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Meinung

Große Nachfrage nach Kölner Jubiläumstrikot: Schön, aber…

Karnevalst-Trikot, Europa-Trikot, Jubiläums-Trikot: In Bezug auf die Vermarktung der eigenen Spielkleidung liegt der 1. FC Köln in diesem Jahr ganz weit vorne – was nicht allen gefällt. Ein Kommentar.

Quelle: 1. FC Köln

Karnevals-Trikot, Europa-Trikot, Jubiläums-Trikot: In Bezug auf die Vermarktung der eigenen Spielkleidung liegt der 1. FC Köln in diesem Jahr ganz weit vorne – was nicht allen gefällt. Ein Kommentar.

Der 1. FC Köln feiert seinen 70. Geburtstag nicht nur mit einer Ausstellung im Deutschen Sport- und Olympiamuseum, sondern auch mit einem Trikot zu Ehren des Jubiläums. Im Spiel gegen Borussia Dortmund hatten die „Geißböcke“ den edlen Zwirn zum ersten (und auch zum letzten) Mal in einem Pflichtspiel getragen – erst am Morgen vor der Partie hatte der Verein das Jersey seinen Anhängern vorgestellt.

Und denen gefällt‘s anscheinend: Rund 4.500 Mal sei das Trikot seit Freitag bereits über die Ladentheke gegangen, berichtet der „Express“. FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle erklärt dem Boulevardblatt auch prompt, dass er genau damit gerechnet habe: „Weil es ein ganz besonderes Trikot ist.“

Tatsächlich ist es das: Das weiße Jubiläumsjersey setzt auf Wendetechnik. Während die Vorderseite schlicht gehalten ist, präsentiert das Trikot auf Links gezogen die Jahreszahlen „1948“ und „2018“. Diese Funktion ist bei vielen Fans in der Tat gut angekommen, viele hätten sie aber auch nicht unbedingt gebraucht. Bedenken ob des Tragekomforts und dass die Innenseite durchscheinen könnte, trübten so manche anfängliche Begeisterung. Vor allem aber, dass die Vorderseite des Trikots wie in den frühen Tagen komplett in Weiß gestaltet ist und das alte, hochwertig gestickte Vereinslogo trägt, scheint die Anhänger am Ende insgesamt doch überzeugt zu haben.

Der Kölner Hauptsponsor: Nicht lange dabei, trotzdem prominent platziert

Der Kölner Hauptsponsor, die “REWE”-Gruppe, spielte bei den Design-Plänen für die Vorderseite schließlich auch mit. Naja, zumindest ein bisschen: Der Supermarkt-Riese verzichtete auf eine Kontrastfarbe und begnügte sich mit einem ebenfalls in weiß gehaltenen und deshalb kaum sichtbaren Schriftzug seines Markennamens. Und so kommt es zu folgendem Ergebnis: Doch, doch – vor allem die Außenseite des Kölner Jubiläumstrikots ist schön.

Wehrles Enthusiasmus zu teilen fällt angesichts der üppigen achtzig Euro, die der Verein für das Trikot verlangt, allerdings dann doch etwas schwer. Der Geschäftsführer findet zwar: „Man erhält gleich zwei Trikots für den gleichen Preis.“ Das ist aber zum einen natürlich Quatsch, ein Stück Stoff bleibt ein Stück Stoff, und zum anderen ein Gebrauchtwagenverkäufer-Spruch, um den hohen Preis zu rechtfertigen. Dass der sehr hart an der Grenze ist, dürfte man auch am Geißbockheim irgendwann einmal diskutiert haben. Zumindest ist das zu hoffen. Schließlich ist ein Jubiläum etwas zum Feiern – den Mitgliedern und Fans etwas zurück zu geben, sollte da eigentlich im Vordergrund, die Komplett-Vermarktung des Anlasses derweil im Hintergrund stehen.

“Zwei Trikots”, die am Ende doch nur eine Person tragen kann

Von der hübschen Wendetechnik, so viel ist sicher, können sich einkommensschwache Familien jedenfalls nicht viel kaufen – schließlich kann trotz des „innovativen“ Designs nur ein Kind das Trikot tragen. Die Jahreszahlen einfach in den Nacken zu sticken oder sonst irgendwie auf dem Leibchen unterzubringen, sich so die Wendetechnik zu sparen und schlussendlich ein wunderschönes Trikot für 19,48 Euro zu präsentieren, hätte doch irgendwie mehr Charme gehabt als das, was sich der Verein am Ende einfallen ließ.

Aber: Viele Fans finden genau diesen Effekt auch ganz wunderbar und haben die achtzig Euro gerne dafür über – man muss ja auch nicht alles verstehen. Was ein Sponsor wie „REWE“, der den Verein nur in einer vergleichsweise kleinen Etappe seiner Geschichte begleitet hat, auf der Verkaufsversion eines Trikots anlässlich des 70. Geburtstages zu suchen hat, versteht ja schließlich auch nicht jeder.

>>>Trikots, Trikots, Trikots: Die stoffliche Verwertung des Fußball-Wahnsinns

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