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Meinung

Nach dem Abstieg: Der 1. FC Köln sollte die zweite Liga nicht unterschätzen

Beim 1.FC Köln ist man sich überwiegend einig: der Abstieg war ein Betriebsunfall. Was im Klartext bedeutet, dass der Wiederaufstieg schon beschlossene Sache ist. Doch so einfach ist es nicht: Wer die zweite Liga unterschätzt, knallt dort schnell auf dem Boden auf.

Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Beim 1.FC Köln ist man sich überwiegend einig: der Abstieg war ein Betriebsunfall. Was im Klartext bedeutet, dass der Wiederaufstieg schon beschlossene Sache ist. Doch so einfach ist es nicht: Wer die zweite Liga unterschätzt, knallt dort schnell auf dem Boden auf.

Es ist paradox: Da spielt der 1. FC Köln die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte, die für das Desaster Verantwortlichen sind entweder weg (Schmadtke, Stöger) oder übernehmen Verantwortung, indem sie vermitteln, die Schuldigen seien andere gewesen, jetzt werde aber wieder alles gut (Spinner, Wehrle). Sei’s drum, ein Jahr zweite Liga kann schon mal passieren. Schließlich steigt man schnell wieder auf, denn die Liga ist schlecht. Richtig schlecht. So schlecht, dass etwas völlig Unerwartetes passieren müsste, damit der effzeh nicht aufsteigt. Oder?

Nein. Denn so einfach wird das alles nicht funktionieren. Bei aller Kritik an der sportlichen Qualität der Zweitligavereine: Der effzeh wird als großer Topfavorit in die Saison gehen, dafür sorgen schon das Budget, Timo Horn und Jonas Hector. Das bedeutet, dass sich alle Mannschaften in den Spielen einigeln und auf Konter lauern werden. Wer gesehen hat, wie ideen- und konzeptlos die Mannschaft bereits in der laufenden Saison gegen nur halbstarke Abwehrreihen agierte, müsste hier bereits Bauchschmerzen bekommen. Dazu kommt, dass alle Mannschaften enorm motiviert sein werden, wenn sie gegen den effzeh antreten. Ob das umgekehrt auch der Fall sein wird, bleibt womöglich abzuwarten.

Die große Gefahr: Selbstbesoffenheit beim 1. FC Köln

Natürlich sind die Vertragsverlängerungen von Timo Horn und Jonas Hector extrem positiv zu sehen (wenngleich beide trotz Abstieg auch eine kräftige Verbleibssumme einstreichen, was wir an dieser Stelle nicht unterschlagen wollen). Auch die finanzielle Stärke des Klubs ist der der gesamten Liga weit überlegen. Aber die Vergangenheit zeigt, dass das keine Erfolgsgaranten sind. Auch in den Saisons 2006/2007 unter Hanspeter Latour und Christoph Daum und 2012/2013 unter Holger Stanislawski war der effzeh unter denjenigen Mannschaften, die die Spitzenetats stellten und deren sportliches Potential locker zum Aufstieg hätte reichen müssen. Vor zwölf Jahren scheiterte es an einer inkompetenten Vereinsführung, die sportlich von nichts eine Ahnung hatte und den Aufstieg ein Jahr später schlichtweg durch finanzstarke Transfers erkaufte; vor fünf Jahren scheiterte es an einem Trainer, der sportlich irrwitzige Fehlentscheidungen traf (Bröker, Maierhofer) und letztlich nur zu einer Verbesserung des Vereinsklimas beitrug.

Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images

Und auch wenn die Offiziellen es anders aussehen lassen wollen: Dieser Abstieg war kein Unfall. Er war das Ergebnis völliger Selbstüberschätzung. Geblendet von der Qualifikation für Europa ignorierten alle Verantwortlichen die schon in der Rückrunde offensichtlichen Schwächen und die Abhängigkeit von Anthony Modeste. Der Vorstand interessierte sich nicht für das, was Geschäftsführung und Trainerteam machten und war zum Jahresende immer noch verblüfft, was da alles passiert ist. Er verließ sich sportlich völlig auf Jörg Schmadtke, dessen Einkaufspolitik von einigen Beobachtern seit langem kritisch beäugt wurde, weil er an den Schwachstellen des Kaders (alle Außenpositionen, Dynamik im Zentrum) über mehrere Transferphasen hinweg nichts tat. Wie frei Schmadtke schalten und walten konnte, zeigt der katastrophale 17-Millionen-Transfer Jhon Cordobas. Schmadtke ist aber nun weg, mit einer stattlichen Auflösungssumme von drei Millionen Euro im Gepäck. Der neue Jörg Schmadtke heißt jetzt Armin Veh.

Umgang mit dem Abstieg: Ist wirklich alles so toll?

Und genau dort liegt die größte Gefahr. Mit einer Einstellung, die sich mit “Der Armin und der Markus, die werden das schon machen” beschreiben lässt, entzieht sich der Vorstand schlimmstenfalls erneut der Verantwortung. Damit ist er jedoch nicht allein. Wie der überwiegende Teil der Fans der Mannschaft am vergangenen Samstag begeisterten Applaus für die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte spendete, war extrem befremdlich. Diese Art kölscher Selbstbesoffenheit, die sich im Umfeld und der Vereinsführung breit gemacht zu haben scheint, könnte schnell dazu führen, dass sich der effzeh im Oktober im Mittelfeld der Zweitligatabelle wiederfindet. Dann werden alle wieder ratlos da stehen und sich fragen, wie das nur passieren konnte.

>>>Trügerische Stimmung beim 1. FC Köln: Kölscher Feenstaub

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