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Nachspiel

Die Hand Stögers

Lange Zeit tat sich der effzeh gegen Sandhausen schwer, dann platzte der Knoten. Auch der Trainer hatte dabei seine Hand im Spiel.

Heimspiel gegen Sandhausen © effzeh.com
Heimspiel gegen Sandhausen © effzeh.com

Heimspiel gegen Sandhausen
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Gestattet mir, dass ich ein wenig aushole, bevor es losgeht. Da ist mein Freund und Kollege midget, der mir unverhohlen Kokettiererei vorwirft (Rudelbildung), um sich dann nach dem Spiel zu beschweren: “Hmmmm der Sieg fühlt sich nicht gut an! Was ist nur los mit mir?” Es mag ja Menschen geben, die fühlen sich ohne Fleisch, Nikotin oder Alkohol besser. Midget scheint nicht dazuzugehören. Dabei hab ich ihm noch vorher erklärt, wie man sich den Sieg schön machen kann. Ein Kantersieg mit Glanz und Gloria, etlichen Torchancen, Flanken, Pfosten- und Lattenknallern. Ja das wäre schön. Wie eine Nacht voller Maßlosigkeit. Mit dem neuen effzeh muss man aber scheinbar auf Veggie-Partys gehen. Da gibt es dann maximal Hugo zu trinken und wer auf dem Balkon raucht, muss aufpassen, dass er nicht runtergeschubst wird. Naja, wenigstens fühlt man sich gut dabei. Oder nicht? Und dann war da ja noch der Disput um Risse. Nach seinem Tor hat er endlich mal gezeigt wie wichtig er sein kann.

Ausgangslage

Ein Sieg muss her. Oder anders formuliert: wenn gegen Sandhausen kein Dreier rausspringt, muss man definitiv über eine neue Zielsetzung sprechen. “In der Meisterschaft zählen nur Dreipünkter” weiß auch Peter Stöger. Die Mannschaft weiß auch Bescheid, einzig bleibt die Frage, wie sie mit diesem Druck vor ca. 40.000 Zuschauern umgehen wird. Aber auch hier weiß der Trainer Rat, der vor dem Spiel darauf verweist, dass es ja das Ziel eine Profifußballers sei vor so einer Kulisse zu spielen, also das könne kein Druck sein. Überhaupt kann man viel Hoffnung auf das Händchen Stögers legen, der bisher mit seinen Aktionen während des Spiels die Mannschaft stets verbessert hat.

personelle Lage

weiterhin verletzt: Kevin McKenna © effzeh.com

weiterhin verletzt: Kevin McKenna
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Zu den langzeitverletzten Bigalke, McKenna und Chihi gesellt sich Thomas Bröker mit muskulären Problemen. Die Akte Slawomir Peszko ist derweil geschlossen worden, er wird nicht für den effzeh auflaufen. Heute nicht und in Zukunft auch nicht. Ein menschliches Trauerspiel. Trotzdem bleiben dem Trainer genügend Optionen eine schlagkräftige Truppe aufzustellen.

Spielverlauf

Eine Halbzeit dauert ca. 45 Minuten, um genau zu sein, dauerte die erste Halbzeit bei diesem Spiel exakt 46 Minuten. Gefühlt gingen mehrere Stunden drauf. Ich möchte ncoh mal hervorheben, dass dies keine Kritik sein soll, sondern ich es genau so erwartet hatte. Der effzeh bemühte sich, hatte viel Ballbesitz und kombinierte gut. Bis zum gegnerischen Sechzehner. Hier fehlte die Durchschlagkraft, die zwingende Aktion, die letzte Genauigkeit im entscheidenden Pass. Wie das zu erwarten ist bei einer Mannschaft, die noch in der Findungsphase ist, gegen einen Gegner, der sich einigelt. Solche Gegner muss man bespielen, man muss sie laufen lassen. Das fand in der ersten Halbzeit statt. Und sollte in der zweiten Halbzeit Räume schaffen.

Nicht sofort, aber später, nachdem Peter Stöger wieder ein Händchen bewies und als ersten Einwechselspieler Yannick Gerhardt brachte. Denn zwei Minuten nach seiner Einwechslung legt er das Traumtor von Risse auf, der aus knapp 25 Metern erkennt, dass der Sandhäuser Schlussmann ein wenig zu weit vor seinem Kasten steht und die Kugel sauber ins lange Eck hebt. Zeit zu entspannen, dachten sich die Spieler wohl, denn die nächsten Minuten gehörten den Gästen, bevor sich der effzeh für die Schlussphase wieder berappelte. Nachdem Kister in der 75. mit Gelb-Rot vom Platz musste, wackelte die Abwehr der Gäste immer mehr. Hector war es dann, der in der 78. Minute nur mit einem Foulspiel im Strafraum aufgehalten werden konnte. Den fälligen Elfer verwandelte Risse gewohnt souverän.

Fazit

Schön ist anders. Es war der zu erwartenden Erfolg gegen ein Kellerkind der zweiten Liga. Und das darf man durchaus positiv bewerten. Da hatten wir letzte Saison viel mehr Schwierigkeiten gegen tiefstehende Gegner. Klar, ein bischen Glück war auch dabei, Sandhausen hätte ja fast den Ausgleich erzielt. Aber letztendlich hat die Mannschaft sich den Gegner zurechtgelegt, mürbe gespielt und dann zugeschlagen. Wenn man jetzt noch lernt bereits in der ersten Halbzeit einen Tick effektiver zu sein, präziser zu spielen, wird man zurecht in die Spitzengruppe der Liga gehören.

Spieler im Fokus

Marcel Risse – Knoten geplatzt? Nach dem Tor wirkte er wie befreit. Dinge, mit denen er vorher kleine Schwierigkeiten hatte, klappten plötzlich. Dieser Risse wird uns noch viel Freude machen.

Matthias Lehmann – Man kann sein Spiel nicht mögen. Aber er zeigte wieder eines seiner besseren Spiel für den effzeh. Holte sich viele Bälle ab und spielte sichere Pässe meist nach vorne.

Stimmen zum Spiel
Stöger:
„ Die drei Punkte waren ganz wichtig für uns. Wir haben ja auch betont, dass es ganz wichtig wird einen Dreier mitzunehmen, um mal ein bisschen Ruhe zu bekommen.
Wir haben noch einiges zu tun. Wir haben eine sehr junge Mannschaft, die immer noch in einer Entwicklung steckt. Heute haben sie sich den Sieg erarbeitet. Das war sehr wichtig. In der Pause haben wir noch besprochen, dass wir mit der ersten Halbzeit nicht zufrieden waren und dass die Sandhäuser in der ersten Halbzeit bestimmt Substanz liegen gelassen haben und dass sich das in der zweiten Hälfte auswirken wird. Das war dann auch der Fall und ich freue mich wirklich sehr für die Jungs. Ich glaube das tut ihnen gut mal in der Meisterschaft, vor allem zu Hause, drei Punkte zu holen. Das gibt Luft, um in den nächsten Tagen wieder anständig Gas zu geben.
Wir haben Spieler, die den Unterschied ausmachen können. Wir sind ja noch in der Entwicklung und auch noch nicht so lange zusammen, so dass manche Abläufe noch nicht funktionieren.
Das Risiko wird in den nächsten Wochen noch mehr genommen, weil die Zuversicht steigen wird, weil man sich dann halt Situationen zutraut. Es ist doch klar, wenn man drei Spiele unentschieden spielt und die Erwartungshaltung sehr hoch ist, das man dann nicht diese Lockerheit und Sicherheit im Spiel hat, auch mal Risiko zu nehmen. Ich bin sehr zufrieden, dass wir die drei Punkte gemacht haben. Wir können besser spielen, dass ist ja keine Frage. Es waren trotzdem Phasen dabei wo wir sehr abgebrüht waren. Man darf nicht vergessen dass Sandhausen sehr kompakt steht und auch gegen Nürnberg im Cup weitergekommen ist. Also so einfach ist es dann halt auch nicht diese Mannschaft zu zerlegen!“

Risse:“ Die haben sich halt hinten rein gestellt. Die erste Halbzeit war sicherlich sehr zäh, auch für die Zuschauer. In der Zweiten wussten wir, dass wir weiter nach vorne arbeiten müssen, um sich Torchancen herauszuspielen und erarbeiten und konsequent aufs Tor schiessen. Geduld behalten war für die Zuschauer schwerer als für uns. Als mein Ball drin war war das Gefühl um so schöner!

Horn:“ In der 2. Halbzeit gehen wir durch das Traumtor von Marcel in Führung und danach hatten wir es auch im Griff. Die Rote Karte hat uns natürlich auch noch geholfen. Ich denke ein verdienter Sieg und auch ein Pflichtsieg, um wieder oben ran zurücken. Natürlich hatten wir in der ersten Hälfte Probleme und dann kommt dann auch ein wenig der Unmut der Fans mit Pfiffen und dann fällt es natürlich noch schwerer, aber in der 2. Hälfte haben wir es gut hinbekommen und haben Sandhausen dann auch ausgespielt.
Darauf können wir jetzt aufbauen, denn es war ein wichtiger Sieg, um oben ran zurücken und nun schauen wir was in Fürth möglich ist!“

Schmadtke:“Ich bin zufrieden und nicht nur wegen des Ergebnisses sondern weil wir insgesamt auch besser gespielt haben, als noch vor einer Woche. Natürlich war es ein dickes Brett was wir zu bohren hatten aber ich freue mich einfach, dass die Mannschaft sehr geduldig geblieben ist – auch in der ersten Halbzeit, als das ein oder andere noch nicht so gut geklappt hat – und dann in der zweiten Halbzeit mit diesem grandiosen Schuss von Marcel, sich dann auch selber so ein bisschen befreit hat.
Am Ende hätte man natürlich das noch besser spielen können aber insgesamt bin ich zufrieden mit den Dingen, die die Mannschaft heute an den Tag gelegt hat und das hat nicht ausschließlich was mit dem Ergebnis zu tun.
Mit Peter Stöger, Manfred Schmidt und mir sind neue Input-Geber da. Wir haben bestimmt auch eine andere Ansprache, das dauert dann auch mal ein bisschen bis die Jungs das verstehen, was wir eigentlich wollen. Diese Prozesse sind im Betrieb und deshalb hilft dann auch einfach mal so ein Sieg – keine Frage! Am Ende ist es wichtig, dass die Jungs wissen, dass wir versuchen ihnen zu helfen – so dass die auch Vertrauen zu uns aufbauen können.
Marcel Risse hat einfach diese individuelle Klasse, dass er sich den Ball schnappt ins Dribbling geht und drauf hält. Der Junge versteht was wir wollen.
Was ich nicht will ist, dass wir hier eine System Frage die ganze Saison an der Backe haben. Fakt ist, dass wir heute etwas offensiver aufgestellt waren. Wir haben eine etwas andere Balance gehabt zwischen Offensive und Defensive und dadurch auch ein paar Räume mehr bekommen haben, die wir vorher nicht so hatten. Ich finde zum Beispiel Pritsche hat das heute sehr sehr gut gelöst und dadurch wird dann auch das Offensivspiel lebendiger und auch schwerer ausrechenbar!“

1. FC Köln: Horn – Brecko, Maroh, Nascimento, Hector – Risse, Lehmann, Halfar (83. Thiel), Exslager (53. Gerhardt) – Ujah, Przybylko

SV Sandhausen: Riemann – Schauerte, Kister, D. Schulz, Achenbach – Kulovits (80. Löning), M. Zimmermann – Klotz (54. Stiefler), Thiede (80. Hübner), Linsmayer – Jovanovic

Tore: 1:0 Risse (55.), 2:0 Risse (78., FE)

Gelbe Karten: Halfar, Maroh, Nascimento / Linsmayer, Kister

Gelb-Rote Karte: Kister (75.)

Schiedsrichterin: Bibiana Steinhaus (Hannover)

Zuschauer: 39.000

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