Die Niederlage in Mainz war für den 1. FC Köln gleich auf mehreren Ebenen bitter. Einerseits war sie sportlich vermeidbar, gingen die „Geißböcke“ doch gegen verunsicherte Gastgeber früh in Führung und hatten auch danach genug Möglichkeiten, das Spiel zu ihren Gunsten zu drehen. Andererseits fühlte sich der effzeh einmal mehr zurecht von einer Schiedsrichterentscheidung benachteiligt, die die Partie trotz eher inkonsequenter und größtenteils schwacher Leistung der Kölner hätte in eine andere Richtung laufen lassen.
Darüber hinaus waren es letztlich aber auch zu viele Fehler bei der Mannschaft von Trainer Achim Beierlorzer, um bei einem direkten Kontrahenten im Abstiegskampf etwas Zählbares mitzunehmen. Dank nicht geahndetem Handspiel, einem nicht unhaltbarem Sonntagsschuss und einem schlimmen Patzer von effzeh-Keeper Timo Horn schenkte der Aufsteiger den zuvor schwächelnden Mainzern einen verdienten Heimsieg, der in der Tabelle zunächst einmal die Konsequenz hat, dass der 1. FC Köln das am kommenden Wochenende anstehende Derby in Düsseldorf auf einem Abstiegsplatz angehen wird. Wie es zu der Niederlage in Mainz kam, war allerdings seltsam diskutabel, nicht nur der eigene, wahrlich nicht optimale Auftritt im Gesamten stand bei den Gästen im Fokus.
Make love, not VAR
Die größte Empörung dürfte dabei sicherlich der verweigerte Elfmeter in der 62. Minute hervorgerufen haben. Kingsley Schindler flankte von der rechten Seiten in den Strafraum, wo in gebotenem Respektsabstand Mainz-Verteidiger Niakhaté gerade seinen inneren Neuer channelte und den Ball mit einer astreinen Armabwehr davor bewahrte, abermals keinen Kölner Abnehmer zu finden. In Realgeschwindigkeit: Klarer Hand-Elfmeter. In der Zeitlupe: Klarer Hand-Elfmeter. Dachten die allermeisten, nur derjenige nicht, der es letztlich entscheidet. Schiedsrichter Willenborg schaute sich die Bilder in der Review-Area an, um dann das unverständliche Urteil zu fällen: Kein Strafstoß!
Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images
Nicht zum ersten Mal in dieser Saison haderte der effzeh daher mit den Schiedsrichtern. In Wolfsburg war Dominick Drexler im Strafraum gefoult worden, der dringend erforderliche Pfiff blieb aus. Gegen Hertha BSC wurde Jorge Meré nach Intervention des Video-Assistenten vom Platz geworfen – berechtigt, aber bitter. Auf Schalke derweil durfte Salif Sané trotz gelb-rot-würdigem Auftreten noch den Führungstreffer vorbereiten, der den „Geißböcken“ beinahe das Genick gebrochen hätte. Nun diese Entscheidung in Mainz, die alle Kölner abermals ratlos hinterlässt. Es scheint, als hätte sich nicht viel geändert seit den grotesken Entscheidungen in der Abstiegssaison 2017/18. Dabei half dann auch nicht, dass der DFB am Sonntag zugab, dass es falsch war, in dieser Situation keinen Strafstoß zu geben.
Wehret den Anfängen
Zwar war dieser Moment durchaus ein sogenannter „Gamechanger“, doch auch sportlich muss sich der 1. FC Köln nach diesem Auftritt in Mainz durchaus Fragen gefallen lassen. „Nicht liga-adäquat“ sei sein Team die Zweikämpfe angegangen, monierte effzeh-Coach Beierlorzer nach der Partie. Das lässt sich zwar anhand der Zweikampfquote (54 Prozent gingen an die Kölner) nicht komplett erhärten, doch es hatte schon den Anschein, als hätten die leidenschaftlich agierenden Mainzer dem Aufsteiger über gewisse Strecken der Begegnung den Schneid abgekauft. Auf physischer Ebene dominierten die Gastgeber, von Wehren war angesichts der robusten Herangehensweise des Gegners nicht durchgängig viel zu spüren.
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