Mit Marco Höger bekennt sich der erste Profi des 1. FC Köln offen dazu, mit in die zweite Liga zu gehen. Das ist ehrenwert und hoffentlich Ansporn für die anderen Akteure.
Es waren starke Worte, die Marco Höger unlängst wählte. „Ich habe für fünf Jahre unterschrieben und haue nicht nach zwei Jahren wieder ab, wenn es mal schlecht läuft“, erklärte der Mittelfeldspieler. „Egal was passiert, ich werde beim FC bleiben.“ Ein derartiges Bekenntnis zu einem Club, der mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit den Gang in die Zweitklassigkeit antreten wird, ist selten geworden im Profi-Fußball. Ein solch früher Zeitpunkt für das Bekenntnis umso mehr.
In einem Business, das hektisch und gleichzeitig moralisch weitestgehend verkommen scheint, sind derartige Worte die absolute Ausnahme. Ob Manager, Trainer oder Spieler – für alle gehört es mittlerweile zum guten Ton, Ausstiegsklauseln in ihre Verträge einbauen zu lassen. Es wäre natürlich wünschenswert, die Vereine würden sich nicht darauf einlassen. Oft bleibt ihnen mittlerweile aber kaum noch anderes übrig, als dieses Spielchen mitzuspielen. Und manchmal sind sie, das sollte man nicht verschweigen, auch die Nutznießer solcher Konstruktionen.
Die Bedeutung der Ausstiegsklauseln im modernen Fußball
Ob festgeschriebene Ablösesummen oder Hintertürchen für Transfers zu bestimmten Clubs – es gibt für die Akteure viele (durchaus gute) Gründe, sich so manche Option im schnelllebigen Fußballgeschäft offen zu halten. Andererseits könnte man aber natürlich auch einfach auf kürzere Laufzeiten beharren, wenn man ohnehin einen Karriereplan verfolgt, in dem die nächste Station lediglich ein Sprungbrett darstellen soll.
Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images
Die Aussage von Marco Höger macht diesen merkwürdigen Spagat wunderbar deutlich: Auch der 28-Jährige hat, so heißt es übereinstimmend in Medienberichten, eine Klausel in seinem Arbeitspapier, die einen vorzeitigen Abschied aus Köln möglich machen würde. Mit seinem öffentlichen Bekenntnis verzichtet er quasi auf diese vertraglich verankerte Möglichkeit – und nutzt dafür die Begründung, er habe ja „für fünf Jahre unterschrieben.“
Show und Backstage gibt es auch in der Bundesliga
Die Vertragslaufzeit ist im modernen Fußball wenn man so will die “offizielle Version”, die Klauseln sollen derweil möglichst geheim und “inoffiziell” bleiben, bis sie dann benutzt werden. Überspitzt gesprochen ist es fast ein bisschen wie beim Wrestling, wenn die Produzenten es so aussehen lassen, als herrschte zwischen zwei Kontrahenten die aberwitzigste Feindschaft, die man sich nur vorstellen kann, obwohl die beiden tatsächlich ein kumpelhaftes Verhältnis pflegen. Das eine ist Show, das andere Backstage.
Geht man aber von der “offiziellen Version” aus, können sich durch Högers Bekenntnis durchaus noch einige andere Kölner Leistungsträger nun angesprochen fühlen: Ob Timo Horn, Leonardo Bittencourt, Jonas Hector, Dominique Heintz oder Jorge Meré – sie alle haben Verträge, die mindestens bis ins Jahr 2021 datiert sind. Und alle haben dem Vernehmen nach genau wie Höger Ausstiegsklauseln, die teilweise im Abstiegsfall Abgänge deutlich unter Marktwert ermöglichen würden.
Die Entscheidung liegt bei den Spielern
Die Parameter sind bei allen Leistungsträgern ähnlich: Der durch die schwachen Leistungen der Spieler verursachte drohende Abstieg würde den Verein viel Geld kosten, während einige Spieler sehr lukrative Verträge abschließen könnten, da sie ihre aufnehmenden Clubs kaum etwas an Ablöse kosten würden. Andererseits darf nicht verschwiegen werden, dass so mancher Verbleib vermutlich auch hohe Gehaltsausgaben in der zweiten Liga bedeuten würde – für eine Saison könnte der Verein diese Belastung aber vermutlich mehr oder weniger problemlos stemmen. Es liegt an den Spielern, sich zu entscheiden.
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