lenkte auch FC-Coach Funkel den Blick nach Abpfiff sofort auf die Situation im Abstiegskampf.
Der Blick auf die Tabelle verdeutlicht vor allem: Der Erfolg in Augsburg wie auch der sensationelle Sieg gegen Leipzig waren für den 1. FC Köln überlebenswichtig im Rennen um den Klassenerhalt. Sechs Punkte innerhalb von vier Tagen – und doch haben sich die „Geißböcke“ die Konkurrenz nicht distanziert, sondern lediglich wieder Tuchfühlung herstellen können. Dennoch: The trend is your friend, wie es einst Uli Hoeneß formulierte – der erhoffte Effekt durch den Trainerwechsel ist eingetreten. Aber auch durch die Rückkehr der Langzeitverletzten Florian Kainz und Sebastian Andersson sowie dem Formhoch einzelner Leistungsträger wie Jonas Hector oder Ondrej Duda zeigt die Tendenz am Geißbockheim klar nach oben. Einziger Wermutstropfen für das formstarke Funkel-Team: Erst am 9. Mai geht es für den FC weiter, wenn der SC Freiburg zu Gast im Müngersdorfer Stadion sein wird. Auch da, das sollte jedem klar sein, sind die „Geißböcke“ einmal mehr zum Punkten verdammt.