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Die Lage der Liga – dritter Teil

Was haben die Kellerkinder der Bundesliga bislang so auf dem Transfermarkt unternommen? Im dritten und letzten Teil unserer Analyse schauen wir auf die Aufsteiger und Co.

Ralf Rangnick | Foto: ROBERT MICHAEL/AFP/Getty Images

Nachdem wir uns im ersten Teil der Spitzengruppe und im zweiten Teil dem Mittelfeld gewidmet haben, checken wir nun die Kellerkinder der Liga.

Werder Bremen

Die Bremer bleiben unter sich, das hat Thomas Eichin schmerzlich erfahren. Er verlor den Machtkampf mit Trainer Viktor Skripnik und wurde durch Ex-Kapitän Frank Baumann ersetzt. Der macht in diesem Sommer wiederum mächtig Kasse, verkaufte Jannik Vestergaard und Anthony Ujah für rund 25 Millionen. Zudem ging Papy Djilobodji zurück zu Chelsea, Levin Öztunali nach Leverkusen. Neu hinzu kamen Flügelspieler Florian Kainz, die Stürmer Justin Eilers und Lennart Thy, sowie Keeper Jaroslav Drobny. Die katastrophale Defensive versucht Baumann zu verstärken, indem er Ex-Freiburger Fallou Diagne und Niklas Moisander holte. Ob damit die Verluste Vestergaards und Djilibodjis kompensiert werden können erscheint fraglich, allerdings verfügt Baumann durch die Verkäufe noch über viel Geld, das er investieren kann. Nach jetzigem Stand bleibt zudem auch Top-Vorbereiter Zlatko Junuzovic erhalten, der zwar weg will, aber keine Angebote vorliegen hat. Offensiv hui, defensiv pfui also – mal wieder? Das gilt es, abzuwarten, für die Defensive müssten eigentlich noch erhebliche Verstärkungen her. Fraglich ist zudem, ob und wie der angeschlagene Skripnik (trotz der Vertragsverlängerung) die Saison durchsteht. In der Schlussphase der vergangenen Saison übernahmen die Spieler häufig das Trainingsprogramm, weil sie mit dem des Trainers unzufrieden waren.

SV Darmstadt

Norbert Meier | Foto: Alexander Scheuber/Bongarts/Getty Images

Norbert Meier | Foto: Alexander Scheuber/Bongarts/Getty Images

Wie ein sympathischer Underdog sich in einen unsympathischen Trupp verwandeln kann, hat Darmstadt (leider) perfektioniert, indem der Abgang von Dirk Schuster durch die Verpflichtungen von Holger Fach und Norbert Meier kompensiert wurde. Der Sensation, den Klassenerhalt geschafft zu haben, folgten zahlreiche Abgänge, wobei der Schusters am schwersten wiegt. Konstantin Rausch und Tobias Kempe verließen den Verein ablösefrei, für Torwart Christian Mathenia und Sandro Wagner erlöste man knapp 4 Millionen. Bislang kamen nur Immanuel Höhn aus Freiburg (Innenverteidiger), sowie zwei Torhüter. Gerüchte gibt es um Gojko Kacar und Rubin Okotie, es dürfte aber grundsätzlich erneut darauf hinauslaufen, dass Darmstadt sich an der Resterampe bedient und versucht, eine kampfstarke Mannschaft aufzustellen, die die Gegner physisch zermürbt. Die Ausgangslage ist im Vergleich zum letzten Jahr nicht unterschiedlich: Darmstadt geht als absoluter Underdog in die Saison, für den ein Klassenerhalt erneut sensationell wäre. Dass dies nicht unmöglich ist, zeigt das vergangene Jahr. Schafft Norbert Meier das Kunststück, die Kampfkraft und Disziplin aus dem letzten Jahr weiterzuführen, kann es gelingen. Individuell ist Darmstadt nahezu jedem Gegner unterlegen. Auch das kennt man bereits.

TSG Hoffenheim

Nach dem Klassenerhalt unter Jungspund Nagelsmann waltete in Hoffenheim die gewohnte Bescheidenheit. Die 20 Millionen, die man für Kevin Volland erhielt, investierte der Verein in mehrere teure Spieler, darunter Andrej Kramaric, Lukas Rupp, Sandro Wagner und Kevin Vogt. Zur Stabilisierung der Defensive kam zudem Benjamin Hübner aus Ingolstadt. Trotz des Erwerbs von Sandro Wagner sollte Hoffenheim das Niveau der Mannschaft angehoben haben, denn Kevin Kuranyi und Tobias Strobl gehören nicht in die Kategorie “Unersetzlich” und Volland war dies auch nur selten. Das oberste Ziel wird wohl der frühe Klassenerhalt sein, am besten ein ruhiger. Wenige nehmen Hoffenheim überhaupt noch wahr, deswegen würde das nicht auffallen. Die spannendste Frage ist, ob Julian Nagelsmann den Schwung aus dem geschafften Klassenerhalt mitnehmen und eine stabile Saison erreichen kann. Bislang ist in Hoffenheim allerdings noch nie nachhaltig Euphorie aufgekommen.

Eintracht Frankfurt

Taleb Tawatha, Omar Mascarell, Ante Rebic, Danny Blum und Branimir Hrgota lauten die Name der Neuzugänge in Frankfurt. Sie sollen die Horrorsaison mit Happy-End vergessen machen, dazu kommt, dass Frankfurt sich einiges von der Stabilität erhofft, die Niko Kovac im Saisonfinale etabliert hat – auch wenn dies auf Kosten der Offensive geschah. Dass drei der Neuzugänge auf offensiven Positionen beheimatet sind, überrascht daher nicht. In der Defensive schmerzt der Verlust von Carlos Zambrano, den es nach Russland zog. Gelingt es Kovac, eine Ausgewogenheit zwischen defensiver Stabilität und gefährlicher Offensive zu schaffen, sollte es für die Eintracht ein ruhigeres Jahr werden. Das Potential ist insbesondere offensiv vorhanden: Alex Meier, Stefan Aigner, Haris Seferovic und Luc Castaignos verfügen an guten Tagen über gehobene Bundesligaqualität. Schmerzlich ist dagegen der Kreuzbandriss von Antreiber Marc Stendera, der wohl bis zur Rückrunde ausfallen wird. Für den 20-jährigen ist es bereits der zweite Kreuzbandriss während seiner Karriere. Seinen Ausfall zu kompensieren wird eine Mammutaufgabe für den Verein, in dem Fredi Bobic Heribert Bruchhagen ersetzte, der den Posten als Sportvorstand nach fast 13 Jahren abgab.

Wieder mit dabei: Der SC Freiburg | Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Wieder mit dabei: Der SC Freiburg | Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

SC Freiburg

Nach einem Jahr Erstligapause kehrte Freiburg nach einer wütenden Saison in die Bundesliga zurück. Dabei scheint es bereits jetzt so, als seien sie nie weg gewesen. Trainer Christian Streich wird auch in diesem Jahr einen dynamischen Offensivfußball spielen lassen, der vor allem von jungen und ehrgeizigen Spielern bestritten wird, die bislang unter dem Radar finanzstärkerer Klubs blieben. Kein einziger der Neuzugänge (Aleksandar Ignjovski, Caglar Söyüncü, Janik Haberer, Jonas Meffert, Manuel Gulde und Onur Bulut) ist älter als 25 Jahre. Die mangelnde Erfahrung, die 2014/15 zum Verhängnis wurde, wird Streich heute genauso egal sein wie damals, ist man im Breisgau doch genau diese Problematik seit Volker Finke gewöhnt. Das Gerüst des Aufstiegskaders blieb vollständig zusammen, Zweitligastar Vincenzo Grifo konnte ebenso gehalten werden wie Torjäger Nils Petersen. Das einzige Ziel lautet wie immer: Klassenerhalt. Das hat Christian Streich jedenfalls schon mehrfach mit Freiburg erreicht, unwahrscheinlich ist das dieses mal nicht. Und unangenehm für die Gegner wird Freiburg ohnehin wieder.

“RedBull” Leipzig

Ein Boykott der Spiele gegen den Brauseklub ist leider nicht möglich, man wird leider gegen ihn antreten müssen. Aus dem Transfer Breel Embolos wurde nichts, dafür kamen Timo Werner und Naby Keita – für zuckersüße 25 Millionen Ablöse. Das Team ist der Realität gewordene feuchte Traum Rangnicks, den er dirigiert, aber nicht trainiert. Für eine siebenstellige Ablöse kam aus Ingolstadt Ralph Hasenhüttl. Weitere Worte zu RB müssen den Lesenden aufgrund der Gefahr von akutem Bluthochdruck des Autors erspart bleiben.

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