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Nachspiel

0:5-Niederlage des 1. FC Köln gegen Hoffenheim: Ein Spiel, das weh tat

Gegen die TSG Hoffenheim spielt der 1. FC Köln offensiv schwach und defensiv viel zu fehleranfällig, um etwas aus Sinsheim mitzunehmen. Trainer Steffen Baumgart wird in der kommenden Trainingswoche einiges aufzuarbeiten haben, damit das Gerüst in den kommenden Wochen und Monaten stabiler steht, falls mal wieder Schlüsselspieler ausfallen.

Timo Horn nach dem Schlusspfiff in Hoffenheim (Photo: Getty Images/Simon Hofmann)

Steffen Baumgart war bedient. Sehr sogar, das war kaum zu übersehen. Der sonst so wortgewaltige Trainer war sprachlos. Er hatte seine Arme auf das Dach der Ersatzbank gestützt und den Blick zu Boden gesenkt. Vielleicht suchte er dort nach Erklärungen für die desolate Vorstellung des 1. FC Köln, seiner Mannschaft, die soeben 0:5 bei der TSG Hoffenheim verloren hatte. Möglich, dass er daran dachte, dass wichtige Spieler gefehlt hatten. Ellyes Skhiri, der Taktgeber und Dauerläufer im defensiven Mittelfeld, Jonas Hector, der Stabilisator und Mannschaftskapitän und Dejan Ljubicic, der bislang so positiv überrascht hatte. Gewiss, dies bedeutete eine Schwächung, aber reichte dies als Erklärung für die hohe Niederlage? Hatte seine Mannschaft bislang überperformt, war das ihr wahres Gesicht? Steffen Baumgart strich sich über den Kopf, als wollte er diese Gedanken wegwischen.

Offensiv schwach, defensiv mit Einladungen an den Gegner

Von Beginn an hatte sein Team vergeblich versucht, ins Spiel zu kommen gegen einen Gegner, der auch nicht vor Selbstbewusstsein zu strotzen schien und trotzdem schon nach acht Minuten zu einer großen Torchance kam. Ein fataler Fehlpass von Rafael Czichos ließ Hoffenheims Torjäger Andrej Kramarić alleine vor Timo Horn auftauchen, der gerade noch das 0:1 verhindern konnte. Nach einer halben Stunde war es dann soweit: Ein Steilpass erreichte Ilhas Bebou, den Benno Schmitz ziehen ließ und tatenlos zusehen musste, wie der schnelle Stürmer die Hoffenheimer Führung erzielte.

Stefan Posch köpft zum 5:0 gegen den 1. FC Köln ein (Photo: Getty Images/Simon Hofmann)

Hatte sich die Kölner Defensive vor der Pause noch gegen weitere Torannäherungen der TSG gestemmt, so änderte sich dies in Halbzeit zwei. Der 1. FC Köln ließ die Hoffenheimer nun weitgehend ungestört gewähren, die dies auch weidlich ausnutzten und die Führung mit einem Doppelschlag (49./51.) durch Bebou und Baumgartner ausbauten. Wer nun auf eine erkennbare Reaktion von Baumgarts Team gewartet hatte, sah sich enttäuscht. Stattdessen schimpfte Meré mit Schmitz, Uth mit Modeste, Andersson mit Kainz und Horn mit der gesamten Defensive. Doch spätestens nach dem 0:4 durch Geiger (73.) hörte auch das Schimpfen auf, man schien sich in der Niederlage einzurichten und kassierte sogar noch den fünften Treffer durch Posch (87.).

Erkenntnisse

Eines vorweg: So gut die Leistungen des 1. FC Köln bis zu dem Spiel in Hoffenheim bisher waren, so schlecht war sie an diesem Freitagabend in Sinsheim. Deshalb wird über diese Niederlage zu reden sein und man kann sicher sein, dass Steffen Baumgart dies ebenso ausführlich wie schonungslos tun wird. Einen Vorgeschmack gab er bereits nach der Partie: „In allen Belangen ein verdienter Sieg für Hoffenheim. Ein Spiel, das weh tut. Gerade in der zweiten Hälfte hat der Gegner gezeigt, wie geradlinig man nach vorne spielen kann. Wir waren nie in Unterzahl bei den Situationen, hatten aber keinen Zugriff“, machte er aus seiner Enttäuschung keinen Hehl.  Eine Erkenntnis dürfte bei der Analyse Gestalt annehmen: Das Gerüst des 1. FC Köln scheint noch allzu fragil zu sein. Fehlen Stützen wie Skhiri und Hector, kann dies nur schwerlich kompensiert werden – oder gar nicht, wie am gestrigen Abend.

In allen Belangen ein verdienter Sieg für Hoffenheim. Ein Spiel, das weh tut.

Es war viel Sand im Getriebe der Kölner, eine klare Torchance konnte in den 90 Minuten nicht herausgearbeitet werden. Besorgniserregender war jedoch die Abwehrleistung – vor allem nach der Pause. Rafael Czichos stand völlig neben sich, Jorge Meré tat es ihm mit zunehmender Spieldauer nach, auf der für ihn ungewohnten linken Abwehrseite suchte Kingsley Ehizibue nach Orientierung – oft vergebens. Und aus dem kölschen Cafu wurde ganz einfach wieder Benno Schmitz, der Spieler, der in Spielen wie dem gestrigen sein Tempodefizit zu spüren bekommt und seinem Gegenspieler zumeist hinterher hechelt. Es wird also viel zu besprechen geben in der kommenden Trainingswoche, allzu viel Erfreuliches wird nicht dabei sein.

Der Ausblick

Am nächsten Sonntag erwartet der 1. FC Köln den Nachbarn aus Leverkusen. Eine Begegnung, die ihre Brisanz aus dem Wirtz-Transfer und auch aus der geographischen Nähe bezieht. Ein Derby ist die Partie indes nicht. Derbys gibt es gegen Borussia Mönchengladbach, vielleicht noch gegen Fortuna Düsseldorf, gegen einen Werksverein gibt es sie nicht. Eines ist jedoch sicher: Gegen die Farbenstädter droht mit einer Leistung wie am Freitagabend in Sinsheim eine ähnlich hohe Niederlage wie gestern.

Noah Katterbach im Laufduell mit Hoffenheims Kevin Akpoguma (Photo: Getty Images/Simon Hofmann)

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Allerdings kann man wohl davon ausgehen, dass das Auftreten der Kölner in einem zum ersten Male seit 18 Monaten mit 50 000 Zuschauern voll besetzten Rheinenergie Stadion ein anderes sein wird. Dies wird auch nötig sein gegen Spieler wie Florian Wirtz, Moussa Diaby und Patrik Schick. Vielleicht sind Jonas Hector und Dejan Ljubicic wieder einsatzbereit, sie würden dem Team guttun, ihm mehr Balance und größere defensive Stabilität verleihen. Einem Team, das den Auftritt in Hoffenheim vergessen lassen muss, um nicht seinem Trainer erneut sehr weh zu tun – und auch seinen Fans, diesen herrlich verrückten Menschen, die auch die Auswärtspartie gestern stimmungsmäßig zu einem Heimspiel für den FC machten.

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