„Gebt alles – nur nicht auf, wir für euch – ihr für uns“: Die Hoffnung ist zurück beim 1. FC Köln und zwar mit gewaltiger Wucht. Das Transparent einiger Fans vor der Abfahrt des Teams zum Auswärtsspiel beim FC Augsburg triefte nur so vor dem Gefühl, dass es doch wieder möglich ist, den Abstieg abzuwenden. Die Anhänger:innen glauben daran – natürlich, denn die Hoffnung ist in der Liebe zum FC das lebenserhaltende Elixier. Auch die Mannschaft scheint daran zu glauben – und muss daher jetzt bloß seriös und auf dem Boden bleiben. Friedhelm Funkel ist mit all seiner Erfahrung gefordert.
Denn die durch den sensationellen 2:1-Sieg gegen Leipzig gewonnene Hoffnung, sie birgt auch eine Gefahr. Man hat den Tabellenzweiten geschlagen, jetzt ist Augsburg dran. Aber sich auch nur eine Sekunde darauf zu verlassen, dass es nun schon irgendwie klappen wird, dürfte nicht funktionieren. Das weiß auch der Trainer: „Wir müssen mit derselben Leidenschaft und demselben Einsatz in das Spiel in Augsburg gehen wie gegen Leipzig. Es darf keine Rolle spielen, gegen wen mal spielt“, betonte Funkel nach dem überraschenden Erfolg, der den FC wieder in Schlagdistanz zu den Nichtabstiegsrängen gebracht hat.
Dran glauben und das auch zeigen
Dafür darf es eine Rolle spielen, für wen mal spielt, denn die bedingungslose Unterstützung der Fans ist der Mannschaft sicher. Und deren bei der Abfahrt gezeigte Emotionalität versucht Friedhelm Funkel auch in sein Team zu übertragen – nicht nur auf, sondern vor allem auch neben dem Platz. „Ich habe der Mannschaft vergangene Woche gesagt, dass wir unser Ziel nur gemeinschaftlich erreichen können. Dass auch die Spieler, die auf der Bank oder Tribüne sitzen und darüber natürlich enttäuscht sind, alles geben müssen“, so der FC-Coach. Und genau das war im Spiel gegen Leipzig zu sehen und zu hören. Lauter Beifall, Anfeuerungsrufe, eine ständige Geräuschkulisse von außen.
„Das war ein tolles Gefühl für mich, zu sehen, wie die gesamte Mannschaft und das Funktionsteam mitgezogen haben. Ich hoffe, dass das Erfolgserlebnis weitere Kräfte freisetzt”, erklärte Funkel vor der anstehenden Aufgabe in Augsburg. Das ist auch bitter nötig. Denn der Sieg gegen Leipzig birgt auch die Gefahr, dass man vergisst, dass die erste Halbzeit mehr als glücklich mit 0:0 geendet war. Zudem ist das rettende Ufer trotz der überraschend eingefahrenen drei Punkte weiterhin ein gutes Stück entfernt. Als Tabelle-17. mit 26 Zählern hat der FC genauso viele Punkte wie Hertha BSC auf Platz 16, die aber noch zwei Nachholspiele in der Hinterhand haben. Die Differenz auf Rang 15, Arminia Bielefeld, und 14, Werder Bremen, beträgt weiterhin vier Punkte. Auf Mainz hätte der FC fünf und auf den heutigen Gegner, den FC Augsburg, sogar sieben Punkte aufzuholen.
“Wir müssen in erster Linie auf uns schauen. Wir wollen so viele Spiele wie möglich gewinnen. “
Den Augsburgern will Funkel auch körperlich hart begegnen: „Die Augsburger werden viel körperliche Präsenz zeigen. Das müssen wir annehmen. Wir müssen wissen, dass wir viel körperliche Gegenwehr bekommen werden. Wenn die Mannschaft umsetzt, was ich ihr mit auf den Weg gebe, ist sie in der Lage, auch gegen Mannschaften zu gewinnen, die in der Tabelle in unmittelbarer Nähe zu uns stehen”, ist der FC-Coach von seinem Team überzeugt. Dass diese Nähe bei Augsburg eben bereits sieben Punkte sind – bei nur noch vier zu spielenden Partien, zeigt die Brenzligkeit der Kölner Situation. Bei aller berechtigter Hoffnung, gegen Augsburg ist ein Sieg Pflicht. Funkel: „Wir wollen so viele Spiele wie möglich gewinnen. Man kann jetzt noch nicht vorhersagen, wie viele Punkte reichen werden. Wir müssen in erster Linie auf uns schauen.“
Neue Hoffnung – neues Selbstbewusstsein
Diese Plattitüde des Trainers stimmt. Denn als Vorletzter hat der FC vor allem erstmal seine eigene Hypothek im Blick. Erst wenn gewonnen wird, kann man auf die Konkurrenz schauen, denn auch deren Scheitern ist für den Klassenerhalt im Endeffekt nötig. Eine Eigenschaft ist Friedhelm Funkel auf diesem Weg besonders wichtig – und die kommt ein wenig überraschend: Selbstbewusstsein. „Ich hoffe, dass die Mannschaft durch den Sieg gegen Leipzig noch selbstbewusster wird, als sie es ohnehin schon ist.“ Eine erstaunliche Aussage über ein Team, das zuvor in neun Spielen von 27 möglichen Punkten gerade zwei ergattern konnte.
Aber: „Auch in Leverkusen hat die Mannschaft schon selbstbewusst gespielt. (…) Wir haben [gegen Leipzig] zwei ganz toll herausgespielte Tore gemacht. Das geht nur, wenn man das Selbstbewusstsein und die fußballerischen Qualitäten dazu hat“, so der FC-Coach. Und darauf setzt Funkel auch heute Abend im ersten von vier Schicksalsspielen. Eine weitere Überraschung hält der Kader bereit, der heute Abend um 20:30 Uhr die Punkte einfahren soll. Marco Höger ist nach langer Zeit mal wieder dabei. Und auch Sorgenkind Sebastian Andersson hat den Bus bestiegen und könnte in Augsburg als echter Mittelstürmer für Gefahr sorgen – ob von Beginn an oder als Joker. Die Hoffnung jedenfalls, sie ist in allen Belangen zurück beim 1. FC Köln.