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Kolumnen

Ein Abgang mit Beigeschmack

Mit der Vertragsauflösung von Kevin Pezzoni ging der Wunsch vieler Fans in Erfüllung – aber zu welchem Preis?

© effzeh.com

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Der Wunsch vieler Fans ging in Erfüllung – aber zu welchem Preis? Selten hatte eine Vertragsauflösung einen so bitteren Beigeschmack. Die PLATZSPERRE zum Abgang von Kevin Pezzoni.

Man muss Kevin Pezzoni nicht mögen. Schon weil man niemanden mögen muss, erst Recht niemanden, zu dem man kein persönliches Verhältnis hat. Ich für meinen Teil konnte mit Pezzo ebenfalls nie viel anfangen. Nie konnte ich das Potential sehen, das manche ihm auch heute noch bescheinigen. Allenfalls ein solider BackUp für die zweite Liga, dachte ich – und irrte zumindest bislang, denn der Saisonstart bewies das Gegenteil.

Als Fan eines Vereins will man nur das Beste für den Verein, bei aller Unterstützung flucht man deshalb auch gerne über Spieler, die keine Leistung bringen. Kevin Pezzoni war in dieser Saison bereits Opfer vieler Flüche, auch meiner. Vor dem 0:2 gegen Aue war er an jedem Gegentreffer in dieser Saison unmittelbar beteiligt, in der Liga und im Pokal. Dafür wurde er von Fans und Medien kritisiert, Stani stellte sich vor ihn – die Mechanismen des Profifußballs.

Dementsprechend war die Freude groß, als am Freitag bekannt wurde, dass Kevin Pezzoni seinen Vertrag beim 1. FC Köln aufgelöst hat. Der Spieler Kevin Pezzoni sollte nicht mehr dieses Trikot tragen, das war auch mein Wunsch. Aber die Begründung dieser Entscheidung auf der Pressekonferenz nach dem Spiel sorgte trotzdem dafür, dass ich mich schäme, wie seit den Ausschreitungen nach dem letzten Spiel der vergangenen Saison:

„Da hat eine Gruppe von Menschen dem Spieler Pezzoni in dieser Woche vor dessen Privatwohnung aufgelauert, ihn angepöbelt und ihn massiv bedroht“, sagte Holger Stanislawski vor den anwesenden Journalisten und ergänzte: „Sie haben Zettel an sein Auto geklebt und ihm klar gemacht, dass sie ihm weh tun wollen. Damit haben diese Leute eine Grenze überschritten.“

Ganz ehrlich: ich bin fassungslos! Es steht völlig außer Frage, dass es sich bei diesen Menschen nicht um Fans des 1. FC Köln handelt. Egal, wie sie sich selbst sehen würden. Gewalt passt nicht nur nicht in unsere Gesellschaft und unseren Fußball, Gewalt passt nicht in diese tolerante, weltoffene und freundliche Stadt und unseren Verein. Fußballfans sind keine Verbrecher, aber Verbrecher sind auch keine Fußballfans!

Bei aller Kritik, die man – berechtigt – nicht nur in dieser Saison dem Fußballprofi Kevin Pezzoni entgegenbringen durfte, muss es immer eine Grenze geben. Eine Grenze zum Menschen Kevin Pezzoni, der sicherlich mit seinen Leistungen haderte, mit der Kritik zu kämpfen hatte und an sich selbst zweifelte. Zum Menschen Kevin Pezzoni, der das Recht nicht nur auf körperliche Unversehrtheit hat, sondern auf Respekt. Dieses Recht verliert man nicht, weil man in der Öffentlichkeit steht, oder weil man ein hohes Jahresgehalt hat.

Ich hoffe, dass Kevin Pezzoni in seiner Zeit in Köln gelernt hat, wie die wahren Fans des 1. FC Köln sind. Und ich wünsche ihm für seine Zukunft alles erdenklich Gute. Nicht nur, weil niemand verdient hat, was ihm nun wiederfahren ist. Sondern vor allem, weil ich trotz all seiner Leistungen und Nicht-Leistungen sicher bin, dass er immer alles versucht hat, gut zu spielen. Denn niemand, kein Profi und kein Amateur, spielt absichtlich schlecht.

Mach es gut, Pezzo!

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