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Kurz & Knapp

Viagogo, Kleinanzeigen und Co: Schwarzmarkt-Handel mit Europa-League-Tickets

Schon bevor die Auswärtstickets verlost waren, fanden sich Wucher-Angebote bei bekannten Ticketportalen – der 1. FC Köln geht dagegen vor, wenn er kann.

STOCKHOLM, SWEDEN - MAY 24: A fan requests a ticket prior to the UEFA Europa League Final between Ajax and Manchester United at Friends Arena on May 24, 2017 in Stockholm, Sweden. (Photo by Alex Grimm/Getty Images)
Foto: Alex Grimm/Getty Images

Schon bevor die Auswärtstickets verlost waren, fanden sich Wucher-Angebote bei bekannten Ticketportalen – der 1. FC Köln geht dagegen vor, wenn er kann.

Freude hat es den Verantwortlichen beim 1. FC Köln am Donnerstag nicht bereitet: Rund 17.000 Absagen musste der Club an Mitglieder übermitteln, die auf ein Auswärtsticket für das erste Europapokal-Spiel der Geißböcke seit 25 Jahren am 14. September im Emirates Stadium in London gehofft hatten. Während sich nun also die wenigen Glücklichen freuen dürfen, ist der Frust bei den restlichen rund 20.000 Bewerbern groß. Nur allzu gerne hätten die Verantwortlichen am Geißbockheim mehr Fans die Reise nach England ermöglicht, doch Gastgeber Arsenal hatte den Kölnern lediglich 2.900 Karten zur Verfügung gestellt – exakt so viele, wie es nach UEFA-Vorschriften sein mussten.

Wucher-Preise auf dem Ticket-Schwarzmarkt

Und wie immer, wenn eine hohe Nachfrage auf ein geringes Angebot trifft, blüht der Schwarzmarkt-Handel mit den begehrten Tickets in voller Pracht. Bei einschlägigen Ticketverkaufsportalen werden die begehrten Auswärtskarten mit Preisen zwischen 600 und 850 Euro gehandelt, aber auch bei den Ebay-Kleinanzeigen finden sich bereits Angebote für Tickets. Auch hier werden mehrere hundert Euro als Preis aufgerufen. Das sorgt verständlicherweise für Empörung bei vielen Kölner Fans, denn offenbar haben sich einige Mitglieder nur für die Tickets beworben, um sie im Erfolgsfall teuer verkaufen zu können. “Nur zesamme simmer stark”, heißt es in der Vereinshymne – einige Anhänger scheinen davon offenbar aber nicht allzu viel zu halten.

Foto: VALERY HACHE/AFP/Getty Images

“Der 1. FC Köln empfiehlt seinen Fans, ausschließlich Tickets über die offiziellen Kanäle zu kaufen und rät von Ticketbörsen, die nicht von uns autorisiert sind, ab”, heißt es vom 1. FC Köln auf effzeh.com-Nachfrage zum Thema Viagogo, Kleinanzeigen und Co. Bereits seit 2015 führen die Kölner den Kampf gegen den Schwarzhandel mit Hilfe zweier Anwaltskanzleien, die im Auftrag des Vereins die Angebote durchforsten und wenn möglich gegen diejenigen vorgehen, die aus ihren Tickets probieren, Kapital zu schlagen. Legal ist der Handel mit den Tickets nämlich nicht.

Wer erwischt wird, muss deshalb mit Sanktionen rechnen. Diese können vom Ausschluss beim künftigen Ticketkauf über Schadenersatz bis hin zum Vereinsausschluss reichen. Dabei kann der Club auch Erfolge vermelden: Im März diesen Jahres konnte einem Mitglied der Schwarzhandel vor Gericht nachgewiesen werden. Der Beklagte musste eine Vertragsstrafe in Höhe von 1.000 Euro leisten sowie sämtliche Anwalts- und Verfahrenskosten zahlen. “Wir engagieren uns im Interesse unserer ehrlichen Fans und Mitglieder konsequent gegen Schwarzhandel”, erklärte Alexander Wehrle damals.

Anwaltskanzleien im Einsatz gegen illegalen Tickethandel

Im konkreten Fall der Tickets für das Auswärtsspiel in London könne man allerdings nur dagegen vorgehen, wenn der Anbieter des Tickets ein Mitglied ist, das bei der Verlosung zum Zuge kam. Bei vielen Angeboten, die teilweise zeitlich schon deutlich vor der eigentlichen Verlosung der Tickets mit Wucher-Preisen im Netz zu finden waren, ist das allerdings nicht der Fall, erklärt der 1. FC Köln. Entweder sind die Anbieter auf irgendeinem anderen Weg an Tickets gelangt, oder sie tun einfach nur so, als hätten sie Karten. Im Kampf gegen die Abzocke am Schwarzmarkt sind die Möglichkeiten des Vereins also beschränkt.

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Daher gilt grundsätzlich der Rat, sich nicht auf derartige Deals einzulassen, auch wenn es noch so weh tut, das größte Spiel in den letzten Jahrzehnten vom Pub oder der heimischen Couch aus verfolgen zu müssen. Zum einen, weil nicht sicher ist, ob man für die horrenden Beträge am Ende wirklich ein Ticket in Händen halten wird. Zum anderen, weil das Geschäft der Anbieter darauf beruht, dass sich immer jemand findet, der bereit ist, selbst den perversesten Preis für die Tickets zu berappen. Bevor man also geldgierigen Pseudo-Fans die Kohle in den Rachen wirft, sollte man sich (auch wenn man persönlich derartige Summen locker bezahlen könnte) klar machen, dass man mit dem Kauf die Schwarzmarkt-Rädchen am Laufen hält.

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