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Analyse

Stefan Ruthenbecks Zeit beim 1. FC Köln: Chance genutzt?

Stefan Ruthenbeck wird in der kommenden Saison nicht mehr Trainer des 1. FC Köln sein, wie der Verein heute bekanntgab. Warum er trotzdem zur richtigen Zeit der richtige Mann war und weiterhin beim 1. FC Köln bleiben sollte, erklären wir in dieser Analyse.

Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images

Denn wenn man das so sagen kann, war dem 1. FC Köln im vergangenen Sommer ein echter Coup gelungen: Mit der Verpflichtung des zweitligaerfahrenen Stefan Ruthenbeck konnte man einen kompetenten und vor allem bestens ausgebildeten Trainer für die U19 gewinnen. Ruthenbeck sagte damals zu seiner Verpflichtung: “Für mich ist sie nach meiner Zweitligazeit kein Rückschritt in meiner Trainerkarriere, sondern ich habe mich ganz bewusst für dieses spannende Projekt entschieden, junge Talente an den Profibereich heranzuführen. Köln ist meine Heimat und es ist etwas Besonderes für mich, dass sich der FC so intensiv um mich bemüht hat“.

Bereits in den Jahren zuvor soll der 1. FC Köln an Ruthenbecks Diensten interessiert gewesen sein, damals allerdings für die Leitung des Nachwuchsleistungszentrums. In diesem Bereich war Ruthenbeck schon erfahren: Beim VfR Aalen war er entscheidend an der Konzeption des NLZ beteiligt und durfte dieses danach auch leiten. Von daher erschien die Verpflichtung für den Jugendbereich damals sinnvoll – und sie ist es heute noch. Denn die gerade in diesem Bereich ist es extrem wichtig, dass man sich in einem Profiverein auf Kontinuität verlassen kann.

Ruthenbeck ging bereits freiwillig ins zweite Glied

Als dann später Stöger entlassen und Stefan Ruthenbeck vorgestellt wurde, ergab sich auf dem Posten des U19-Trainers zudem ein Vakuum, das nun bis zum Sommer interimsweise von Daniel Meyer ausgefüllt wird. Eine Ruthenbeck-Rückkehr erscheint also auch rein personell durchaus möglich. Aus der Perspektive des Noch-Cheftrainers erscheint dieser vermeintliche “Rückschritt” auch gar nicht mal so unrealistisch zu sein: Im Gespräch mit dem Fußballportal „Spox“ offenbarte Ruthenbeck vor knapp zwei Jahren, dass er den Profifußball relativ entspannt sehe – er müsse nicht „ständig in der Öffentlichkeit“ stehen, weswegen er sich auch in seiner Karriereplanung diesbezüglich keinen Druck gemacht habe.

MUNICH, GERMANY - DECEMBER 13: Stefan Ruthenbeck Head Coach of 1. FC Koeln (L) and Sport Director Armin Veh talk prior the Bundesliga match between FC Bayern Muenchen and 1. FC Koeln at Allianz Arena on December 13, 2017 in Munich, Germany. (Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Allgemein gilt Ruthenbeck in der Branche zudem als ungewöhnlicher, unkonventioneller Typ, eine „Persönlichkeit mit Ecken und Kanten“, wie „Spox“ beschreibt. Dementsprechend wäre es nicht überraschend, wenn er ins zweite Glied zurückkehren würde, um dort ohne den ganz großen Leistungsdruck Nachwuchsspieler entwickeln zu können. Und gut für den 1. FC Köln wäre es ebenfalls. Denn als Cheftrainer hatte Ruthenbeck eben auch Defizite.

Außendarstellung und Taktik: Ruthenbecks Defizite

Zur Ruckründe wurden es 17 Endspiele ausgerufen, die vor dem 1. FC Köln lagen, von denen Ruthenbeck und seine Mannschaft bislang immerhin fünf gewinnen konnten. Sich über den aussichtslosen Kampf zu definieren und so die Spieler zu motivieren, schien allerdings die vorrangige Strategie des neuen Trainers zu sein – auch wenn das zwischenzeitlich ermüdend wirkte. Die immer selbe Leier vom “Dreck fressen” und “Abstiegskampf annehmen” nervte nicht nur das Umfeld – zumindest wenn entsprechende Leistungen ausblieben – schnell. Es gesellten sich bei Ruthenbeck zudem mehrere Aspekte taktischer Natur hinzu, die man durchaus hinterfragen konnte. Dazu gehörten personelle Entscheidungen wie auch die Ausrichtung in manchen Spielen, die man gutes In-Game-Coaching von außen durchaus noch hätte verändern können. In dieser Hinsicht wirkten Ruthenbecks Mittel allerdings öfter einmal etwas beschränkt, alternative Offensiv- oder Defensivstrategien wurden während suboptimal verlaufenden Spielen kaum gefunden.

Für die sportliche Konsolidierung innerhalb weniger Monate war Ruthenbeck aber insgesamt dennoch der richtige Mann. Der Kontext allerdings, als Absteiger in der zweiten Liga zu den Aufstiegsfavoriten zu gehören, ist definitiv ein anderer. Für diese vermutlich bald drohende Aufgabe scheint der Stöger-Nachfolger in den Augen der sportlichen Führung nicht der optimale Mann zu sein. Der 1. FC Köln muss sich also neben der Kaderplanung für die kommende Saison auch um einen neuen Trainer kümmern. Wer das sein wird, wolle man erst verkünden, wenn die Tinte auf den Verträgen getrocknet ist, teilte der Club vorerst dazu mit.

Wer wären mögliche Alternativen?

Aussichtsreichster Kandidat erscheint momentan trotzdem der Kieler Trainer Markus Anfang, der bereits beim effzeh im Wort stehen soll, zu sein. Anfang steckt momentan noch mit den Störchen im Aufstiegsrennen in der zweiten Liga – sollte er es werden, könnte sich die Bekanntgabe als noch hinziehen bis auch Holstein weiß, wie es in der nächsten Saison weitergeht. Der früher bei vielen Beobachtern als legitimer Stöger-Nachfolger gehandelte Boris Schommers ist derzeit Co-Trainer beim 1. FC Nürnberg und dürfte mit dem “Glubb” im Sommer sicher ins Oberhaus zurückkehren. Ob er bereit ist, diesen Posten aufzugeben und ob man ihn am Geißbockheim für die Cheftrainer-Rolle in Betracht zieht, ist allerdings fraglich.

Hinweis: In einer vorherigen Version des Artikels waren falsche Zahlen zu lesen: Stefan Ruthenbeck betreut die Mannschaft seit 15 Spielen (nicht zwölf, wie vorher zu lesen war). Der Punkteschnitt liegt bei 1,2 (anstatt 1,25), was am Ende 40,8 Punkte ergibt (und nicht 43). Die Endspiele wurden vom effzeh zum Rückrundenstart ausgerufen, es handelte sich damit um deren 17. Wir bitten, diese Fehler zu entschuldigen. Wir haben sie korrigiert.

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