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Nachdreher

0:3 des 1. FC Köln gegen Hoffenheim: Hör doch, Sie spielen unser Lied!

Wie eine Seifenblase platzt die Europapokal-Euphorie: Drei Tage nach dem Baryssau-Erfolg bekommt der 1. FC Köln gegen Hoffenheim die Grenzen aufgezeigt.

Cologne's Slovenian defender Dominic Maroh reacts after the German first division Bundesliga football match FC Cologne vs 1899 Hoffenheim in Cologne, western Germany, on November 5, 2017. / AFP PHOTO / PATRIK STOLLARZ / RESTRICTIONS: DURING MATCH TIME: DFL RULES TO LIMIT THE ONLINE USAGE TO 15 PICTURES PER MATCH AND FORBID IMAGE SEQUENCES TO SIMULATE VIDEO. == RESTRICTED TO EDITORIAL USE == FOR FURTHER QUERIES PLEASE CONTACT DFL DIRECTLY AT + 49 69 650050 (Photo credit should read PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)
Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

Wie eine Seifenblase platzt die Europapokal-Euphorie: Drei Tage nach dem Baryssau-Erfolg bekommt der 1. FC Köln gegen Hoffenheim die Grenzen aufgezeigt.

Beerdigungen werden für gewöhnlich eher selten live im Fernsehen übertragen. Beerdigungen werden für gewöhnlich auch eher selten von fast 50.000 Zuschauern besucht. Wer am Sonntag allerdings in Köln-Müngersdorf dem Spiel des 1. FC Köln beiwohnte, könnte den Eindruck bekommen haben, diese Saison würde recht frühzeitig zu Grabe getragen. Es wurde passend gesungen, es wurde unpassend geflucht und es wurde sehr viel geschwiegen. Nahezu apathisch verfolgte das Publikum die apathische Leistung der „Geißböcke“ und die 0:3-Niederlage gegen gute Gäste aus Hoffenheim.

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„Es war in allen Mannschaftsteilen zu wenig, um gegen so einen Gegner zu bestehen“, konstatierte auch ein sichtlich konsternierter Timo Horn nach der deutlichen Niederlage, die völlig in Ordnung ging. Der effzeh verpasste damit nicht nur einen tabellarisch wichtigen Befreiungsschlag, sondern geht auch moralisch angeschlagen in die spielfreie Woche. „Wir wollen den Anschluss nicht verlieren, aber mit zwei Punkten aus zwölf Spielen ist es natürlich schwierig, sich immer wieder aufzubauen. Nichtsdestotrotz müssen wir uns in der Länderspielpause jetzt wieder sammeln. Natürlich haben wir es uns anders vorgestellt, als mit einem 0:3 da reinzugehen. Aber es hilft nichts: Die Hoffnung stirbt zuletzt und wir geben uns nicht auf“, setzt der Torwart auf Durchhalteparolen.

Wenn et einmol läuf, dann läuf et!

Es war ein Sonntagnachmittag der allerernüchternsten Sorte: Nach dem 5:2-Erfolg im Europapokal gegen BATE Baryssau musste der effzeh schnell einsehen, dass Hoffenheim ein völlig anderes Kaliber als der weißrussische Vertreter darstellt. Zwar kamen die Stöger-Schützlinge gut in die Partie, doch außer zwei Warnschüssen aus der Distanz war nichts Gefährliches dabei. Die Gäste aus dem Kraichgau bestraften dagegen die erstbeste Kölner Fehlerkette: Demirbay durfte unbedrängt Amiri bedienen, dessen flache Hereingabe Geiger im zweiten Anlauf zur frühen Führung einschob. Ein Spiegelbild der Saison: Der effzeh spielt nicht schlecht, macht es den Gegner allerdings grotesk einfach, selbst zum Erfolg zu kommen. Auf diesem Niveau wird dies dann auch bestraft.

Cologne's German midfielder Leonardo Bittencourt (L) and Hoffenheim's German midfielder Kevin Vogt vie for the ball during the German first division Bundesliga football match FC Cologne vs 1899 Hoffenheim in Cologne, western Germany, on November 5, 2017. / AFP PHOTO / PATRIK STOLLARZ / RESTRICTIONS: DURING MATCH TIME: DFL RULES TO LIMIT THE ONLINE USAGE TO 15 PICTURES PER MATCH AND FORBID IMAGE SEQUENCES TO SIMULATE VIDEO. == RESTRICTED TO EDITORIAL USE == FOR FURTHER QUERIES PLEASE CONTACT DFL DIRECTLY AT + 49 69 650050 (Photo credit should read PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)

Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

Auf der Gegenseite mussten die „Geißböcke“ großen Aufwand betreiben, um überhaupt gefährlich zu werden. Bittencourts Solo über das gesamte Feld wurde nicht mit dem Ausgleich belohnt, sein Schuss rauschte knapp am Pfosten vorbei. Insgesamt tat sich der effzeh schwer, die spielerisch starke TSG unter Druck zu setzen. Über das passsichere und pressingresistente Zentrum um Demirbay und Grillitsch setzten die Gäste immer wieder Nadelstiche nach vorne. Die restliche Zeit vertrieben sie sich mit eher ziellosem Zeitspiel und Debatten mit Schiedsrichter Aytekin. Das letzte Ausrufezeichen in der ersten Hälfte gehörte wieder dem effzeh: Osako nagelte den Ball aus der Distanz an den Pfosten. Wenn et einmol läuf, dann läuf et!

Stöger: “Hoffenheim war heute nicht unsere Kragenweite”

„Mit dem Pfostenschuss vor der Halbzeitpause wären wir vielleicht nochmal retour gekommen“, resümierte effzeh-Coach Peter Stöger nach der Partie, gestand aber die an diesem Sonntagnachmittag völlig verdiente Niederlage ein: „Wir haben es nicht geschafft, die Hoffenheimer zu kontrollieren und sie haben in ihrem Spiel sehr wenig Fehler gemacht. Dann ist das Ergebnis auch irgendwo fast logisch. Durch die Führung sind sie besser ins Spiel gekommen und die Räume sind größer geworden. Alles in allem hat eine richtig gute Mannschaft gegen uns gewonnen und das war heute nicht unsere Kragenweite. Momentan schaffen wir es nicht, gegen so eine Mannschaft selbst zu Erfolgen zu kommen.“

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Besonders in den zweiten 45 Minuten wurde das deutlich: Der effzeh lief nur noch hinterher, bekam kaum noch Zugriff auf den Gegner und musste den nächsten Tiefschlag verdauen. Der enteilte Uth wurde im Strafraum zu Fall gebracht, Wagner vollendete eiskalt vom Elfmeterpunkt. Ein Gegentreffer, der die Moral der „Geißböcke“ endgültig brach. Hoffenheim kontrollierte Ball und Gegner, der effzeh stand komplett neben sich. Erst nach der Einwechslung von Tim Handwerker und einer kleineren taktischen Umstellung kamen die Stöger-Schützlinge wieder ins Spiel. Die sich bietenden Chancen wurden allerdings nicht genutzt: Olkowski und Jojic scheiterten an Baumann, Guirassy vergab freistehend kläglich. Auf der anderen Seite machte Wagner mit dem 3:0 allen Hoffnungen den Garaus.

Ohne Aufbruchstimmung in die Länderspielpause

Auch die Hoffnungen, den Klassenerhalt in dieser Saison zu schaffen, haben damit einen empfindlichen Dämpfer erhalten. Nicht wegen der Niederlage an sich, auch nicht wegen der gezeigten Leistung, sondern eher wegen der verpassten Gelegenheit, mit Aufbruchstimmung in die Länderspielpause zu gehen. Die Euphorie des Europapokal-Erfolgs entpuppte sich als Seifenblase, die schneller platzte als den effzeh-Fans lieb sein dürfte. Wer nach der Partie in die Gesichter der Anhänger schaute, sah sich in dieser Einschätzung bestätigt. Irgendwo hinter uns summte jemand den neuesten Gassenhauer in der Domstadt. „Wer wird Deutscher Meister, wenn man die Tabelle dreht? Wer wird Deutscher Meister? 1. FC Köln!“ – da war es wieder, das altbekannte Lied.

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