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Müngersdorf

Heimspiel des 1. FC Köln gegen Hamburg: Smells like Bundesliga

Ein Duell mit goldener Vergangenheit, doch allzu grauer Gegenwart: Der 1. FC Köln empfängt den Hamburger SV am Montag zum Spitzenspiel – allerdings in der 2. Bundesliga.

HAMBURG, GERMANY - NOVEMBER 05: Douglas Santos (R) of Hamburg is challenged for the ball by Louis Schaub (L) of Koeln during the Second Bundesliga match between Hamburger SV and 1. FC Koeln at Volksparkstadion on November 5, 2018 in Hamburg, Germany. (Photo by Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images)
Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images

1. FC Köln gegen Hamburger SV. Das klingt nach großer Tradition, großer Vergangenheit, großen Taten und großer Bühne. Letztere wird es am Montagabend definitiv geben, wenn sich im Müngersdorfer Stadion 50.000 Zuschauer das Spitzenspiel zwischen dem Tabellenführer und dem direkten Verfolger bei Flutlicht anschauen werden. Erster gegen Zweiter – das klingt noch gleich viel besser, wenn es doch nicht diese verfluchte 2. Bundesliga wäre. Es ist das erste Duell im Kölner Westen der zwei Traditionsvereine, das auf lediglich zweitklassigem Niveau stattfindet.

Heißt: Die Vergangenheit ist golden, die Gegenwart ist grau. Das gilt besonders für den Hamburger SV, der in Jahr eins nach dem Abstieg von Aufstiegseuphorie weit entfernt ist. In den vergangenen Wochen leisteten sich die „Rothosen“ zahlreiche Patzer, stehen in der Rückrundentabelle vor dem Duell in Köln lediglich auf Rang elf. Die Folge: Der Herbstmeister der 2. Bundesliga, vor der Saison neben dem effzeh als klarer Aufstiegsfavorit gehandelt, muss um die direkte Rückkehr in die Bundesliga bangen. Sieben Punkte Rückstand hat der HSV bereits auf den 1. FC Köln – und könnte mit einer Niederlage im Spitzenspiel endgültig in einen Abwärtsstrudel geraten.

Das Wissen um die Vorentscheidung

Beim effzeh ist derweil der Blick schon komplett Richtung Bundesliga gerichtet, auch wenn das 4:4 im Nachholspiel beim MSV Duisburg noch etwas nachhallt. Ein Sieg gegen den HSV – und der Aufstieg winkt eventuell schon am Osterwochenende. Eine Aussicht, die auch bei den Spielern sehr gut ankommt. „Jetzt gegen den direkten Konkurrenten zu spielen, ist eine Riesenmöglichkeit, sich endgültig abzusetzen – um in den dann kommenden Spielen den Deckel draufzumachen. Das wissen wir. Und wir wollen uns das nicht mehr nehmen lassen“, betont Timo Horn auf der FC-Seite und fügt an: „Es wird eine emotionale Partie. Wir wissen, dass wir für eine Vorentscheidung im Aufstiegskampf sorgen können. Das im Topspiel vor den eigenen Fans zu schaffen, wäre eine große Sache für uns.“

Wir wissen, dass wir für eine Vorentscheidung im Aufstiegskampf sorgen können. Das im Topspiel vor den eigenen Fans zu schaffen, wäre eine große Sache für uns.

Denn trotz all der grauen Gegenwart, die sich beide Clubs mit ordentlich Missmanagement erarbeitet haben, ist das Spitzenspiel gegen den HSV etwas Besonderes: Das Müngersdorfer Stadion wird ausverkauft sein – der Andrang auf die Partie war riesig, die Ticket-Nachfrage überstieg das Angebot nicht nur bei den Fans deutlich. „Wir Spieler bekommen natürlich mit, wie sehr sich die Fans auf das Spiel gegen den HSV freuen. Zig Leute haben mich nach Tickets gefragt, ich hätte die Anfragen gerne alle bedient, aber das ging einfach nicht. Dass die Stadt und die Fans dem Spiel so entgegenfiebern, gibt uns richtig Rückenwind“, schildert auch FC-Keeper Horn. Montagabend vor vollem Haus: Es ist alles angerichtet für ein kölsches Fußballfest.

HSV ohne die Schreckgespenster Holtby und Lasogga

Das gilt auch für die Personalsituation im eigenen Kader: Jorge Meré, der gegen Duisburg noch mit Adduktorenprobleme passen musste, und Christian Clemens scheinen rechtzeitig fit geworden zu sein. Beim HSV fehlen dagegen bekannte Gesichter, die für gewöhnlich dem effzeh-Fan Angstschweiß auf die Stirn treiben: Lewis Holtby, zuletzt mehrfach als Torschütze gegen Köln auffällig geworden, verpasst wegen einer Gelbsperre ebenso das Spitzenspiel wie Hinspiel-Entscheider Pierre-Michel Lasogga, der mit muskulären Problemen in Hamburg geblieben ist. Auch Aaron Hunt, der im Hamburger Mittelfeld offenbar nicht zu ersetzen ist, wird dem einstigen Bundesliga-Dino fehlen. Drei Ausfälle, die die formschwachen Hanseaten im Duell beim vor dem Wochenende noch punktbesten Team der Rückrunde hart treffen dürften.

HAMBURG, GERMANY - NOVEMBER 05: Pierre Michel Lasogga of Hamburg disappointed during the Second Bundesliga match between Hamburger SV and 1. FC Koeln at Volksparkstadion on November 5, 2018 in Hamburg, Germany. (Photo by Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images)

Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images

So könnte es am Montagabend zum emotionalsten Moment einer eigentlich recht unemotionalen Saison kommen. Die Partie gegen den HSV scheint für viele effzeh-Fans einen enorm wichtigen Stellenwert einzunehmen – gefühlt Bundesliga quasi. Gegen den Rivalen um den Zweitliga-Titel, eine wunderbare Trophäe in Gestalt einer formschönen Autofelge, zu gewinnen, könnte ein wichtiger Stimmungsaufheller auf dem Weg zurück in die höchste deutsche Spielklasse sein. Bisher ist in Köln wenig von Aufstiegseuphorie zu spüren – die direkte Rückkehr in die Beletage des deutschen Fußballs gilt vielen nur als Wiedergutmachung für den beispiellosen Absturz vom Europapokal-Teilnehmer zum schlechtesten 1. FC Köln der Bundesliga-Geschichte in der vergangenen Saison.

Ein wärmendes Erlebnis auf dem kalten Weg durch die 2. Bundesliga

Ein Happy End in dieser Spielzeit ist für viele mitunter kaum möglich. Sichert sich der effzeh frühzeitig den Aufstieg, gilt es aufgrund des für Zweitliga-Verhältnisse hochkarätig besetzten Kaders als erfüllte Pflicht. Alles darunter kommt für manche nicht infrage, so dass ein zweifellos völlig überflüssiges 4:4 in Duisburg zu erhitzten Diskussionen um die Bundesliga-Tauglichkeit des kompletten Kaders führen kann. Ein Erfolg im direkten Duell könnte zumindest etwas Zufriedenheit zurückbringen und uns auf dem kalten Weg Richtung Bundesliga etwas erwärmen. Rechtzeitig vor dem Osterfest im „hillije Kölle“ doch nicht die schlechteste Aussicht.

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