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Nachspiel

Viermal Kölle Alaaf

Unsere Geißböcke senden gegen Union Berlin ein dickes Ausrufezeichen an die Konkurrenz. Mit 4:0 schickt der FC die Eisernen zurück in die Hauptstadt.

© effzeh.com

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Am Ende war es wie immer: Wenn die Eisernen aus dem Berliner Stadtteil Köpenick in der schönsten Stadt Deutschlands gastieren, dann sind einige Dinge vorprogrammiert: Der glorreiche effzeh holt drei Punkte, bleibt ohne Gegentor, lässt den eigenen Anhang dafür gleich mehrfach jubeln, auf den Rängen wird Karneval gefeiert und Unions Hauptmann Torsten Mattuschka spielt nicht mit.

Ausgangslage

Erster gegen Zweiter. Mehr Spitzenspiel geht nicht. Die Berliner hatten zuvor auswärts noch nicht verloren, kassierten in der Fremde zuletzt fünfmal in Folge keinen Treffer und hätten eigentlich zu einem echten Prüfstein für den Tabellenführer werden können. Wurden Sie aber nicht. Auch weil Peter Stöger nicht etwa – wie viele vermutet hatten – Marcel Risse auf die Bank beorderte, sondern Anthony Ujah. Damit war die spannendste Frage im Vorfeld geklärt. Der effzeh spielte wieder mit zwei Sechsern und nur einer echten Spitze. Auf der Gegenseite musste Trainer Uwe Neuhaus seinen wichtigsten Mann ersetzen. Für Mattuschka versuchte sich zunächst Nemec und später Özbek auf der Spielmacherposition. Im Vergleich zu den Kölner Umstellungen sollte dies allerdings nicht funktionieren.

Spielverlauf

Der effzeh begann im Stile einer Spitzenmannschaft und konnte schon nach 50 Sekunden den ersten – wenn auch noch ungefährlichen – Abschluss durch Daniel Halfar verzeichnen. Das erste Tor gelang dann allerdings den Gästen aus Berlin. Zum Glück für den FC entschied Referee Dr. Jochen Drees auf Foulspiel, als Berlins Brandy im Kopfballduell mit Slawomir Peszko nicht mit hochging sondern den kleinen Polen durch einen leichten Schubser aus der Balance brachte. Viel mehr hatten die bis dato auswärts noch ungeschlagenen Gäste aber nicht mehr zu bieten. Torchancen gab es ausschließlich vor der Südtribüne zu beobachten – und zwar reichlich. Helmes donnerte einen Freistoß in den Strafraum, fand den Kopf von Peszko, der den Ball per Aufsetzer aber über das Tor drückte. Kurze Zeit später hatte Berlins Torwart Daniel Haas große Probleme mit einem Freistoß von Helmes, den er nur abklatschen ließ. Den Nachschuss von Maroh konnte der Gästekeeper dann aber endgültig entschärfen. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis der FC das erste Tor machen würde, und in der 22. Spielminute war es dann soweit: Mit einem herrlichen Pass, auf den viele Fans wohl seit seiner Verpflichtung im Sommer 2012 gewartet hatten, schickte Matthias Lehmann Marcel Risse, der vom Zögern der Berliner Defensive profitierte und den Ball im zweiten Anlauf an Haas vorbeibrachte. „Kölle Alaaf“ hallte es aus den Lautsprecherboxen. Freude. Jubel. Heiterkeit. Der FC hatte es endlich geschafft, ein Tor gegen ein Spitzenteam der zweiten Liga zu erzielen.

Doch damit noch lange nicht genug: Nach einem Ballgewinn von Peszko am eigenen Strafraum ging es schnell. Zu schnell für die Gäste: Yannick Gerhardt zerlegte mit einem Diagonalball die unsortierte Union-Abwehr, Marcel Risse sprintete in Position, schlug einen Haken nach innen, zog unhaltbar für Haas ab und erzielte seinen bereits dritten Doppelpack der laufenden Saison. Sekunden vor der Pause verhinderte dann der Schlussmann der Eisernen Risses dritten Treffer. Aus dem Stand hatte der Mittelfeldspieler so hart und platziert abgezogen, wie es die meisten Profis in der zweiten Liga wohl nur an der Spielkonsole schaffen. In der Halbzeitpause durfte dann zwar auch Unions gesperrter Kapitän Torsten Mattuschka auf den Rasen, allerdings nur um in die Fernsehkameras zu sagen, dass er noch an einen Sieg seiner Mannschaft glaube, wenn ihnen denn ein schnelles Tor gelänge.

Ein schnelles Tor fiel auch, allerdings wieder einmal dort, wo Daniel Haas eigentlich für das Abwehren von Bällen zuständig ist. Dies gelang dem ehemaligen Hoffenheimer bei einem Freistoß von Patrick Helmes, dem Gerhardt mit dem Scheitel noch eine leichte Richtungsänderung verpasste, aber erneut nicht. Und auch einige Minuten später war Unions Schlussmann bereits geschlagen, doch Peszko traf nach einem feinen Solo aus spitzem Winkel den Pfosten statt ins Tor. Es lief bereits die 59. Spielminute, als die Gäste zu ihrer ersten (!) Torchance kamen, auch wenn der Schuss des Ex-Kölners Simon Terodde (immerhin mit fünf Kurzeinsätzen in der Bundesliga und einem bedeutungslosen Tor bei einer Pokalheimniederlage gegen den MSV Duisburg) effzeh-Keeper Timo Horn wohl nicht einmal ein leichtes Gähnen entlocken konnte.Die Kölner, die den eigenen Anhang in fünf Heimspielen zuvor lediglich mit sieben eigenen Treffern verwöhnt hatten, standen längst als Sieger fest, legten aber noch ein viertes Tor nach. Diesmal durfte sich Jonas Hector feiern lassen, der sich allerdings nicht daran gewöhnen sollte, im gegnerischen Strafraum so frei zum Abschluss zu kommen. Die Luft war raus. Die Eisernen ergaben sich ihrem Schicksal. Peter Stöger brachte Ujah, Thiel und Mattuschyk und Schiedsrichter Dr. Drees verwehrte dem effzeh noch einen Elfmeter, als Haas Ujah foulte. Aber vielleicht war das auch besser so.

Fazit

Kurz vor der Pause wies die Statistik 60 Prozent Ballbesitz für die Gäste aus Berlin auf. Ein Wert, der exemplarisch für einen Fußballabend stand, an dem der 1. FC Köln taktisch eine Menge richtig gemacht hatte. Mit Gerhardt als zweitem Sechser und nur einer echten Spitze präsentierte sich der effzeh vom Papier her defensiver als zuletzt. Union hatte zwar oft den Ball, doch wusste damit wenig anzufangen, denn vor allem Gerhardt und Lehmann schlossen viele Lücken. Bei Ballbesitz ging es dann schnell: Risse, Peszko und Halfar rotierten viel, strotzten vor Spielfreude und waren Garanten für einen hochverdienten Heimsieg. Zwar wartet Patrick Helmes weiter auf sein Comeback-Tor in Müngersdorf, dafür hat der effzeh mal wieder einen Treffer nach einer Standardsituation erzielt. Zwar diesmal nicht spielentscheidend, wie Peter Stöger feststellte, aber durchaus gut zu wissen. Ebenso, wie die Tatsache, dass das Karnevalstrikot seinen Dienst erfolgreich getan und seine Tauglichkeit für den Straßenkarneval bewiesen haben dürfte. Einziger Wermutstropfen: Warum hat Keeper Timo Horn kein FC-Karnevals-Sonder-Spezial-Torwart-Trikot bekommen? Ein großer Fehler der FC-Marketingabteilung und vielleicht der Grund, warum der arme Timo am Montagabend nicht wirklich mitspielen durfte.

Spieler im Fokus

Yannick Gerhardt: Der Youngster bestätigte Trainer Peter Stöger und bewies eindrucksvoll, wie wichtig er für das Spiel des Tabellenführers ist. Allein sein Diagonalball auf Marcel Risse vor dessen Knaller zum 2:0 war das Eintrittsgeld wert.

Marcel Risse: Nicht etwa Ujah oder Helmes, sondern der Neuzugang aus Mainz ist nach dreizehn Spieltagen bester FC-Schütze. Sieben Treffer gehen mittlerweile auf das Konto des Kalker Jungen, der schon zum dritten Mal in dieser Saison doppelt traf. Mit einer Glanzparade verhindert Union-Keeper Haas Risses möglichen Hattrick. Knapp zehn Minuten vor dem Ende durfte sich „Marcel Doppelpack“ seinen verdienten Applaus abholen.

Dominic Maroh und Daniel Halfar: Movember bezeichnet eine aus Australien stammende Form des Foundraising (Mittelbeschaffung), bei der sich jährlich im November Männer Oberlippenbärte wachsen lassen, um während des Monats Spenden zugunsten der Erforschung und Vorbeugung gegen Prostatakrebs und andere Gesundheitsprobleme von Männern zu sammeln (Wikipedia). Toll, dass die effzeh-Profis mitmachen, auch wenn man sich an den Anblick wohl noch gewöhnen muss.

Stimmen zum Spiel

Peter Stöger: Mit diesem Sieg haben wir uns in der Liga noch mehr Respekt verschafft. Wir haben ein Zeichen gesetzt und gezeigt, dass wir unbedingt in die erste Liga wollen. Das war das beste Spiel, seitdem ich hier bin. Meine Spieler haben heute alles richtig gemacht. Marcel Risse hatte einen tollen Start in die Saison, zuletzt aber eine Schwächephase, die man ihm zugestehen muss. Ich hatte unter der Woche im Training aber schon das Gefühl, dass er wieder zu gewohnter Stärke gefunden hat. Ob unser Sieg am Trikot gelegen hat, weiß ich nicht. Das wäre aber nicht gut, da wir nicht so oft in diesem Trikot spielen werden.

Marcel Risse: Der Spaßfaktor lag heute bei 100 Prozent, so wie man es sich wünscht. Wir wollten Union keine Chance lassen, das ist uns gelungen. Heute ist ein schöner Abend für uns und unsere Fans. Ich wusste, ich muss einfach weitermachen, auch wenn es zuletzt in ein paar Spielen nicht so gut lief. Wenn wir am Sonntag in Bochum gewinnen, können wir am 11.11. auch ein Kölsch trinken.

Dominic Maroh: Die taktische Ausrichtung mit nur einem Stürmer hat sich absolut bezahlt gemacht. Die Unterstützung der Fans war wieder klasse. Union hat den Fehler gemacht, dass sie vor dem Anstoß die Seiten gewechselt haben und wir in der ersten Halbzeit auf unsere Fans spielen konnten. Wenn wir so spielen, kann uns keiner stoppen.

Uwe Neuhaus: Wir waren heute klar unterlegen, haben fast alle wichtigen Zweikämpfe verloren und konnten uns nicht durchsetzen. Köln wurde immer sicherer und letztlich können wir froh sein, dass das Ergebnis nicht deutlicher ausgefallen ist.

Simon Terodde: Das Offensivspiel des FC ist erstligareif. Wir haben auch in dieser Höhe völlig verdient verloren. Wir hatten nichts entgegenzusetzen. Die Kölner haben auf unsere Fehler gewartet und erstklassig umgeschaltet. Das war heute ein Klassenunterschied.

effzeh: Horn – Brecko, Maroh, Wimmer, Hector – Lehmann, Gerhardt – Risse (82. Thiel), Halfar, Peszko (69. Ujah) – Helmes (77. Matuschyk)

Union Berlin: Haas – Pfertzel, Puncec, Schönheim, Parensen – Özbek, Kreilach – Brandy, Nemec (56. Kohlmann), Köhler (69. Dausch) – Terodde (86. Skrzybski)

Tore: 1:0, 2:0 Risse (22./30.), 3:0 Gerhardt (52.), 4:0 Hector (66.)

Gelbe Karten: Brecko, Peszko – Kreilach, Pfertzel

Zuschauer: 47.000

Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees

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