Am 33. Spieltag empfängt der 1. FC Köln in einem sportlich bedeutungslosen Spiel den FC Bayern München. Richtig Lust darauf hat eigentlich niemand mehr, Geschichten lassen sich jedoch dennoch genug erzählen.
Es ist soweit: Nach langem Warten auf den endgültigen Abstieg hat der 1. FC Köln dieses Kunststück nun am vergangenen Samstag beim Auswärtsspiel in Freiburg fertiggebracht. In einem für diese Saison symptomatischen Spiel wunderte man sich darüber, dass man trotz phasenweiser Chancenlosigkeit dennoch etwas unverhofft zum 2:2-Ausgleich kam – natürlich hatte man sogar die Chance auf das 3:2 (Pizarro!), doch wie immer in diesem Spieljahr fingen sich die “Geißböcke” den entscheidenden Treffer zur dann auch entscheidenden Niederlage.
Und so steht nun fest, dass der 1. FC Köln in der kommenden Saison in der zweiten Liga wird spielen müssen – darauf konnte man sich ja nach den vergangenen Monaten auch lange Zeit einstellen. Zwei Spiele, auf die man jetzt nicht allzu viel Lust verspürt, stehen allerdings noch an. Beim samstäglichen Gegner aus der bayerischen Landeshauptstadt wird sich bis zum Ende der Saison nichts mehr am Tabellenstand tun: Gefühlt sind die Bayern genauso lange schon Meister, wie der 1. FC Köln abgestiegen.
FC Bayern: Ärgerliches Ausscheiden gegen Real Madrid
Für den FCB ist zwar noch das Double erreichbar, die ganz große Euphorie wird man dort allerdings aber auch nicht finden. Denn das Ausscheiden in der Champions League, dem einzig wahren und wichtigen Wettbewerb für Karl-Heinz Rummenigge und Konsorten, sorgt für jede Menge Verdruss. Nach einer 1:2-Niederlage im Heimspiel gegen Real reichte das 2:2-Unentschieden gegen die Königlichen nicht zum Weiterkommen – trotz großer Überlegenheit und zahlreicher hochwertiger Torchancen.
Jetzt hat Real die Chance auf den dritten Titel in der Königsklasse in Folge, während man in München mit dem Ergebnis hadert. Die internationalen Pressestimmen hingegen äußern sich lobend über die Bayern. Diese seien “bewundernswert” gewesen und hätten einen “außergewöhnlichen Glauben” gehabt (“Marca”), “Sport” aus Spanien konstatiert, dass gegen ein “in allen Belangen überlegenes Bayern Schiedsrichterhilfen und mit viel Glück” die Gründe für das Weiterkommen gewesen seien.
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Die Ursachenfindung beim “Guardian” sah wie folgt aus: “Für Bayern waren 39 Torschüsse in zwei Spielen weniger ausschlaggebend als drei Geschenke [für Real Madrid], eines größer als das andere. Dieses Mal war es Corentin Tolissos Rückpass und Sven Ulreichs Panikmoment, die ihnen teuer zu stehen kamen”, so das englische Traditionsblatt. Auf der anschließenden Bankettrede sagte Karl-Heinz Rummenigge als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, dass er, wenn er einen Hut aufhätte, diesen ziehen und sich vor der Mannschaft verneigen würde.
Auf der nächsten Seite: Über den Umgang mit Misserfolgen.
Gewiss, der FC Bayern hätte es durchaus verdient gehabt, ins Finale einzuziehen – dafür war die Leistung über 180 Minuten in beiden Spielen ausreichend gut. Grobe individuelle Aussetzer offensiv wie defensiv verhinderten das jedoch, so viel in jedem Fall zur sportlichen Einschätzung. Im Nachgang war dann natürlich auf der einen Seite die Häme darüber groß, dass der FCB ausgeschieden war. Auf der anderen Seite äußerten sich frustrierte Münchner Fans deutlich in Bezug auf den Umgang Fußball-Deutschlands mit dieser Niederlage.
Werden am Samstag die Kölner die Münchner trösten müssen?
Man kann sicherlich nach einem Ausscheiden frustriert sein, keine Frage. Wenn man jedoch jedes Jahr souverän und unangefochten die Meisterschaft gewinnt und ohne großartige Probleme ins CL-Halbfinale kommt, könnte man allerdings auch mal zufrieden sein – die hohe Leistungsfähigkeit der Münchner Mannschaft ist ohne Frage beeindruckend. Natürlich will man dann auch alles gewinnen, aber es ist dann eben auch nicht ganz so tragisch, wenn man es eben nicht schafft. #
Denn im Spitzenfußball, von dem unter anderem der 1. FC Köln momentan weit entfernt zu sein scheint, entscheiden Kleinigkeiten. Und so wird es am Samstag zum Duell zweier Enttäuschter kommen, wenn der effzeh den FCB empfängt – auf der einen Seite geht man damit überwiegend sympathisch um, auf der anderen, nun, naja. Der Schiedsrichter wird es schon nicht mit Absicht gemacht haben.
Szenen beim Heimspiel gegen den FCB 2012 | Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images
In Köln unterdessen laufen die Vorbereitungen auf die zweite Liga auf Hochtouren: Mit Marcel Risse entscheidet sich die nächste Galionsfigur für den Verbleib, was das Korsett um Horn, Höger und Hector zusätzlich verstärkt. Auf einer anderen Ebene veröffentlichten die Ultra-Gruppen des 1. FC Köln einen zehnseitigen Text über ihr Zerwürfnis mit der aktuellen Vereinsführung. Dementsprechend wurde es auch in dieser Woche nicht langweilig in der Domstadt, obwohl es ja sportlich um gar nichts mehr geht. Dennoch dürften sich die Analogien zum Spiel zwischen dem effzeh und dem FCB im Jahr 2012, als es zur berühmt-berüchtigten “schwarzen Wand” kam, wohl relativ schnell erschöpfen.
Dominic Maroh: Letztes Heimspiel für den 1. FC Köln
Emotional wird es am Samstag dann trotzdem noch einmal: Sehr wahrscheinlich werden Dominic Maroh und Claudio Pizarro vor der Partie verabschiedet. Während der sympathische Peruaner während seiner Zeit in Köln zwar gut verdiente, allerdings wenig Produktives beitrug, ist Dominic Maroh in seinen sechs Jahren beim effzeh ein großer und wichtiger Spieler dieser Phase in der Vereinsgeschichte geworden. Sein Vertrag wird im Sommer jedoch nicht verlängert, sodass sich der ehemalige Nürnberger auf die Suche nach einem neuen Verein machen darf. Es ist ihm zu wünschen, dass er in diesem sportlich bedeutungslosen Spiel noch einmal 90 Minuten vor den effzeh-Fans im Müngersdorfer Stadion einen würdigen Abschied erhält.
>>>Karl-Heinz Rummenigge und Bayern: Dann verpisst euch endlich!
Man merkt es bereits: In diesem Vorspiel ging es bisher nicht um taktische Aspekte. Diese sind auch vor dem extremen Leistungsunterschied zwischen beiden Mannschaften zu vernachlässigen. Die Bayern spielen vor dem Pokalfinale in zwei Wochen noch zwei Freundschaftsspiele, für den effzeh gilt es, sich vernünftig von den eigenen Fans zu verabschieden. Und danach ist es dann noch ein Spiel bis zur überfälligen Sommerpause. Wir haben sie uns wirklich verdient!